By the Sea USA 2015 – 122min.

Filmkritik

Szenen einer Ehe

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Die Jolie-Pitts spielen ein Paar in einer zerrütteten Ehe im von Angelina Jolie geschriebenen und inszenierten Psycho-Drama By the Sea.

Das New Yorker Paar Roland (Brad Pitt) und Vanessa (Angelina Jolie Pitt) reist Anfang der 70er Jahre nach Südfrankreich, wo der blockierte Schriftsteller seinen nächsten Roman schreiben will, viel raucht und trinkt, während seine Frau still vor sich hin leidet. Als im Zimmer nebenan die frisch Vermählten Lea (Mélanie Laurent) und François (Melvil Poupaud) einziehen, verbringt Vanessa ihre Tage damit, sie durch ein Loch in der Wand zu beobachten. Als Roland sie dabei erwischt, scheinen die beiden eine gemeinsame Leidenschaft gefunden zu haben.

In den USA wird By the Sea Angelina Jolies Projekt der Eitelkeit genannt. Der Film besteht aus einer Reihe von wunderschönen, aber seltsam stimmungslosen Bildern, die von der Regisseurin während ihrer Flitterwochen mit Brad Pitt letztes Jahr in Malta gedreht wurden. Ihre bedeutungsschwere Bildsprache erinnert an Michelangelo Antonionis Filme wie L'Avventura, wo die aufgewühlte See die seelische Unruhe der Figuren darstellen soll. Jolie setzt vor allem sich selbst kunstvoll in Szene, gekleidet in edelste Negligés und Designer Sonnenbrillen. Grossaufnahmen ihres Gesichts, dem eine einzige Träne über die Wange kullert und ihrer üppigen Lippen, die kleine Seufzer ausstossen, finden sich häufig.

By the Sea ist aber nicht nur eitel, der Film ist auch mutig. Jolie hätte sich und ihrem Ehemann einen viel einfacheren Film schreiben können. Eine Gangsterkomödie wie Mr. and Mrs. Smith es war, oder einen Actionfilm à la Tomb Raider, der beiden weniger abverlangt hätte. Aber Jolie macht es sich als Regisseurin nie leicht. Während eines grossen Teils dieses Films wird Französisch gesprochen, nicht nur von den französischen Schauspielern, auch von ihr und ihrem Mann. Pitt soll während Monaten Französisch gebüffelt haben, aber leider ist das Resultat nicht viel besser als sein Deutsch, das er letztes Jahr in Fury zur Schau stellte. Eine der zentralen Szenen des Films ist die Sexszene, die in der Badewanne stattfindet. Jolie hat darüber gesprochen, wie kompliziert es für sie als Regisseurin und Hauptdarstellerin war, den Schauspielern und der Crew nass und nackt Regieanweisungen zu geben.

Das Nervige an diesem Film ist aber, dass wir als Zuschauer ständig Parallelen zu den Schlagzeilen ziehen, die wir täglich über die Jolie-Pitts lesen. Wir fragen uns, ob Brad eigentlich immer noch raucht und staunen, wie gelungen Angies Busen nach der doppelten Brustamputation doch aussieht, als wir während einer Duschszene einen Blick auf ihn erhaschen. Die Jolie-Pitts sind uns besser bekannt, als unsere Nachbarn und das schadet diesem Psychodrama. Vielleicht hätte sich Angelina halt doch eine Action-Komödie schreiben sollen.

14.04.2024

3

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Kommentare

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as1960

vor 8 Jahren

Das Ehedrama "By The Sea" mit Brangelina in den Hauptrollen ist wirklich ein Drama... aber nur für den Zuschauer, der diesen monotonen, selbstgefälligen Blödsinn des Glamour-Paars über sich ergehen lassen muss. Angelina Jolie's beleidigter Schmollmund kann man kaum 2h ertragen, und wenn Brad Pitt - achtung Spoiler - am Schluss ungefähr sagt "Wir sollten aufhören Arschlöcher zu sein" hört sich das fast wie eine unfreiwillige Entschuldigung für diesen grottenschlechten Film an...Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 8 Jahren

langweilige Selbstdarstellung!


arjuna

vor 8 Jahren

Ich finde den Film sehr gelungen. Er erinnert an europäische Autorenfilme der 60er. Er ist langatmig und ruhig mit passender Musik untermalt, ästhetischen Bildern. Das ist ein Film, der einem gefällt oder nicht. Mir hat er sehr gut gefallen. Das Ehepaar spielt ausserordentlich überzeugend.


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