Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten Kanada, Irland, Grossbritannien 2015 – 105min.

Filmkritik

Hinaus in die weite Welt

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Emanzipationsgeschichte, Immigrantendrama und Romanze – Regisseur John Crowley (Boy A) und Drehbuchautor Nick Hornby adaptieren Colm Tóibíns Roman "Brooklyn" mit großem Fingerspitzengefühl und können sich auf eine beeindruckende Hauptdarstellerin verlassen, die den Film zu wunderbar ausbalanciertem Gefühlskino macht.

Die irische Provinz in den 1950er Jahren: Auf Drängen ihrer älteren Schwester Rose (Fiona Glascott) entschließt sich die junge Eilis Lacey (Saoirse Ronan), ihrer Heimat den Rücken zu kehren und in den USA nach einer besseren Zukunft Ausschau zu halten. Ein Schritt, der nicht nur ihre Mutter (Jane Brennan) bedrückt, sondern auch die Auswanderin vor große Herausforderungen stellt. Angekommen in Brooklyn, erhält Eilis in der Pension von Mrs. Kehoe (witzig und resolut: Julie Walters) ein Zimmer und tritt schon bald eine Stelle in einem Kaufhaus an. Wohl fühlt sie sich in der neuen Umgebung jedoch nicht. Erst als sie bei einem Tanzabend der irischen Gemeinde auf den charmanten Italoamerikaner Tony (Emory Cohen) trifft, beginnt sie langsam aufzublühen. Eine traurige Nachricht aus der Heimat stellt das junge Glück allerdings schon bald auf eine harte Probe.

Am Anfang steht ein Aufbruch ins Ungewisse. Unternommen von einer Frau, die gemäß den Konventionen der damaligen Zeit eigentlich einer anderen Bestimmung folgen sollte. Das wird schon in einer der ersten Szenen deutlich, wenn eine schnippische Ladenbesitzerin Eilis auf ihre familiären Verpflichtungen hinweist. Mit der Ausreise in die Vereinigten Staaten entwickelt sich die Romanverfilmung zu einer sorgsam gezeichneten Charakterstudie, die zwischen zunehmender Selbstbestimmung und alter Verbundenheit schwankt.

Anpassungsschwierigkeiten, Heimweh und Schuldgefühle verhindern eine richtige Ankunft der Protagonistin, die erst durch die Begegnung mit Tony möglich wird. Erfreulicherweise verzichtet Brooklyn dabei auf kitschig-seifiges Gehabe und lässt die beiden jungen Menschen vielmehr in sympathisch-schüchternen, unaufgeregten Szenen langsam zueinanderfinden. Parallel vermitteln Crowley und Hornby ein lebendiges Bild der amerikanischen Einwanderergesellschaft, das unter anderem durch seine sprachlichen Nuancen besticht – weshalb man den Film unbedingt im Originalton sehen sollte.

Obwohl die Handlung nach der Hälfte etwas schematischer ausfällt und der melodramatische Anteil stärker zur Geltung kommt, schlägt die vorzüglich ausgestattete Literaturadaption nicht in billige Gefühlsduselei um. Verantwortlich dafür ist vor allem die bezaubernde Saoirse Ronan, die Eilis' Zerrissenheit in ihrem eindringlich-facettenreichen Spiel jederzeit glaubhaft transportiert.

14.04.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Schön erzählte Liebesgeschichte, die einem dank einer bezaubernden Hauptdarstellerin und tollen Kostümen in die 1950er Jahre zurückversetzt. Obwohl die Handlung von Liebe nur so überquillt, ist diese kaum kitschig, bietet aber auch wenig überraschendes. Definitiv eine Empfehlung, für alle, die sich für dieses Genre interessieren.
7.5/10Mehr anzeigen


sunna

vor 7 Jahren

Wenn man von Irland begeistert ist, mag man auch den Film. Er ist äusserst naiv, melancholisch und hoffnungslos romantisch. Ganz klar ein Frauenfilm. Ich mochte ihn, ist aber bestimmt nicht für jederman interessant.


frozone

vor 8 Jahren

Geradlinig erzählte Einwanderer-Story, die kaum mit Überraschungen aufwartet. Einen Plus-Stern gibt es für den sympathischen Cast und den Verzicht auf Kitsch à la Nicholas Sparks.


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