Fascinating India Deutschland 2014 – 91min.

Filmkritik

Indien im Schuhkarton

Filmkritik: Eduard Ulrich

Indien ist tatsächlich für Viele aus den westlichen Industrieländern faszinierend. Worin diese Faszination besteht, ist aber nicht klar, bietet Indien doch ein weites Spektrum von den auch im Westen populären Praktiken Yoga und Ayurveda über weltberühmte Bauwerke und religiöse Manifestationen bis hin zu extremen sozialen Gegensätzen. Simon Busch hält sich nicht bei der Frage nach dem Wesen der Faszination auf, er präsentiert viele Bauwerke, das bunte Treiben in den Städten, die Natur in einem Nationalpark und - anscheinend unvermeidlich - die gigantische Badezeremonie Kumbh Mela.

Regisseur und Produzent Simon Busch hat viel gewagt: Das Drehen in Indien war von A bis Z eine Zitterpartie, er hat seinen Film zum größten Teil selbst finanziert und die noch relativ junge 3D-Technik war in diesem Kontext mehr Restriktion als Inspiration. Er selbst ist bis heute von der indischen Kultur und Geschichte fasziniert.

Sein Enthusiasmus hat zwar diesen Film erst ermöglicht, hat jenem aber nicht so gut getan, denn es scheint, dass ihm die kritische Distanz zum Sujet fehlt. Eine Art Advocatus Diaboli ist hilfreich, um elementare Fallen zu umgehen - insbesondere, wenn die Gruppe so klein ist wie in diesem Falle, wo nur drei Verantwortliche namentlich genannt werden.

Sind wirklich so viele Szenen mit und in Menschenmengen nötig, bei denen Leute nah vor der Kamera vorbeilaufen und damit das Bild jeweils kurz abdecken oder zur Unschärfe zwingen? Eine seriöse Qualitätskontrolle hätte auch die Tonspur ausgewechselt: Fast kein Originalton, stattdessen ein künstlicher Klangteppich, esoterisches Raunen. Der Sprecher moduliert seine Stimme kaum und es unterlaufen ihm viele Grammatik-, Betonungs-, Aussprache- und Satzschwerpunktfehler.

Nach mehreren Tausend Jahren sind als visuelles Zeugnis einer Hochkultur meist nur noch Gebäude übrig. Da geht es dem Publikum ähnlich wie beim Urlaubs-Dia-Abend im Bekanntenkreis: Bald hat man genug davon gesehen, aber man kann nicht weg. Die 3D-Technik kommt in vielen Aufnahmen nicht positiv zur Geltung, und auf kleineren Projektionsflächen schlägt immer wieder der Puppenstubeneffekt zu. Auch die Auswahl der Drehorte ist nicht schlüssig: Tempel, Moscheen, Paläste, Städte mit Menschenmengen auf Plätzen und in Straßen, ein Nationalpark und die Kumbh Mela. Vielleicht waren hier einfach die Ambitionen größer als die technischen Möglich- und handwerklichen Fähigkeiten, der technischen Dreidimensionalität steht eine intellektuelle Eindimensionalität gegenüber.

18.02.2024

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Kommentare

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anminah1

vor 9 Jahren

Tod langweiliger Film. Sowohl ich als auch mein Freund sind fast eingeschlafen. Kaum Hintergrund Info s über das Land und die Leute. Vorwiegend langweilige Szenen über Gebäude. Bleibt besser mit eurem Hintern daheim und schaut euch ne Doku im TV an.


Berufsromantiker_disabled

vor 9 Jahren

Eine unglaubliche Bilderflut, die aber bald ermüdend wirkt, zumal es keinen "roten Faden" gibt und sich alles im Norden von Indien abspielt. Wozu sollte der 3 D-Effekt gut sein? Jeder Beitrag in Weltspiegel hat mehr Informationscharakter als dieser Rundreisebericht.


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