Der Butler USA 2013 – 132min.

Filmkritik

Schwarzer Mann im weissen Haus

Filmkritik: Andrea Wildt

US-Regisseur Lee Daniels versammelt in seinem neuen Film ein Staraufgebot an Schauspielern, um neun Jahrzehnte Rassenpolitik seines Landes zu durchforsten. Mittendrin: Forest Whitaker, der sich als Butler stoisch durch die Tragödien seiner Nation dient.

Mit tiefer Off-Stimme beginnt Forest Whitaker seine Geschichte - das Leben des Butlers Cecil Gaines - zu erzählen. Dabei sitzt er als alter Mann im Weissen Haus und wartet darauf, von Barack Obama empfangen zu werden. Gaines' Geschichte beginnt auf den Baumwollfeldern Georgias, wo in den 1910er-Jahren er mit seiner Familie schuftet. Als der Gutsherr seine Mutter vergewaltigt und daraufhin den auflehnenden Vater erschiesst, nimmt ihn die alte Gutsherrin ins Haus und bildet ihn zu einem Hausdiener aus. Nach langer Wanderschaft wird er schliesslich Mitte der 1950er-Jahre im Weissen Haus angestellt, wo er bis zu seinem Lebensende über 50 Jahre lang allen US-Präsidenten dieser Epoche dienen wird.

Lee Daniels und der Drehbuchautor Danny Strong haben sich für The Butler von der wahren Lebensgeschichte des Butlers Eugen Allen inspirieren lassen. Sein Dienst im Weissen Haus dient im Film als Hintergrund, um neun Jahrzehnte Rassenpolitik in den USA zu erzählen. Dramaturgisch geschickt lassen die Filmemache den ältesten Sohn von Cecil, Earl (David Banner), mit den in den 1960ern aufkommenden Freedom Riders sympathisieren und später aktives Mitglied der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung werden. Somit erhält der Film zwei Ansichten auf sein komplexes Thema: den Blick des Vaters als unterwürfiger, im System der weissen Gesellschaft Lebender sowie den des Sohnes, der sich gegen die Rassentrennung wendet. Das schafft zusätzliches Konfliktpotential und grosse Emotionen.

The Butler funktioniert vor allem aufgrund seiner hochkarätigen Besetzung. Neben Whitaker als stoischem Diener, der die permanent unterdrückte Frustration seiner Figur mit einer beeindruckenden Hartnäckigkeit spielt, geben sich Stars wie Robin Williams, John Cusack oder Alan Rickmann als Staatspräsidenten im Verlauf des Films die Klinke in die Hand. Die Rolle von Gaines' Ehefrau übernahm die bekannte Entertainerin Oprah Winfrey. Ihre zwischen einsamer Verzweiflung und Lebenslust schwankende Darstellung einer Frau blockiert zwischen den konservativen Ansichten ihres Mannes und dem revolutionären Begehren eines ihrer Söhne, haucht dem Geschichtsdrama eine mitreissende Portion Leben ein.

Obwohl The Butler in gut zwei Stunden durch die grossen Etappen US-amerikanischer Politik des letzten Jahrhunderts hetzt, schafft es der Film die Komplexität seines Themas herauszuarbeiten. Dafür nutzt Lee Daniels immer wieder das Aufeinanderprallen von Gegensätzen. Eine der eindrucksvollsten Szenen zeigt die ersten Sit-Ins afroamerikanischer Studenten in für Weisse reservierte Restaurants parallel zu einem Präsidentenbankett. Hier prallen die Polaritäten schlagkräftig aufeinander. Diese Montage folgt formell dem kontrastreichen Sujet des Films, macht aber auch eine noch unbekannte Ebene über das geläufige Sujet der Rassentrennung deutlich: den subversiven Kampf vieler Afroamerikanern gegen das Regime, als Diener im Haus der Weissen.

01.03.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 7 Jahren

Leider kommt die Art und Weise wie hier die Bürgerrechtsbewegung der afroamerikanischen Bevölkerung anhand der Lebensgeschichte eines Butlers im Weissen Haus nachgezeichnet wird, etwas zu sprunghaft und flach daher, wie ein schwerfälliges Theaterstück.


Deg89

vor 9 Jahren

Manchmal sehr pathetisch, allerdings wird das Thema Rassentrennung eindrücklich durch die Sicht einer Familie veranschaulicht.


Schlosstaube

vor 9 Jahren

Eine Geschichte der Schwarzen. Langweilig umgesetzt.


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