Sahara Salaam Deutschland 2014 – 112min.

Filmkritik

Fahren und filmen

Filmkritik: Eduard Ulrich

Zehn Jahre lang fuhr Wolf Gaudlitz auf eigene Kosten mit Kamera und überdimensionalem Wohnmobil durch die Sahara und angrenzende Gebiete. Was ihm Sehenswertes vor die Linse geriet, zeigt er in einer Art Bildreportage. Recherche ist nicht sein Ding, er opereriert nach der Methode "Picasso". Eine konkrete Aussage über den Filmtitel hinaus, liegt ihm anscheinend nicht am Herzen und schon gar nicht auf der Zunge: Seine meist selbstreflexiven Kommentare helfen selten, die Bilder besser zu verstehen. Wer einen Dia-Abend vom letzten Urlaub im Bekanntenkreis schätzt, wird nicht enttäuscht.

Wolf Gaudlitz ist ein sympathisches Original. Der 1955 geborene Bayer, vielfältig ausgebildet und multikulturell erprobt, tourt seit 1999 in einem 12Tönner vorwiegend durch Afrika. Die Ladefläche seines "Cinemobils" beherrbergt eine große Leinwand. Dann und wann wird die ausgeklappt, und das Volk am Orte kann darauf einen Film sehen. Welche Filme Gaudlitz im Repertoire hat, gibt er zwar nicht preis, aber einmal sieht man Pinguine in der Antarktis - ein Kontrastprogramm zu den meist unter Hitze und Trockenheit Leidenden. Gaudlitz fördert die Filmkultur auf eigene Kosten.

Auch sein neuer Film entstand ohne große Förderung, einzig die Ausrüstung bekam er geschenkt. Eine Hürde in den Gremien der Filmförderung war wohl sein Konzept: Fahren und filmen. Das Wort Planung fällt nicht, wenn Gaudlitz von Zeit zu Zeit in die Kamera spricht. Seine Dramaturgie ist die Chronologie und der Zufall. Zehn Jahre lang reiste er so herum und dreimal besuchte er neben vielen anderen Orten das selbe Dorf, wo er jeweils ein und das selbe Mädchen (am Ende ist es eine junge Frau) im Kreise seiner Freundinnen präsentiert und auch eine Liebeserklärung an sich einfängt.

Wenn man im Abspann liest, dass er der Familie für diese junge Frau dankt, könnte man meinen, er hätte nun eine für sich gefunden. Ist es peinlich, wenn derart Privates in die Welt hinausgeschickt wird? Ist es gegenüber der Afrikanerin taktvoll? Immerhin ist das eine konkrete Angelegenheit im sonst auf die Bilder setzenden Werk. Die Kommentare sind oft selbstreflexiv, liefern selten Hintergrundinformationen. Die sind aber wahrscheinlich auch meist nicht nötig: Das Leben in den von Gaudlitz besuchten Gegenden scheint einfach zu sein, Städte sind nicht seine Sache.

Vielleicht wird diese Art Film von späteren Generationen dereinst zum neuen Standard der Filmreportage erkoren, nach heute gültigen Maßstäben kann man mit dem Werk trotz seiner erfrischenden Unkonventionalität nicht zufrieden sein.

02.03.2024

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