Honig im Kopf Deutschland 2014 – 139min.

Filmkritik

Ausreisser mit Herz, Witz und Wut

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Grossvater leidet an Alzheimer. Allein die Enkelin hat Verständnis und reisst mit ihm aus. In der Komödie mit ernstem Hintergrund reiben sich zwei Grosse der Bühnen- und Kinounterhaltung: Dieter Hallervorden und Til Schweiger, dessen Tochter Emma für frischen Wind sorgt. Das Ergebnis ist erstaunlich amüsant und witzig – trotz allem.

Das kommt in den besten Familien vor: Der eigenbrötlerische Grossvater Amandus wird zunehmend vergesslicher und schrulliger. Das nervt besonders Schwiegertochter Sarah (Jeanette Hain). Als der demente Alte eine grosse Sommerparty förmlich sprengt, sieht sich auch der Sohn gezwungen, seinen Vater in ein Heim zu verfrachten. Doch Niko hat die Rechnung ohne seine elfjährige Tochter Tilda (Emma Schweiger) gemacht. Die liebt nämlich ihren Opa vorbehaltlos und sieht für ihn nur eine Rettung: Flucht. So kratzen die beiden die Kurve. Das Traumziel heisst Venedig, wo Amandus vor über vierzig Jahren mit seiner (indes verstorbenen) Frau die schönsten Schäferstündchen verbracht hatte. Allmählich dämmert es auch dem lebenslustigen Opa. Er habe wohl Honig im Kopf, bemerkt er einmal: Amandus leidet an Alzheimer.

Dass diese Reise gen Süden mit allerlei spassigen und abenteuerlichen Episoden aufwartet, versteht sich. Die Zwei mogeln sich am Bahnhofschalter (wo Samuel Koch, der 2010 bei «Wetten, dass…?» verunglückte, einen Kurzauftritt hat) ebenso durch wie beim Hotelportier. Das ungleiche Pärchen übersteht Kontrollen (mit dem Schweizer Pasquale Aleardi als Polizist), bewältigt eine Passstrasse, bezirzt nette Nonnen und landet mit Nonnenhilfe (Claudia Michelsen) in der Lagunenstadt.

In diesem kitschig-komischen, beherzten Roadmovie krachte es richtig – zwischen Dieter Hallervorden und Til Schweiger. Der hatte Hallervorden für die Rolle des Amandus im Visier, welcher sein Mitwirken davon abhängig machte, ob er mit der kleinen Hauptdarstellerin klarkommt. Und die ist eben Schweigers Tochter Emma. Die beiden "Alphatiere" Schweiger und Hallervorden haben sich trotz Clinch und Querelen am Set gefunden. Dass zwischen den beiden die Funken stoben, hat der Tragikomödie eher gut getan. Schweiger nahm sich etwas zurück und wartet mit einigen überraschenden Gastauftritten auf.

Auch wenn einiges märchenhaft geschönt wirkt und der Streifen um ein erstes Thema am Kitsch entlang schlittert, wird er auf humorige, aber auch verständige und empathische Weise dem Thema Alzheimer gerecht. Ein Kunststück, das man Til Schweiger gar nicht zugetraut. Ein Familienfilm mit leisen und lauten Zwischentönen, einem bisschen Klamauk, aber viel Zärtlichkeit.

15.02.2024

4

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Kommentare

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Tapsy10

vor 4 Jahren

Regt zum Nachdenken an. Toller Film. Hat auch sehr lugstige Passagen.


frank_l

vor 8 Jahren

ne werbekampagne für den einzelkindnachwuchs von mister schweiger. textlich zum teil am rande der zumutung. hallervorden hingegen weitgehend ein lichtblick, sonst wär´s auch nur peinlich gewesen.


Schlosstaube

vor 8 Jahren

Alzheimerdrama gut gespielt.


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