Königin der Wüste Marokko, USA 2015 – 128min.

Filmkritik

Vom Winde verweht

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Es scheint, als würden dieses Jahr auf der Berlinale Frauen gern in ungastliche Landschaften aufbrechen: Nachdem Juliette Binoche im Eröffnungsfilm Nobody Wants the Night bereits die Arktis durchquerte, schickt Werner Herzog in seinem Wettbewerbsbeitrag Queen of the Desert Nicole Kidman in die Wüste.

Gertrude Bell ging als "weiblicher Lawrence von Arabien" in die Geschichte ein. Die Historikerin, Schriftstellerin und Angehörige des britischen Geheimdienstes erkundete während der 1910er Jahre auf eigene Faust das damals zusammenbrechende Osmanische Reich. Mit ein paar Gefolgsleuten durchkämmte sie auch die Wüste auf der Suche nach den Beduinen, um ihr Leben und ihre Kultur zu erforschen. Schon bald gewann sie den Respekt der muslimischen Würdenträger und wurde so zur Vermittlerin zwischen dem Orient und dem British Empire und war um 1920 maßgeblich an der politischen Neuordnung des Nahen Ostens beteiligt.

Mit Filmen wie Aguirre – Der Zorn Gottes und Fitzcarraldo hat sich Werner Herzog den Ruf eines kompromisslosen Regisseurs erarbeitet. Mit Queen of the Desert zeigt er sich jedoch etwas altersmilde. In der ersten Hälfte des Films konzentriert er sich vor allem amouröse Aspekte von Bells Biographie. Die Liebesgeschichte zwischen Nicole Kidman als Getrude Bell und James Franco als Mitarbeiter der Britischen Botschaft in Teheran bewegt sich dabei immer gefährlich nah an der Grenze zum Kitsch. Schmachtende Blicke, sehnsüchtige Finger und ungeholfene Gesten – Herzog reizt die Klaviatur des Verlangens bis aufs Äußerste aus, immer kurz davor, den Bogen zu überspannen.

Doch glücklicherweise hat er nicht seinen Sinn für skurrile Momente vergessen. Und so lässt er die beiden Liebenden in einem heiligen Turm, auf dessen Dach die Toten den Geiern geopfert werden, ihren ersten Kuss erleben. Es sind solche Augenblcike, die Queen of the Desert zwar vor der Belanglosigkeit bewahren, es aber auch nicht schaffen, den Film gänzlich zu tragen. Denn wie in den weiten Wüstenlandschaften, die als Seelenraum der Figuren verstanden werden sollen, herrscht oftmals auch eine große Leere in der Dramaturgie. Ohne große Spannungsbögen weht die Geschichte gleichmäßig daher wie der Sand über die Dünen, in manchen Momenten sind nur die Schreie der Dromedare das einzig Beunruhigende auf der Leinwand.

Und doch vermag Herzog mit diesem unaufgeregten Erzählfluss letztlich zu überzeugen. Denn trotz dramaturgischer Hänger lebt Queen of the Desert vor allem von seinen Bildern, die mit ihrer epischen Schönheit etwas besonders beschwören: die Poesie des Kinos.

16.06.2015

3

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Kommentare

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tuvock

vor 8 Jahren

Wenn der 1942 geborene Werner Herzog einen Film dreht ist es oft was Besonderes. Damals schon, 1979, hat er mit „Nosferatu – Phantom der Nacht“ etwas Einzigartiges geschaffen, nun kommt sein neuere 126 Minuten Film ins Kino. Langgezogen, eine gute Story, eine gute Darstellerin, und wie immer bei seinen Filmen, viele Szenen langgezogen und etwas langweilig.

Hier spielt Oberzicke Nicole Kidman, im Film nicht aber in echt ist sie 'ne Zicke, die berühmte Gertrude Bell. Deren Familie übrigens hat in Australien Grundstücke im Wert von 100. 000 Km², ja kein Scherz das ist größer als Ungarn. Nur die Königin von England hat mehr Grundbesitz und das weltweit, die hat Ländereien in 32 Ländern der Erde.

Um was geht es in dem Film? Die 1868 geborene Historikerin Gertrude Bell wächst als Tochter eines reichen Industriellen auf und ist eine der wenigen Frauen, die zu jener Zeit in Oxford studieren durften. Später reist sie nach Teheran und erkundet als Forschungsreisende das Osmanische Reich. In Kairo, Bagdad und Basra lernt sie Sprachen, übersetzt Literatur und begegnet muslimischen Würdenträgern. Nach dem Ersten Weltkrieg ist sie als Angehörige des britischen Geheimdienstes an den Grenzverhandlungen in der Region beteiligt.

Ja es ist ein Film der natürlich Geschmackssache ist, James Franco übrigens spielt Henry Cadogan und ich muss sagen, man hatte ihn sogar nicht erkannt, er hat in dem Film irgendwie so eine nette Art, so eine einfache so eine verliebte Art, HENRY hat sich ja in GERTRUD verliebt und starb dann und sie war am Boden zerstört. Gut war auch Robert Pattinson als Oberst LAWRENCE der ja als Lawrence von Arabien bekannt wurde.

Diese Gertrud gab es wirklich. Gertrude Margaret Lowthian Bell, sie lebte von 1868 - 1926 war eine britische Forschungsreisende, Historikerin, Schriftstellerin, Archäologin, Alpinistin, politische Beraterin und Angehörige des Secret Intelligence Service im Ersten Weltkrieg. Aufgrund ihrer auf einer Reihe von Reisen gewonnenen Kenntnisse des Nahen Ostens spielte sie ebenso wie der als Lawrence von Arabien bekannt gewordene Thomas Edward Lawrence während des Ersten Weltkriegs und danach eine große Rolle in der politischen Neuordnung dieser Region. Bereits 1917 wurde sie für ihre Leistungen mit dem Order of the British Empire (CBE) ausgezeichnet. Als zunächst inoffizielle Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes, später als politischer Verbindungsoffizier und Orientsekretärin war sie maßgeblich an der Gründung des heutigen Iraks beteiligt und gehörte zu den engen Vertrauten des irakischen Königs Faisal I. Auch an der Entstehung des Irakischen Nationalmuseums in Bagdad hatte sie wesentlichen Anteil.

Und Lawrence von Arabien gab es auch. Thomas Edward Lawrence, der lebte von 1868 – 1935, bekannt als Lawrence von Arabien, war britischer Offizier, Archäologe, Geheimagent und Schriftsteller. Bekannt wurde Lawrence vor allem durch seine Beteiligung an dem von den Briten forcierten Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkrieges.

Und ich muss sagen, Pattinson passt nur leidlich in die Rolle, aber das liegt wahrscheinlich dass ich auf den Schauspieler vom alten Film, Peter O’Toole geprägt bin. Aber zurück zum Wüstenfilm, der ist nett, hat super Landschaftsaufnahmen aber wenn Ich das sehen möchte, dann würde ich eher eine Doku sehen. Am Filmset hatte Kidman ein Dromedar das sie Barbie genannt hat auf dem sie geritten ist. Und für den Film hat sie reiten gelernt auf einem Dromedar, übrigens Naomi Watts ist vorgesehen worden aber ich glaube Kidman ist besser. Die passt super, spielt auch ein Mädchen zwischen 20 und 40 Jahren und sieht immer gleich aus wie 40, einfach super. Oder Jude Law der von Franco ersetzt wurde, der hätte auch gut gepasst, aber Franco spielt besser weil er dauernd ein verliebtes lachendes Gesicht hat, das passt wirklich sehr gut und ist sehr neu und innovativ. 110 Minuten hätte der Film dauern sollen, und 126 Minuten hat er dann gedauert im Kino.

England und Marokko sind die Drehorte gewesen wirklich ein schönes Land. Wieso ist der Film teilweise so fade, wieso hat er Szenen wo man sich denkt, he wann geht es weiter, ja so arg nicht aber ein bisschen halt. Wie kann damals bitte eine Frau so ständig auf der Suche sein nach was neuem, ich würde bei der Hälfte der Dinge schon aufgegeben haben. Ja eine mutige Frau halt. Ein nettes Biopic, eines von einer Frau, was eh gut ist aber leider langweilig. Die Figuren verlassen irgendwie. Der Film ist einfach nur da um zu sehen was die Frau erlebt hat in Arabien was sie für Beziehungen hatte, Kidman steht natürlich immer im Vordergrund des Geschehens, und dann irgendwann ist der Film aus und man geht aus dem Kino raus, leicht irritiert wieso man so lange durchgehalten hat.

Was mich wundert, die Frau war wirklich mutig, und was mich noch mehr wundert, wieso hat Herzog der Regisseur so einen Film gemacht der so langweilig ist? Ich habe noch keinen getroffen oder gelesen der den Film in höchsten Tönen bejubelt, aber ich glaube das war eigentlich nicht der Sinn und Zweck. Schlecht war die Sache ja nicht die Idee, und wer sich für Geschichte und schwülstige Sachen interessiert der ist bei dem Film Recht, aber im Großen und Ganzen, nein das war irgendwie übertrieben das Ganze.

Schade dass der Film dramaturgisch nicht mehr überzeugen konnte, übrigens Herzog ist jetzt Dokumentarfilmer meines Wissens nach und das ist gut, da kann er nichts langweilig machen denn die Natur ist immer Spannend, bis auf das psychosomatische Paarungsverhalten von einzelligen Tiefseemolluskeln.

69, 10 von 100 Punkten.Mehr anzeigen


Ortygiano

vor 8 Jahren

Schade...
Die Biographie-Vorlage über diese aussergewöhnliche Frau wird im Film nicht annähernd erreicht. Bell war massgeblich an der Formation der arabischen Staaten nach dem 1. Weltkrieg beteiligt. Ihre wahre, letzte grosse Liebe, der spätere König von Irak, kommt nur am Rande vor. Die Beziehung zum (von ihr bezeichneten) "nichtsnutzigen Zwerg" T. E. Lawrence wird gar als Freundschaft dargestellt. Schöne Bilder, Nicole Kidman hätte sicher mehr aus der Rolle machen können. Schade, hatte mich sehr auf die Verfilmung des spannendsten Buches, das ich je gelesen habe (Gertrude Bell - Queen of the Desert) gefreut.Mehr anzeigen


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