War Dogs USA 2016 – 115min.

Filmkritik

Sympathie für Kriegsgewinnler

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die besten Geschichten schreibt das Leben. Selbst solche, die so unwahrscheinlich und unglaubwürdig klingen, dass sie einfach wahr sein müssen. War Dogs ist eine solche Geschichte, wie sie verrückter nicht sein könnte. Aber eine Komödie ist War Dogs nicht, auch wenn der Trailer das glauben machen will.

Zwei junge Männer steigen ins Waffenhandelsgeschäft ein. Weil es die amerikanische Regierung so leichtmacht, indem sie über das Internet Kontrakte anbietet. Die großen gehen an die großen Firmen, aber sogar die Krümel, die bei Geschäften mit dem Pentagon abfallen, sind Millionen wert. Schon bald verschachern David und Efraim immer größere Mengen an Waffen, aber dann wollen sie den ganz großen Deal aufreißen. Es sollen nicht länger die Krümel, sondern der ganze Kuchen sein. Doch damit übernehmen sich die zwei – so sehr, dass nicht nur ihre Freundschaft, sondern auch ihr Leben und ihre Freiheit in Gefahr sind.

War Dogs steht in der Tradition von Filmen wie Blow oder Wolf of Wall Street. Echte Menschen, eine echte Geschichte und die bange Frage, ob das in irgendeiner Weise gut enden kann. Denn während man den von Jonah Hill gespielten Efraim schnell verabscheut, ist Miles Teller als David sympathisch. Ihm wünscht man das Happyend, das eine Geschichte wie diese doch gar nicht erlaubt. Oder eben doch, das Leben hat schon wunderlichere Geschichten geschrieben.

Man sollte dem Film aber nicht mit der Erwartungshaltung einer Komödie begegnen. Die lustigen Sprüche gibt es, aber sie sind allesamt im Trailer eingesetzt. Mehr kommt nicht. Die Situationskomik ist auch überschaubar. Tatsächlich handelt es sich hier um ein echtes Drama, das vor allem von Teller und Hill getragen wird. Aber es ist auch ansprechend inszeniert. Todd Phillips hat nach den Hangover-Filmen hier sein erstes ernsthaftes Werk abgeliefert – und sich Unterstützung von Bradley Cooper geholt, der in einer sehr coolen Nebenrolle auftritt. Den emotionalen Kern bildet jedoch Teller, der hier weit sympathischer spielt als üblich, ist er normalerweise doch auf nervige Figuren festgelegt. Hier zeigt er, dass mehr in ihm steckt, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Natürlich erlaubt sich die fiktionalisierte Umsetzung dieser Geschichten Freiheiten. Zu Gunsten des Dramas, aber auch des Unterhaltungswerts ist das mehr als angemessen. War Dogs ist kein überragender, aber ein guter Film, der sich eines modernen und wichtigen Themas annimmt – noch dazu einem, von dem die wenigsten Menschen überhaupt Kenntnis haben. Sehenswert, wenn man sich bewusst ist, keine Komödie zu sehen, sondern einen Film, der mehr mit Lord of War als Hangover gemein hat.

19.02.2024

4

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Kommentare

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Deg89

vor 7 Jahren

Kein witziger Klamauk wie es der Trailer andeutet, sondern eine tiefgründige Kriegswirtschaftskritik steckt in diesem Film. Jonah Hill liefert zwar ein paar Gags, diese haben jedoch immmer einen erschreckenden Kontext und verdeutlichen gleichzeitig seine machthungrige Figur. Die eigentliche Hauptfigur und die restlichen Nebendarsteller werden allerdings größtenteils mit einen simplen, dramatypischen Handlungsbogen versehen.Mehr anzeigen


nicca23

vor 7 Jahren

Die Absurdität von Krieg und Kapitalismus wird in War Dogs durch diese völlig irrsinnige wahre Geschichte zweier eigentlich rechtschaffenen jungen Männer äusserst effektiv dargestellt. Zu jeder Zeit nimmt man den beiden Protagonisten ihre Rollen ab und kann deren Motive nachvollziehen. War Dogs rechnet gnadenlos mit unserer von Egoismus, Geldgier und Werteverlust dominierten Zeit ab und tut dies auf authentische Weise. Die "greatest nation of the world" kriegt dabei ordentlich ihr Fett ab und es bleibt dabei ein Nachgeschmack von Bewunderung und gleichzeitig Ekel für die beiden jungen Bros, die ein System ausreizen, in welchem derartige Machenschaften überhaupt möglich sind. Nach Lord of War (2005) ist War Dogs ein Antikriegsfilm der besonderen Güte.Mehr anzeigen


navj

vor 7 Jahren

Ein Film über den internationalen Waffenhandel mit herausragenden Schauspieler (Miles Teller und Jonah Hill), was will man mehr? Der Trailer versprach vieles, doch der Kinobesuch war ernüchternd.

Die Umsetzung von "War Dogs" erinnert mich stark an Martin Scorsese's "Wolf of Wall Street". Sie verfügen beide über die gleichen Beats und über ähnliche Story-Stränge. Dieses Erfolgsrezept machte Scorsese's Film beinahe zu einem Meisterwerk. Im Unterschied zu "Wolf of Wall Street" war "War Dogs" weder lustig, noch unterhaltsam.Mehr anzeigen


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