Memories on Stone Deutschland, Irak 2014 – 97min.

Filmkritik

Dreharbeiten des Grauens

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Hussein und Alan drehen einen Film über den Genozid an den Kurden am Ende der 80er-Jahre im Norden Iraks. Der Dreh erweist sich dabei als äußerst kompliziert. Memories on Stone ist ein fesselndes Drama mit humorvollen Untertönen, über ein dunkles Kapitel der kurdischen Geschichte

Der Irak nach Saddam: Hussein und Alan sind zwei kurdische Freunde, die ein Ziel haben: Sie wollen einen Film über den Genozid an der kurdischen Bevölkerung drehen, ausgeübt durch das irakische Terror-Regime. Das Drehen an Original-Schauplätzen gestaltet sich jedoch alles andere als einfach und die Aufgabe, eine weibliche Hauptdarstellerin zu finden, scheint unerfüllbar. Da begegnen die zwei Jung-Regisseure eines Tages der attraktiven Sinur. Das Problem: Sinurs Cousin Hiwar und sein Vater, Onkel Hamid, entscheiden über das Leben der jungen Frau. Kurz darauf stehen auch schon die nächsten Probleme für das ambitionierte Film-Projekt an: Hussein und Alan geht das Geld aus und am Set gibt es eine Leiche. Wird der Film jemals fertiggestellt?

Der bereits mit einigen Filmpreisen ausgezeichnete Memories on Stone ist eine deutsch-kurdische Koproduktion. Inszeniert wurde das im Nachkriegs-Kurdistan angesiedelte Drama von Regisseur Shawkat Amin Korki. Nachdem sich Korki zwischen 1997 und 2005 auf Kurzfilme konzentrierte, widmet er sich seit 2007 dem Langfilm. Sein neuester, Memories on Stone, ist ein mit komödiantischen Elementen angereichertes Sozial-Drama mit solidem Cast, dessen karge Bilder der unwirtlichen Landschaften besonders überzeugen.

Unmittelbar nach dem Sturz Saddam Husseins angesiedelt, befasst sich die Story mit jenem dunkeln Kapitel in der Geschichte der Kurden, dem womöglich über 150'000 Unschuldige zum Opfer fielen. Die tristen Bilder der kargen, zerstörten Landschaften und zahlreichen Dörfer spiegeln die Trost- und Hoffnungslosigkeit weiter Teile der Bevölkerung nach den Massakern wieder. Der Film zeichnet sich durch eine melancholische, farblose Bildsprache aus, die sich dem tragischen Thema anpasst. Dies sorgt beim Betrachter immer wieder für Bedrückung und Schwermut.

Überzeugend agieren auch die Darsteller, hier vor allem Shima Molaei als zerbrechliche, schüchterne Jung-Darstellerin, die unter der Strenge ihrer Familie leidet. Ihr Cousin etwa weicht der hübschen, talentierten Frau bei den Dreharbeiten nicht mehr von der Seite, überwacht jede Szene und jede Einstellung. Dazwischen ist Memories on Stone aber immer wieder auch mit humorvollen Einlagen und Witzen, vor allem im Angesicht der Tragödie, garniert. Etwa wenn in einer Szene des gedrehten Films (also des Films im Film) ein Schwerverletzter aufgrund fehlender Betäubung mit klagevoller Musik ruhig gestellt werden soll, erinnert das schon sehr an den makabren, pechschwarzen Humor einer Kriegs-Satire im Stile von M.A.S.H..

17.11.2014

4

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