Walking on Sunshine Grossbritannien 2014 – 97min.

Filmkritik

Schaler Prosecco

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Es ist ein ungeschriebenes Partygesetz: Zu fortgeschrittener Stunde und mit erhöhtem Alkoholpegel wird tief in die Plattenkiste gegriffen und verstärkt auf alte Songs gesetzt, die jeder Gast textsicher mitträllern kann, um so die Stimmung wirksam anzuheizen. Doch was im privatem Rahmen nach drei Gläsern Bowle wunderbar funktioniert, ist nicht zwangsläufigerweise auch ein Erfolgsrezept für das Kino.

Während eines Italienurlaubs hatte Taylor (Hannah Arterton) einen heißen Flirt mit dem attraktiven Raf (Giulio Berruti). Doch Taylor hat sich gegen die Liebe entschieden und ist nach England zurückgeflogen, um sich ihrem Studium zu widmen. Drei Jahr später kehrt sie an den kleinen Ort zurück, denn ihre Schwester Maddie (Annabel Scholey) hat sich dorthin zurückgezogen – und verliebt. Und impulsiv wie Maddie ist, will sie ihren neuen Schwarm auch gleich heiraten. Taylor fällt aus allen Wolken, als sie den Verlobten ihrer Schwester sieht: Es ist ihre alte Liebe Raf. Um das Glück ihrer Schwester nicht zu gefährden, beschließen Taylor und Raf, dass ihre frühere Affäre geheim bleiben muss. Und so nimmt das Gefühlschaos seinen Lauf.

Mamma Mia war 2008 eine der großen Kinoüberraschungen – hochkarätig besetzt und charmant inszeniert war das ABBA-Musical das Paradebeispiel für eine gelungene Kombination von Musik und Kino. Jetzt versucht sich das Regie-Duo Max Giwa und Dania Pasquini an einem Musical, dessen Parallelen zu Mamma Mia sich nicht verleugnen lassen: Anstelle einer pittoresken griechischen Insel spielt Walking on Sunshine in der Kulisse Italiens, statt ABBA-Klassikern gibt es 80er-Jahre-Kracher und natürlich dreht sich auch hier ein vertracktes Liebeskarussell. Durch Altbekanntes soll hier eine Vertrautheit hergestellt werden – was dem Film aber letztlich zum Verhängnis wird.

Schon die Personenkonstellation kommt nicht über die Komplexität von Vorabendserien hinaus: Eine kluge und besonnene Protagonistin, eine leicht schnippische und unreflektierte Schwester, eine lustige dicke Freundin und ein wunderschöner und einfühlsamer Traumtyp. Das emotionale Hin und Her, das sich daraus entwickelt, ist dementsprechend vorhersehbar. Daher versucht man, die fade Geschichte mit ein paar Gesangseinlagen zu kaschieren, doch gerade dabei fehlt es Walking on Sunshine an Verve und Augenzwinkern.

Bei Mamma Mia ist es der britischen Autorin Catherine Johnson gelungen, die Songs auch auf textlicher Ebene in eine logische Reihenfolge zu bringen, so dass sie tatsächlich eine Geschichte erzählen. Bei Walking on Sunshine dient die Songauswahl lediglich der Verschlagwortung von Situationen, wenn z. B. mit Madonnas Holiday der Urlaub eingeleitet wird. Ähnlich uninspiriert ist die gesamte Songauswahl geraten: Wenn die Mädels vor der Hochzeit zu Girls Just Wanna Have Fun feiern und die Jungs zu Wild Boys von Duran Duran durch die Nacht jagen, ist das herzlich wenig subtil.

Walking on Sunshine schafft es tatsächlich, ein ganzes Musikjahrzehnt brachial auf ein gutes Dutzend abgenudelte Gassenhauer herunterzubrechen. Das Problem ist dabei, dass die Ohrwurm-Parade einzig dazu dienen soll, sentimentale Jugenderinnerungen heraufzubeschwören. Das mag bei einem geselligen Karaokeabend auch seine Berechtigung haben, im Kino ist das jedoch so prickelnd wie schaler Prosecco.

16.04.2024

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Kommentare

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seeyouto

vor 9 Jahren

Ein Wohlfühl-Movie. Ist entspannend, sogar berührend...... gute Besetzung und echt passende Songs zur Geschichte. Analisiert nicht zuviel und geniesst einfach..............


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