The Face of Love USA 2013 – 92min.

Filmkritik

Wann wird aus Liebe Obsession?

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Wann wird aus tiefer, ehrlich empfundener Liebe eine tragische Obsession? Das ist die Frage, die den Zuschauer bei The Face of Love umtreibt, und das deutlich mehr, als es den Hauptfiguren möglich ist. Denn Arie Posin schafft es nicht, die damit verbundenen Implikationen abgemessen herauszuarbeiten.

Fünf Jahre sind vergangen, seit Nikki (Annette Bening) die Liebe ihres Lebens verloren hat. Die Witwe lebt in den Tag hinein und vertraut sich nur ihrem Freund Roger (Robin Williams) an. Aber alles wird anders, als sie den Kunstlehrer Tom (Ed Harris) kennen lernt, denn der ist Nikkis verstorbenem Ehemann wie aus dem Gesicht geschnitten. Für Nikki bietet sich die Chance, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Sie verliebt sich aufs Neue in "ihren" Mann, der sich seinerseits wiederum wundert, wie schnell sie sich für ihn entschieden hat, aber auch eigene Geheimnisse hütet.

Die besten Momente von The Face of Love sind jene, die die wirklich interessanten Fragen stellen: Wann wird aus Liebe Obsession? Wann ist der Moment gekommen, der die Überlebenden davon abhält, ihr Leben weiter zu leben? Und wohin kann die Liebe einen Menschen eigentlich treiben? Das sind die essenziellen Fragen, die mit der Prämisse dieses Films einhergehen. Bisweilen gewinnen sie auch die Oberhand; besonders dann, wenn die Geschichte die ungesunde Beziehung zwischen Nikki und ihrem Ersatzmann angemessen unangenehm porträtiert.

Aber darin liegen auch die Fallstricke begraben, denn wenn sie ihren neuen Freund mit dem Namen ihres toten Ehemanns anspricht und versucht, in ihm den zu sehen, der er gar nicht ist, dann kratzt das ganz gewaltig an der Glaubwürdigkeit der Geschichte. Posin findet hier nie die Balance, findet tragische und ehrliche Momente, nur um sie dann sofort mit vollkommen unangemessenen Details zu unterminieren, womit er nicht nur die Intelligenz seiner männlichen Hauptfigur, sondern auch die des Zuschauers beleidigt.

Insbesondere das Ende, die Art, wie Posin seine Geschichte auflöst, sorgt für Irritation. Was bleibt, ist ein Film mit einer großen Idee, die erstaunlich wirkungslos umgesetzt wird. Robin Williams ist schlichtweg verschwendet, Ed Harris ohne Möglichkeit, seine Figur zu beleben. Ohne die grossartige Annette Bening wäre der Film kaum der Rede wert.

15.07.2014

3

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Kommentare

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Mike's

vor 9 Jahren

Prädikat: Besonders sehenswert.

Einer der besten Filme die ich in letzter Zeit gesehen habe. Wer Brückem am Fluss mag wird diesen Film auch mögen. Für mich eine schöne Liebesgeschichte.


ElizeH

vor 9 Jahren

Dommage d'avoir un film aussi léger pour des acteurs qui méritent bien mieux.


seeyouto

vor 9 Jahren

Es hat noch interessant angefangen. Die Geschichte ist mir dann doch zu unglaubwürdig. Geheimnisse, die zurückbehalten werden, und so schnell wird einander die Liebe versprochen. Also für "alte" Leute ist das keine "reife" Leistung. Und wo führt das hin? Tom tut einem da noch leid.
Das Ende gefällt mir also nicht.
Und alles ist nur ein Märchen.........Mehr anzeigen


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