Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis USA 2014 – 117min.

Filmkritik

Leiden und Sterben in L.A.

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Die Zeiten, in denen sich Jake Gyllenhaal für mittelprächtige Blockbuster wie Prince of Persia: Sands of Time gewinnen liess, scheinen endgültig gezählt. Nach seinen famosen Auftritten in Denis Villeneuves eigenwilligen Thriller-Arbeiten Prisoners und Enemy porträtiert der US-Schauspieler nun einen Soziopathen, der sich die Sensationslust der Medien zu Nutze macht.

Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) ist ein Einzelgänger, der seinen Lebensunterhalt mit kleinen Diebstählen bestreitet, gleichzeitig aber auch nach regulärer Arbeit Ausschau hält. Als er durch Zufall einen freiberuflichen Kameramann kennenlernt, der Unfall- und Tatortbilder für Nachrichtensender einfängt, ist das Interesse des jungen Mannes umgehend geweckt. Den Erlös eines gestohlenen Rennrads tauscht er kurz darauf gegen einen Camcorder und einen Receiver ein, mit dem er den Polizeifunk abhören kann. Derart ausgerüstet, stürzt sich Lou in die nächtlichen Strassen von Los Angeles und zieht schon bald die Aufmerksamkeit der umtriebigen Nachrichtenchefin Nina (Rene Russo) auf sich, die ihm seine ersten Aufnahmen abkauft, ohne zu ahnen, wie weit er noch gehen wird, um die spektakulärsten Bilder zu liefern.

Im Grunde führt uns Drehbuchautor Dan Gilroy (The Bourne Legacy), der mit Nightcrawler erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm, schon gleich zu Anfang unmissverständlich vor Augen, dass der schmächtige, unscheinbar wirkende Protagonist keine moralischen Skrupel kennt. Er nimmt sich, was er braucht, und möchte hoch hinaus. Ein lernwilliger Karrierist, der allerdings immer wieder einstudierte Arbeitsplattitüden herunterbetet und bei der Interaktion mit anderen Menschen seltsam ungeschickt zu Werke geht.

Glück allein bringt niemanden an die Spitze. Das ist das Credo dieses von Jake Gyllenhaal geradezu beängstigend intensiv verkörperten Aussenseiters, mit dem wir, begleitet von bedrohlich-wabernden Klängen, in eine düstere Halbwelt abtauchen, in der Menschenleben nur so viel wert sind wie die ungeschönten Videoaufnahmen ihres Leidens. Gilroys Hauptangriffsziele sind dabei unübersehbar der alltägliche Voyeurismus und die Gier der Medien nach immer neuen Schreckensnachrichten.

Wirklich originelle Einsichten hat der Regiedebütant sicher nicht zu bieten, dafür aber eine erstaunlich konsequente und monströse Aufsteigergeschichte, die den Zuschauer über die gesamte Laufzeit in die Perspektive ihrer gestörten Hauptfigur zwängt. Mit anderen Worten: Nightcrawler ist ein bitterböser Psychothriller ohne Aussicht auf Erlösung. Und damit alles andere als geeignet für einen launig-entspannten Kinoabend.

28.06.2017

4

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Krasses Porträt eines eiskalten Soziopathen.Für die Rolle nahm Jake Gyllenhaal 20 Pfund ab um wie ein hungriger Kojote auszusehen dadurch wirkt seine Filmfigur noch gestörter.Fazit:Nightcrawler ist ein Nacht DVD/TV.-Tip.


frozone

vor 7 Jahren

Interessanter Film mit einigen sehr packenden Momenten. Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal beweist erneut wie wandelbar er ist und spielt Lou als schmierig-brilliante Schattengestalt.


oscon

vor 7 Jahren

Der Einzelgänger Lou Bloom wird mehr durch Zufall zum freiberuflichen Kameramann in den Strassen und Valleys von Los Angeles.
Effektiv "irre" ist die Darstellung von Jake Gyllenhaal, geradezu unheimlich spielt er den Paparazzi-Newbie, der selbst vor Morden nicht zurückschreckt, um sein Streben nach Anerkennung und Ruhm erfolgreich zu gestalten.
Aber auch der Cast allen voran eine Rene Russo als abgehalfterte Nachrichtenchefin, die wahrscheinlich für eine Seite 1-Story ihre Seele dem Teufel verkaufen würde.
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