Der Nanny Deutschland 2014 – 110min.

Filmkritik

Kinder sind Monster (und Papa auch)

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Matthias Schweighöfer inszeniert sich wieder mal selbst, noch dazu nach eigenem Drehbuch. Das war schon bei What a Man kaum erträglich, bei Der Nanny ist es geringfügig besser. Aber auch nur, weil er mit Milan Peschel einen Star hat, der natürliches komisches Talent besitzt, das er aber letztlich doch an eine Fließbandproduktion wie diese verschwenden muss.

Dem reichen Clemens (Matthias Schweighöfer) laufen alle Nannys davon, weil seine Kinder unausstehliche Bälger sind. Da trifft es sich gut, dass mit Rolf (Milan Peschel) jemand vor der Tür steht, der sich eigentlich mit ihm anlegen will, weil Clemens jede Menge Altbauten plattmachen und durch Luxuswohnungen ersetzen will. Clemens hält Rolf für eine Nanny und stellt ihn augenblicklich ein. Während Rolf nun daran arbeitet, Clemens umzustimmen, erkennt er auch, dass er hier eine Familie vor sich hat, die wirklich seine Hilfe benötigt. Damit einher gehen jedoch echte Chaos-Tage.

Das Originellste an Der Nanny ist der Titel. Alles andere hat man schon dutzendfach gesehen. Es gibt keinen Gag, keinen Kalauer und keine noch so (vermeintlich) komische Situation, die nicht in anderen Filmen bis zum Exzess erprobt worden wäre. Kurz gesagt: Der Witz hat einen Bart – und zwar einen ganz langen.

Dazu kommt eine holprige Story, die sich in kleine Episödchen aufteilt, aber nie zu einem homogenen Ganzen wird - auch, weil der Film sich nie so richtig entscheiden kann, was er eigentlich sein will: Kitsch-Kino á la Annie oder eben doch eine überdrehte Familienkomödie mit einem Mindestmaß an Anspruch? Immer dann, wenn Der Nanny sich anschickt, einen Hauch von Ernsthaftigkeit zu präsentieren, sinkt das Niveau schlagartig – und zwar noch mehr als bei den ohnehin fragwürdigen Gags, die Schweighöfer sich offenbar von seinem Kumpel Til Schweiger abgeschaut hat. Kinder in unflätigem Gossenjargon parlieren zu lassen, ist aber nicht wirklich witzig. Es ist vielmehr ein kreativer Offenbarungseid.

Im Grunde erwartet man aber auch schon gar nichts anderes mehr. Deutsch und lustig, das ist eine Mischung, die (fast) immer auf der Stelle tritt, weil dieselben Erzählmuster wieder und wieder durchexerziert werden. Senkt man die eigenen Ansprüche, mag man sich halbwegs amüsieren, ein wirklich guter Film ist Der Nanny jedoch nie. Hauptsächlich, weil er es gar nicht sein will, weil er einfach nichts wagt, sondern streng nach Schema F gestaltet ist. Damit hat die deutsche Komödie seit Jahren Erfolg, ein Trauerspiel ist dieser Mangel an Mut, Risikobereitschaft und Originalität aber dennoch.

17.02.2024

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Etwas zu alberne-zottel Schweighöfer Komödie.


seeyouto

vor 9 Jahren

Leider bin ich nach der Erwartung der anderen Schweighöfer Filme enttäuscht. Manche Witze sind abgelutscht, Handlungen übertrieben - total. Es wird zuviel geschrien. Und vielleicht sollte mal ein neuer Nebendarsteller mitspielen, statt wieder der Peschel.........


rioty

vor 9 Jahren

Platter Humor, völlig übertrieben, keine richtige Story. Ohne Liebe für die Charakteren. Sehr enttäuschend nach den anderen Schweighöfer-Filmen. Schade.


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