The Grand Budapest Hotel Deutschland, Grossbritannien, USA 2014 – 99min.

Filmkritik

Menschen im Hotel

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg bereitet ein Kunstdiebstahl dem Concierge Gustave grosse Sorgen: Ralph Fiennes & Co. im neuen Film von Wes Anderson, mit dem die 64. Berlinale eröffnet wurde.

In den 1930er Jahren war das Grand Budapest Hotel eine florierende Institution, alles was Rang und Namen hatte kehrte dort wie selbstverständlich ein und aus. Die gute Seele des Hauses war Concierge Monsieur Gustave (Ralph Fiennes), der den Gästen jeden Wunsch von den Augen ablas – noch bevor diese ihn überhaupt hatten. Und besonders für die älteren Damen hat Gustave ein ganz besonderes Entspannungsprogramm parat. Als die wohlhabende Madame D. (Tilda Swinton) stirbt, vermacht sie ihm ein wertvolles Renaissancegemälde – sehr zum Unmut ihres Sohnes Dimitri (Adrien Brody). Kurzerhand schnappt sich Gustave das Gemälde und macht sich gemeinsam mit dem Pagen Zero aus dem Staub. Doch Dimitris Scherge ist ihnen schon bald auf der Spur.

Anderson verlagert diesmal seinen eigenwilligen Kosmos in ein vergangenes, imaginäres Osteuropa, genauer gesagt in eine Hotellobby, die von seinen gewohnt skurill-liebenswerten Figuren bevölkert wird. Und bis in die kleinste Nebenrolle sind die Figuren hochkarätig besetzt. Die Geschichte erinnert dabei ein wenig an "Gosford Park", gemischt mit einer Prise "Prison Break", alles im Look von "Charly und die Schokoladenfabrik". Überhaupt beeindruckt The Grand Budapest Hotel vor allem mit seiner visuellen Opulenz: die pittoreske Szenerie, die detailverliebte Ausstattung und die gelungenen Kostüme und Masken, all das ist bewusst auf die Spitze getrieben, ohne erdrückend zu sein.

Und glücklicherweise vergisst Anderson über die gelungene Optik das Erzählen nicht. Temporeich und mit einer guten Portion Humor entfaltet sich das absurde Eigenleben des Hotels, immer stilvoll zusammengehalten von der wunderbaren Figur des feingeistigen, aber durchaus gewieften Concierges Gustave. Überhaupt findet Anderson zwischen all den grellen Farben immer wieder zu den dramaturgisch leisen Zwischentönen zurück. Angesiedelt zwischen zwei Weltkriegen legen sich ganz subtil die Schatten der drohenden Katastrophe auf das skurrile Katz-und-Maus-Spiel. Zwar ist The Grand Budapest Hotel deutlich mehr Komödie als Tragödie, doch die hintersinnige Dimension offenbart sich erst auf den zweiten Blick. Ein Film wie ein gutes Vier-Sterne-Hotel, in dem das Personal die Bedürfnisse der Gäste schon immer etwas vorher weiss.

18.02.2024

4

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Kommentare

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cathline2

vor 4 Jahren

Flotte Story in einer vergangenen Zeit mit Humor erzählt.


philter

vor 7 Jahren

irgendwo zwischen Terry Gilliam's "Brazil" Altman's "Gosford Park" und Alan Parker's "Road to Wellville" - skurril und GROSSARTIG!!!


Schlosstaube

vor 8 Jahren

Mir hat der Film gar nicht gefallen! Bin bei Halbzeit geflüchtet....


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