CH.FILM

Das dunkle Gen Deutschland, Schweiz 2014 – 99min.

Filmkritik

Wie klingen Ihre Gene?

Filmkritik: Eduard Ulrich

Frank Schauder ist Spitalarzt und seit Jahren von schweren Depressionen geplagt. Weil auch Verwandte von dieser Krankheit betroffen sind, vermutet er eine genetische Disposition, die er abklären möchte. Mit auf seine Odyssee durch die aktuelle genetische Forschung und ihre Kommerzialisierung macht sich auch das Regie-Duo Miriam Jakobs und Gerhard Schick. Dabei gelangt vor allem höchst Privates an die Öffentlichkeit, was zutiefst beeindruckt, der populärwissenschaftliche Ertrag ist dagegen erstaunlich gering.

Frank Schauder ist von schweren Depressionen geplagter Patient. Er ist aber auch Arzt, wenngleich kein Psychiater, und möchte herausfinden, ob er eine genetische Disposition zur Depression besitzt, denn auch einige seiner Verwandten waren davon betroffen. Das Verständnis des genetischen Codes steht noch am Anfang, Rückschlüsse auf die Psyche und den Intellekt sind vage. Eigentlich eine ideale Ausgangsposition für eine unterhaltsame Dokumentation, da mit vielen Sackgassen und anderen Überraschungen gerechnet werden darf.

Die erste präsentiert uns das Trio aus Schauder und dem Regie-Duo Miriam Jakobs und Gerhard Schick ziemlich bald: Schauder möchte seine Frage von der Genanalyse des extrem umstrittenen Anbieters "23 and Me" klären lassen. Wir sehen zwar schön plastisch, wie Schauder die Probe präpariert und später im Web durch die Ergebnisse blättert, der Erkenntnisgewinn ist aber marginal. Jetzt erst kommen Schauder ernsthafte Zweifel, ob die Bewertung der Analyse in Form eines automatisch generierten Web-Katalogs überhaupt fundiert ist. Und schon die nächste Überraschung: Was liegt näher in Zeiten des ubiquitären Webs als nach San Franzisko zu düsen, um der Firma selbst auf den Zahn zu fühlen?

Was einem Mitglied der westlichen Informationsgesellschaften absurd erscheint, Schauder macht's und tut damit seinem Publikum einen Gefallen. In diesem Stil geht es weiter. Der Aufwand ist hoch, die Aktionen oft kurzweilig, der Erkenntnisgewinn kaum messbar. In Gesprächen mit führenden Genetikern wie George Church werden scheinbar brillante Forschungsergebnisse nicht hinterfragt. Höhepunkt der thematischen Divergenz ist die Klangprobe eines Streichquartetts auf der Basis des genetischen Codes. Problematisch ist außerdem, dass man sich offenbar nicht zwischen Dokumentation und Impression entscheiden konnte: Immer wieder sind Einstellungen von Bäumen, Bahnhöfen und Flughäfen zu sehen sowie Trickfilme in Schwarzweiß eingeschoben. Konzentration und Tiefe wären diesem anspruchsvollen Thema besser bekommen.

15.05.2015

2

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Kommentare

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heike_maak

vor 8 Jahren

Vielleicht sollte dieser cineman Kritiker beim Lesen von populärwissenschaftlichen Texten bleiben. Von Film versteht er offenbar nichts. "Das dunkle Gen" ist fantastisch.


Filmenthusiast

vor 8 Jahren

Super Film. Der Cineman-Kritiker liegt, wie immer, mit seiner Bewertung voll daneben. Mittlerweilen ist es offiziel: Man nehme die Cineman-Kritik, wandle sie ins Gegenteil um, und man erhält eine stimmige Bewertung.


filmbuff999

vor 8 Jahren

Auf den Filmtagen in Solothurn sah ich den Film "Das dunkle Gen". Er hat mich sehr berührt. In meiner Familie und meinem Bekanntenkreis kommen immer wieder Fälle von Depression vor. Selten habe ich erlebt, dass ein Film so sensibel mit diesem Thema umgeht und gleichzeitg die großen Fragen, die mit der Krankheit und dem Thema Genetik verbunden sind, nicht scheut. Mir hat der Film sehr gefallen und ich empfehle ihn unbedingt weiter.Mehr anzeigen


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