We are the best! Schweden 2013 – 105min.

Filmkritik

Anarchy in Stockholm

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Schweden, 1982, drei Mädchen, Punk: We are the Best ist eine hinreissende Retro-Komödie über die ersten musikalischen - und amourösen - Gehversuche.

Was hatte man nicht gelacht, gelitten und zu „SOS“ von ABBA mit dem Fuss gewippt! Lukas Moodysson, zweiter Film, das Kommunen-Kuriosum Together, gehörte zu den charmantesten Produktionen des Jahres 2000. Sie wurde solch ein Grosserfolg, dass sich der eine oder die andere zwei Jahre später blindlings das Nachfolgewerk des Schweden anschaute. Und wieder litt, aber so richtig: Lilja-4-ever war ein beinhartes Sozialdrama, welches die düstere Stimmung von Moodyssons kommenden Werken vorweg nahm.

Nun haben sich die Wolken endlich wieder aufgelockert. We are the Best ist die Verwandtschaft mit Together in Bild und Grundgefühl sofort anzumerken. Wütend sind die burschikosen Mädchen Bobo (Mira Barkhammar) und Klara (Mira Grosin) zwar allemal, aber nur auf den Sportunterricht. Im Proberaum des Jugendtreff dreschen die 13-jährigen Gören in beflissener Ungeschicktheit auf Schlagzeug und Bass ein, um darüber bedeutungsschwangere Zeilen wie "In Afrika sterben Kinder / du denkst nur an einen Fallrückzieher" zu schreien.

1982 ist auch in Stockholm Punk längst Schnee von gestern, aber das ist Bobo wie Klara so ziemlich egal. Sie berauschen sich an der Musik von Ebba Grön und den ersten Schlücken Wein, wundern sich über die Eigenarten ihrer Eltern und spielen schon einmal den atomaren Super-GAU durch. Eins aber steht fest: Punk ohne Gitarre macht so viel Sinn wie ein Plattenspieler ohne Tonarm. Deshalb überreden sie die frömmliche Hedvig (Liv LeMoyne), in ihrer Band mitzuspielen. Ihre Einführung erfolgt über Musik der Vorbilder sowie dem unerschrockenen Abschneidens ihres engelsblonden Haares. Diese Aktion sorgt für die erste Krise in der Band. Sie aber ist bald überwunden, und so üben die Mädels weiter, um sich den Traum eines Live-Auftritts zu verwirklichen.

Wie alle seine Filme hat Moodysson auch We are the Best selbst geschrieben. Dieses Mal berief er sich allerdings auf eine Vorlage, nämlich auf das Comicbuch Never Goodnight, das seine Frau Coco gezeichnet hat. Das kreative Ehepaar war 1982 im Alter ihrer Hauptfiguren, und so fusst das wunderbar authentische Ambiente dieses Films auch auf persönlichen Eindrücken. Ganz und gar hinreissend erzählt We are the Best seine ganz eigene Geschichte von jugendlicher Freundschaft und von Musik als deren starker Kitt. Was sich hier alles im teenagerischen Spannungsfeld zwischen ungefiltertem Enthusiasmus und überdramatischer Betrübtheit abspielt, hält Ulf Brantas mit seiner agilen Kamera fest, die schon Together visuellen Verve verlieh.

Entgegen seiner im Inhalt dominanten Musikrichtung ist Moodyssons Film weder aufbegehrend, noch übereilt im Ausdruck. Geradezu elegant ist er in der Vermittlung des damaligen politischen Weltklimas, um das die drei Mädchen wissen. Sie wären keine Kinder, könnten sie nicht auch darüber lachen.

16.06.2014

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Auf die Freundschaft und alle Punks dieser Welt. Auch wenn die Story nicht wirklich ausgefeilt ist. Der Film macht einfach Laune.


weinberg10

vor 9 Jahren

Hat mir Spass gemacht wie diese 3 Jugendlichen trotz allen Widerständen ihren Weg gehen.


Rockabilly_ZH

vor 9 Jahren

Ein guter Film mit Witz und Tiefgang


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