Yves Saint Laurent Frankreich 2014 – 101min.

Filmkritik

Neues aus dem Biopic-Outlet

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

YSL – es gibt nur wenige Initialen, die so synonym verwendet werden für Luxus und Stil wie die Anfangsbuchstaben des Modemachers Yves Saint Laurent. Weltweit wird er als kreatives Genie verehrt, seine Kreationen haben die Modewelt langfristig geprägt. Jetzt hat Regisseur Jalil Jespert das Leben des Designers auf die Leinwand gebracht.

Mit nur 21 Jahren ist Yves Saint Laurent bereits Assistent des Modeschöpfers Christian Dior. Als dieser unerwartet verstirbt, übernimmt er die künstlerische Leitung des renommierten Modehauses. Schon bald lernt er den Unternehmer Pierre Bergé kennen und lieben, die beiden gründen ein eigenes Label – und legen damit den Grundstein für ein legendäres Modeimperium. Aber es dauert nicht lange und es kommen die ersten Schaffenskrisen und Drogenabstürze des Designers, was nicht nur die Zukunft des Unternehmens gefährdet.

Der französische Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor Jalil Jespert hat mit Yves Saint Laurent versucht, das Leben des depressiven Genies in eine dramaturgische Form zu gießen – und ist dabei gehörig in die Biopic-Fallen getreten. In erster Linie geht Jespert zu ehrfürchtig an die Person Laurent heran, brav werden alle wichtigen Stationen des Lebenslaufs abgearbeitet, dazwischen werden ein paar Anekdoten erzählt. Doch dass Helena Rubinstein und Elizabeth Arden bei der Modenschau nicht nebeneinander sitzen dürfen, ist zwar amüsant, aber beim besten Willen nicht mehr als eine Fußnote in Laurents Leben.

Und so hangelt sich der Film in Hochglanzmagazin-Optik von Station zu Station, ohne jemals eine Tiefe zu entwickeln. Selbst als die Phasen der Drogenabhängigkeit und der Zweifel beginnen, sind die Abgründe wie mit Netz und doppeltem Boden gezeichnet, die Momente des Kontrollverlustes verströmen hier lediglich die destruktive Kraft des Falschparkens. Hier wird auf ganzer Linie zu viel verschenkt, selbst dramaturgische Möglichkeiten für Rivalitäten bleiben ungenutzt – so ist Karl Lagerfeld letztlich nur ein Cola-Light-Clown am Rande. Überhaupt werden viele Charaktere nur kurz eingeführt, abgehakt und dann nicht mehr weitererzählt.

Einziger Lichtblick ist Pierre Niney als Yves Saint Laurent. Er schafft es, seiner Figur die nötige Komplexität zu verleihen – wenn er mit einem Finger seine Brille auf der Nase hochschiebt, erzählt das mehr von der Verzweiflung Laurents, als die Inszenierung es überhaupt vermag. Der größte Fauxpas ist jedoch, dass Jespert es verpasst, dem unkundigen Zuschauer nahezubringen, warum Laurents Kreationen überhaupt als so bahnbrechend galten, warum seine Kollektion die Modewelt verändert haben. Und somit hat der Film genau betrachtet eigentlich gar nichts erzählt. Auch wenn es mitunter schön aussah.

27.03.2014

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Kommentare

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Janissli

vor 5 Jahren

Bot zwar einen spannenden Einblick in das Leben von YSL wirkte aber teilweise etwas matt und langweilig.


uhubaden

vor 9 Jahren

Schade dass die Sexorgien unnötig in die Länge gezogen wurden. Andere interessante Aspekte wurden dafür ganz weggelassen.


silvy7

vor 9 Jahren

Sogar in Französisch mit Untertiteln und ohne Vorkenntnisse über Laurent sehenswert.


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