A Bigger Splash Frankreich, Italien 2015 – 125min.

Filmkritik

Ärger im Urlaubsparadies

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Vier Menschen geraten unter der gleißenden Sonne des Mittelmeers in einen gefährlichen Strudel aus Eifersucht und sexueller Anziehung. Davon handelt das Psychodrama A Bigger Splash, mit dem der Italiener Luca Guadagnino (Io sono l'amore) Jacques Derays La piscine von 1969 seine Ehre erweist.

Nach einer Stimmband-OP will sich die erfolgreiche Rocksängerin Marianne (Tilda Swinton) mit ihrem Partner, dem Filmemacher Paul (Matthias Schoenaerts), auf der Mittelmeerinsel Pantelleria von den Strapazen erholen. Zeit zum Entspannen findet das Paar allerdings nur kurz, denn plötzlich stehen der überschwängliche Plattenmanager Harry (Ralph Fiennes), mit dem Marianne einst liiert war, und dessen Tochter Penelope (blass: Dakota Johnson) vor der Tür und drängen sich als Gäste auf. Während das Quartett die folgenden Tage gemeinsam verbringt, kochen alte Leidenschaften und Eifersüchteleien langsam hoch.

Der Titel des Films zitiert ein Gemälde des britischen Künstlers David Hockney, auf dem ein Swimmingpool mit aufgewühlter Wasseroberfläche zu sehen ist. Als inhaltliche Inspirationsquelle diente den Machern der Erotikthriller La piscine, dessen Protagonisten – unter anderem gespielt vom Ex-Liebespaar Alain Delon und Romy Schneider – bis auf kleine Abänderungen dieselben Namen tragen wie die Hauptfiguren in A Bigger Splash. Angelehnt an die schwül-knisternde Atmosphäre des 60er-Jahre-Streifens, beschwört Guadagnino von Anfang an ein luftig-leichtes Mittelmeergefühl, das in sonnendurchfluteten, klaren Bildern und spärlicher Bekleidung zum Ausdruck kommt. Schöne Menschen machen hier auf Dolce Vita, verheddern sich allerdings in ihren eigenen Sehnsüchten und Neurosen.

Die Grundkonstellation könnte reizvoller nicht sein: Der dampfplaudernde, ständig aufgekratzte Harry, den Ralph Fiennes mit ungebremster Energie zum Besten gibt, trifft auf seine frühere Freundin Marianne, die nach ihrer Operation ironischerweise nur über Mimik und Gestik kommunizieren kann, und den zurückhaltenden Paul, der stets ein wenig nachdenklich erscheint. Beste Voraussetzungen für packende Psychospielchen. Doch Guadagnino und Drehbuchautor David Kajganich spitzen die aufkeimenden Spannungen eher behäbig zu. Immer wieder muss der Zuschauer Leerlaufphasen überstehen. Und die Zeichnung der Figuren wirkt trotz diverser Rückblenden ein wenig oberflächlich. Warum zum Beispiel Paul vor kurzem Selbstmord begehen wollte, wird nie geklärt.

Auch wenn eine Eskalation irgendwann nicht mehr abzuwenden ist, dürften am Ende vor allem die schönen Landschaftsbilder und Ralph Fiennes als entfesselte Rampensau in Erinnerung bleiben.

19.02.2024

3

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Kommentare

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theboch

vor 7 Jahren

as1960 hat absolut Recht. Kann auch nur zustimmen. Der Film ist extrem gut gedreht - wunderbare Bilder - das mediterrane Flair wird super transportiert. Aber die Figuren nerven nach einer Weile wirklich nur noch... vielleicht war auch genau das Absicht? Denn nicht zuletzt durch diese gegenseitige "Nerverei" entwickelt sich der Film auch zu seinem Finale.Mehr anzeigen


elam1947

vor 7 Jahren

as1960 hat völlig recht.


wauwauwau

vor 7 Jahren

Der Start der Geschichte ist genau so spannend wie die karge Umgebung, in der die Geschichte spielt. Alle langeweilen sich ein bisschen und jeder erträgt jeden. Mit zunehmender Dauer wird nicht nur die Geschichte spannend, sonder auch Fiennes und Swinton sind zeiteise über ihrer normalen Klasse. Die Mick Jagger Einlage oder die Tanzszene in der Bar sind kurze Glücksmomente. Der pendelt sich irgendwo zwischen "Swimming Pool" von François Ozon mit Charlotte Rampling und "Two Faces of January" mit
Viggo Mortensen, Kirstin Dunst und Oscar Isaac. Wer diesen Stiel mag, bekommt genüssliches Kino geboten.Mehr anzeigen


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