A Perfect Day Spanien 2015 – 105min.

Filmkritik

Mit Humor gegen die Kriegshölle

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Vier Entwicklungshelfer sollen in einem vom Krieg zerstörten Balkandorf die Wasserversorgung sicherstellen. Sie treffen auf ein zerstörtes Land voller traumatisierter Menschen. Die einzige Möglichkeit, um die Situation vor Ort zu ertragen: schwarzer Humor und Zynismus.

Mambrú (Benicio del Toro) ist Entwicklungshelfer und soll in einem Konfliktgebiet auf dem Balkan ein Dorf vor dem Verdursten retten. Zur Seite gestellt bekommt er Sophie (Mélanie Thierry), die voller Idealismus und Tatendrang steckt. Ganz anders der abenteuerlustige, draufgängerische "B" (Tim Robbins), den die vielen Jahren in den Krisenregionen abgestumpft und aus ihm einen Zyniker gemacht haben. Schon kurz nach der Ankunft in dem Dorf, müssen sich die Entwicklungshelfer mit UN-Bürokratie, einheimischen Kriminellen und der Ex von Mambrú herumärgern.

A perfect day basiert auf dem Roman "Dejarse Llover" der spanischen Schriftstellerin Paula Farias, die eng mit dem Regisseur des Films, Fernando León de Aranoa, befreundet ist. Im Buch nennt Farias nur "den Balkan" als Handlungsort und bleibt unspezifisch, im Film wird durch die Nennung des Jahres 1995 jedoch deutlich gemacht, dass der Bosnienkrieg der Hintergrund sein muss. A perfect day ist der erste Film von de Aranoa seit dem Drama Amador und Marcelas Rosen von 2010. Im Stile von M.A.S.H. oder Three Kings verbindet A perfect day Versatzstücke des Kriegsfilms mit satirischen Elementen und setzt der hässlichen Fratze Krieg ein schelmisches Grinsen entgegen.

Unterlegt mit einem pulsierenden und etwas zu aufdringlichen Rocksoundtrack, erleben die völlig unterschiedlichen Kollegen auf der Suche nach etwas scheinbar Belanglosem wie einem Seil quasi den Krieg und seine dramatischen Folgen für die Zivilbevölkerung am eigenen Leib mit. Ähnlich wie Robert Altmans Kultfilm M.A.S.H. liegt der Schwerpunkt des Films dabei aber ganz klar auf dem gepfefferten Witz sowie den spritzigen Dialogen und Wortgefechten, die es in sich haben, anstatt auf Kriegs- oder Kampfszenen.

Anhand der leidenden sowie zutiefst verunsicherten Bevölkerung und des maroden Landes, zeigt Regisseur de Aranoa die hässliche Fratze des Krieges, bei dem die Leidtragenden immer die unbeteiligten Bewohner sind. Mit beißender Ironie begegnen die Kollegen (allen voran "B") dabei der dramatischen Situation vor Ort - und die Gags zünden auf ganzer Linie. Vor allem Tim Robbins hat als ergrauter, hämischer Draufgänger, der immer auf der Suche nach dem neuesten Kick ist, etliche Lacher auf seiner Seite. Der Humor des Films ist dabei mitunter derart ätzend scharf, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Dies alles stellt aber ein legitimes Mittel dar, um die Grauen des Kriegs einigermaßen zu ertragen. Die wichtigste Erkenntnis: Bürokratie und die durch die Politik auferlegten Verbote sind oft der Ursprung allen Übels.

19.02.2024

4

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Kommentare

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as1960

vor 8 Jahren

4 Entwicklungshelfer versuchen, in einem vom Krieg zerstörten Balkandorf ein Seil aufzutreiben, um eine Leiche zu bergen. Dies ist die Story von "A Perfect Day". Hört sich unspektakulär an, aber die Begegnungen mit verstörten Menschen, mit Bürokratismus und Kleinkriminellen ist wundbar eingefangen. Und dass der Film so gut unterhält, liegt an dem schwarzen Humor der Protagonisten, ohne den der traurige Alltag kaum zu ertragen wäre. Ganz starke Leistungen von u. a. Benicio del Toro und Tim Robbins. Ein aussergewöhnlicher Film, der den Spagat schafft, gleichzeitig zu unterhalten und zum Nachdenken zu animieren.Mehr anzeigen


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