Autómata Spanien, USA 2014

Filmkritik

Autómata

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Im Jahr 2044 sind nach Solarstürmen weite Teile der Erde verseucht, Ozeane verlandet und die Menschheit ist fast ausgerottet. In einer verrotteten Metropole kann eine Restbevölkerung den Lebensstandard nur dank der Hilfe von komplexen Roboterwesen hochhalten, die im Dienstleistungssektor eingesetzt werden. Als sich die Anzeichen mehren, dass die künstliche Intelligenz eigendynamisch wird und das diktatorisch geführte Gemeinwesen bedroht, ändert sich die Gesamtlage dramatisch.

Im originellen Science-Fiction-Thriller des spanischen Regisseurs Gabe Ibàñez will Jacq Vaucan (Antonio Banderas) das Rätsel lösen. Er ist ein Versicherungsagent des verantwortlichen Roboter-Konzerns und überprüft die korrekte Funktionalität der Maschinen. Sein Job ist aufreibender und wird nun auch noch riskant: Nachdem Vaucan den Suizid eines vermeintlich seelenlosen Roboters miterlebt hat - eine brillante Szene -, verlässt er sogar die hochschwangere Gattin, um couragiert Recherchen über die Hintergründe des Veränderungsprozesses anzustellen. Dabei gerät er zwischen die Fronten gnadenloser Machtkämpfe in seinem beruflichen Umfeld.

Mit diesem Plot vor Augen drängt sich der Gedanke etwas an Ridley Scotts Kultfilm Blade Runner (nach Philip K. Dicks Roman) oder I. Robot (nach einem Text von Isaac Asimov) auf. Und in der Tat hat das Drehbuchteam im Genre-Fundus gewühlt und zitiert flott drauflos. Also alles schon dagewesen? Nein, denn in der spanisch/bulgarischen Koproduktion finden sich erstaunliche narrative und filmformale Delikatessen. Und dank der Stilsicherheit des exzellenten Kameramanns Alejandro Martinez entsteht ein fahlfarbiges, faszinierendes, myseriöses Endzeitambiente.

Ibàñez' zweiter Spielfilm ist mit einem kleinen Budget gedreht worden, präsentiert aber den Star Antonio Banderas als Protagonisten und Co-Produzenten. Einst Kunstikone bei Pedro Almodóvar, dann dank Hollywoodfilmen weltberühmt geworden, brilliert die etwas verwitterte Latin-Lover-Ikone in einer komplexen Charakterrolle. Mit dabei sind prominente Kollegen wie Robert Foster, die Ex-Gattin Melanie Griffith oder die Dänin Birgitte Hjort Sørensen, bekannt aus der TV-Serie Borgen.

Banderas verleiht dem gebrochenen Helden Vaucan besonders dort Konturen, wo er nach einer traumatischen Odysse in einer Wüstenei von Elite-Robotern gerettet wird und mit ihnen eine emotionstiefe Allianz eingeht. Um dann in einem etwas gar testosteronhaltigen Haudrauf-Showdown - nicht ganz unerwartet - superböse Menschenschurken zu bodigen.

Autómata ist eine Bereicherung für das Science-Fiction-Kino, das letzthin innovativ eher wenig zu bieten hatte. Und in den ihren besten Momenten haftet der eleganten, kammerspielartigen Endzeit-Saga Autómata sogar etwas Grandioses an.

28.06.2017

4

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 8 Jahren

Wie weit kommt es mit uns, wie weit können wir sehen und alles verstehen? Automata wirft diese kluge Fragen auf. Hat etwas von den Filmen Wall-E und Oblivion


micatone

vor 9 Jahren

Der Film hat einen interessanten Plot und schöne, atmosphärische Szenarien. Es ist leider nicht immer alles ganz logsich (wird es 2044 noch Röhren-TVs geben? Läuft man bei andauerndem saurem Regen in billigen Plasikcapes herum?). Aber Hauptmanko ist für mich die fehlende Dramaturgie, die den Film sehr langatmig wirken lässt. Trotzdem sehenswert und nachdenklich stimmend in Bezug auf Themen wie Atomenergie und Automation.
Der Mensch ist in seiner Intelligenz eben limitiert.Mehr anzeigen


Patrick

vor 9 Jahren

Nach Planet der Affen kommt Planet der Roboter und heisst Autòmata gewürzt ist das ganze mit cooler Optik das Sience-Fiction Herzen höher schlagen lässt. Ich habe Autómata am Zürich Film Festival 2014 in Anwessenheit von Antonio Banderas und Filmemacher Gabe Ibàñez gesehen.


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