Una Noche Sin Luna Argentinien, Uruguay 2014 – 80min.

Filmkritik

Gemeinsam einsam

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

In Una Noche Sin Luna versuchen drei Männer auf dem Weg in eine Kleinstadt, der Einsamkeit zu entfliehen. Mit viel Gespür für das Innenleben der Figuren, gelingt ein nachdenkliches, tragikomisches Episodendrama.

Silvesternacht irgendwo in Uruguay: Drei Männer begeben sich auf den Weg in eine Kleinstadt: der Taxifahrer César (Marcel Keoroglián), der endlich wieder einen Abend allein mit seiner Tochter verbringen will. Ein Berufszauberer (Roberto Suárez), der eigentlich ins Gemeindezentrum des Ortes zu einem Auftritt möchte. Auf dem Weg dorthin zwingt ihn eine Autopanne aber, die Nacht auf einer Landstraße mit der ebenfalls einsamen Mautbeamtin Laura zu verbringen. Und schließlich der Sänger Miguel Angel (Daniel Melingo), der in jenem Gemeindezentrum sein Comeback feiern will. Sie alle verbindet der Wunsch, der Einsamkeit zumindest in der Silvesternacht zu entfliehen.

Es sind vor allem die Nord- und Südamerikaner, die ein besonderes Gespür für Episodenfilme und die Wesenszüge ihrer Filmfiguren haben und am Ende die einzelnen Geschichten kunstvoll miteinander verweben. Hier sind besonders der Mexikaner Alejandro Iñárritu (Amores Perros, Babel) oder der Amerikaner Robert Altman (Short Cuts) zu nennen. Zu den führenden südamerikanischen Regisseuren muss man neben dem Argentinier Carlos Sorin (Historias Minimas) nun auch Germán Tejeira zählen, der mit Una Noche Sin Luna ein wirkungsvolles und zutiefst melancholisches Episoden-Drama vorlegt.

Una Noche Sin Luna ist ein liebevoller und berührend umgesetzter Film, das zeigt sich an der Liebe fürs Detail beim Trickfilm-Plakat zum Film und dem animierten Vorspann, der bereits einen Blick vorweg nimmt und die Protagonisten als Zeichentrickfiguren präsentiert. Die drei Geschichten, die der Film erzählt, sind kurz gehalten. Der Film ist nach 75 Minuten bereits vorbei, dennoch genügt die kurze Laufzeit, um dem Zuschauer zu verdeutlichen, dass die drei Hauptfiguren - allesamt auf der Suche nach menschlicher Wärme zumindest für diese eine Nacht im Jahr – sympathische Wesen mit liebenswerten Macken sind.

So liegt dem Zauberer mehr an seinem kleinen, weißen Kaninchen als an Menschen und Sänger Miguel scheint sich nicht daran zu stören, dass ihm bei seinem Auftritt niemand Beachtung schenkt, geschweige denn zuhört. Diese Szenen sind gleichsam tragisch wie komisch, was die gesamte Stimmung des Werks sehr gut auf den Punkt bringt: als Betrachter kann man sich eines Schmunzelns oft nicht erwehren, auch wenn die Situationen für die Männer alles andere als heiter sind. Aber dass im Tragischen ja auch etwas Komisches oder sogar Positives liegen kann, ist bekannt und diese Erfahrung macht Miguel am Ende, wenn plötzlich der Strom ausfällt und die Lichter ausgehen. Dies stellt im Übrigen den roten Faden des Films dar: immer wieder wird es ganz plötzlich finster, getreu dem Filmtitel der "mondlosen Nacht".

19.02.2024

4

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Kommentare

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zuckerwättli

vor 8 Jahren

Am ZFF gesehen und da hat er sehr gut gefallen - absolut sehenswert.


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