Wish I Was Here USA 2014 – 107min.

Filmkritik

Krise unter Palmen

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Zach Braffs zweite Regiearbeit sieht einen Familienvater und Schauspieler in der Sackgasse.

Zehn Jahre hat uns Zach Braff auf seinen zweiten Film warten lassen. Und dann tut er in dessen ersten Zügen gleich alles dafür, dass sich der Zuschauer sofort wiederfindet im fantasievollen Universum des ehemaligen Scrubs-Stars, in der verwirbelten Luft seines Debüt Garden State. Wish I Was Here startet nämlich ebenfalls mit einer Traumsequenz. Dieses Mal stürzt man nicht in einem Flugzeug ab, sondern rennt mit einem futuristischen Ritter durch eine märchenhaft besonnte Landschaft.

Ein Tagtraum ist das, eine ins Erwachsenenalter verschleppte Kindheitsfantasie von Aidan (Braff), die schnell der Realität zu weichen hat. Die da so aussieht: Mit seiner Frau Sarah (Kate Hudson) hat er keinen Sex mehr. Bei seinem Vater Gabe (Mandy Patinkin) ist der Krebs wieder ausgebrochen. Die Kosten für die jüdische Schule, auf welche die Kinder gehen, kann der chronisch arbeitslose Schauspieler nicht stemmen. Und sein Bruder, ein Genie ohne Strebsamkeit, will weiterhin nichts vom Rest der Familie wissen. Hand aufs Herz: Bei wem kämen da nicht auch Sackgassengefühle auf?

Aidan ist verständlicherweise mit dem Latein am Ende, ersucht gar spirituellen Rat. Doch erst der unorthodoxe Heimunterricht, den er Tochter Grace (Joey King) und Sohn Tucker (Pierce Gagnon) gibt, lässt ihn schrittweise den gordischen Knoten seiner Lebenskrise lösen.

Musiker kennen ihn: Den Zugzwang des zweiten Albums, wenn das erste ein Meisterwerk war. Zach Braff hat sich ein Jahrzehnt Zeit genommen, seinem bereits zum Kultfilm avancierten Indie-Bijou Garden State einen Nachfolger zu zimmern. In monetären Belangen half ihm die Community da kräftig mit: Die Hälfte der sechs Millionen Dollar Kosten brachten über 46'000 Spender via Crowdfunding-Plattform Kickstarter zusammen.

Aus der Kohle hat Braff einen Film gemacht, der ihn als Komödienschauspieler im Element sieht. Der Kern der Geschichte aber ist offensichtlich ein ernsthafter. Es geht um zerrüttete Familienverhältnisse, mit dem sterbenden Grossvater/Vater als zentraler, verbrämter Figur. Es geht um unerfüllte Erwartungen und die Angst wahrer Gefühlsbekundung. Es geht um Vergebung und spirituelle Wegweisungen. Es geht um grosse Lebensfragen. Und herrje, dann auch noch um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Kurzum: Etwas viel will da Braff in diesen Film stecken, bei dem irgendwann hinter fast jeder narrativen Ecke ein Glückskeks-Aphorismus zu lauern scheint.

Aber: Braff und sein Bruder Adam waren auch nicht gerade sparsam darin, wunderbar skurrile und bezwingend simple Ideen in ihr Skript einzubauen, die dem Film enormen Charme und Herz verleihen. Nimmt man sich diese Szenen heraus, ergibt dies zwar nur ein episodenhaftes Kinoerlebnis. Dass dieses trotzdem genug Wärme abstrahlt, ist bemerkenswert genug, um den trauten Bekannten den Film im Zweifelsfall eben doch weiterzuempfehlen.

19.02.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Feinfühliges Familien Drama mit Skurrilem-Fantasy Touch.Mandy Patinkin bekannt aus Homeland spielt den Krebskranken Vater grandios,dafür gibts 3.1/2 Sterne von 5


ElizeH

vor 9 Jahren

simple, basique, mais efficace et touchant.


seeyouto

vor 9 Jahren

Eigentlich freute ich mich auf eine Komödie. Aber was war dass denn....? Wenig cool für mich.


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