Into the Woods Kanada, Grossbritannien, USA 2014 – 125min.

Filmkritik

Wunschlos glücklich?

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, die Kreuzung und Abwandlung klassischer Märchenstoffe erfreue sich erst seit kurzem großer Beliebtheit. Dass dies ein Trugschluss ist, beweist das postmoderne Musical Into the Woods, das bereits 1987 seine Broadway-Premiere feierte. Rob Marshall überführt das erfolgreiche Bühnenstück nun auf die große Leinwand, schafft es aber nicht, das Publikum durchgängig zu verzaubern.

Dreh- und Angelpunkt des bunten Treibens ist ein Bäckerspaar (Emily Blunt, James Corden), das sich sehnlichst Kinder wünscht, allerdings unter dem Einfluss eines bösen Fluches steht. Eines Tages taucht überraschend die Hexe (herrlich spöttisch: Meryl Streep) auf, die für das Unheil verantwortlich ist, und verspricht den Eheleuten, den Bann zu brechen, sofern sie ihr vier magische Gegenstände besorgen. Um das Familienglück endlich zu verwirklichen, bricht der Bäcker zunächst alleine in den nahegelegenen Wald auf, begegnet aber schon bald seiner Frau, die nicht untätig zu Hause warten will. Während die beiden durch das Dickicht stapfen, treffen sie auf andere Märchenfiguren, die sich ebenfalls mit ihren Wünschen herumschlagen.

Aschenputtel, Rapunzel, Rotkäppchen, Hans und die Bohnenranke – das sind die klassischen Geschichten, die mit der originären Bäckerserzählung verschmelzen und einem augenzwinkernden Spiel mit altbekannten Märchen-Formeln dienen. Naive Ansichten kommen dabei ebenso zum Vorschein wie bissige Seitenhiebe auf die einfachen Glücksversprechungen und das Schwarz-Weiß-Schema vieler Fabeln. Nicht umsonst widersetzt sich die Frau des Bäckers den Anweisungen ihres Mannes und greift selbst aktiv in das Geschehen ein.

Transportiert werden die subversiven Botschaften auch in den wohl formulierten Songtexten (zumindest im Original), die schon in der mitreißenden Prologmontage ihre ganze Kraft entfalten. Immerhin meistert Rob Marshall hier die flüssige Vorstellung aller wichtigen Figuren allein über Musik.

Thematisch nimmt sich Into the Woods einiges vor, inszeniert er den titelgebenden Wald doch als einen Ort, an dem das Unbewusste von den Protagonisten Besitz ergreift. Geheime Sehnsüchte brechen hervor, ein Überdenken alter Gewissheiten findet statt, und irgendwann offenbaren sich zudem die Konsequenzen, die ein um jeden Preis verfolgter Wunsch nach sich ziehen kann. Mit zunehmender Dauer will es den Machern allerdings nicht mehr recht gelingen, die zahlreichen interessanten Ideen unter einen Hut zu bringen. Längen schleichen sich ein, manche Konflikte werden beiläufig abgehandelt, und das Geschehen verliert einiges von seinem vorherigen Schwung.

18.02.2024

3

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Gute Idee, die verschiedenen Märchen in einem Musical miteiander zu vereinen. Trotz langer Lauflänge wurden aber viele wichtige Szenen weggelassen, sodass es des öfteren den Eindruck hinterlässt, als hätte man einige Minuten des Films versehentlich übersprungen. Dank tollen Darstellern, schönen Liedern und einer gelungenen Optik lässt einem "Into the Woods" aber dennoch für zwei Stunden in eine wunderbare Märchenwelt eintauchen. Das Ende ist dann aber leider etwas unpassend.
7/10Mehr anzeigen


anastasiar

vor 8 Jahren

Rotkäppchen und Co. lässt grüssen. Wer Märchenfilme in moderner Fassung mag. Dieser Film ist echt gut (Once Upon a Time ähnlich).


Ortygiano

vor 9 Jahren

Die Grundidee, verschiedene Märchen zu verflechten und auch einen sozialkritischen Touch zu geben ist eigentlich genial und generell liebe ich Märchen-Musical-Verfilmungen. Aber dieser Film scheitert kläglich. Vor allem am hastig unsinnig zusammengeschusterten Ende (I don't get it). Da hilft auch eine wiederum grandiose Meryl Streep nichts.Mehr anzeigen


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