The Bling Ring Frankreich, Deutschland, Japan, Grossbritannien, USA 2013 – 90min.

Filmkritik

Auf Beutezug bei den Celebrities

David Siems
Filmkritik: David Siems

Sie sind jung und brauchen kein Geld, aber den ganz besonderen Kick. Sofia Coppolas neuer Film handelt von einer Gruppe reicher Teenager, die in die Villen von Paris Hilton, Lindsay Lohan und Orlando Bloom einbricht – und mit reichlich Beute davonkommt. Unter der glitzernden Fassade von Bling-Bling, Swimming Pool und Louis-Vuitton-Täschchen verbirgt sich Coppolas Kritik an einer dekadenten und selbstsüchtigen Jugend, deren einzige Erfüllung sich auf Drogen, Rausch und das Polieren des eigenen Facebook-Status beschränkt.

Für die beiden High-School-Schüler Mark (Israel Broussard) und Rebecca (Katie Chang) geht es eigentlich ganz einfach: Auf der Celebrity-Klatsch-Website tmz.com erfahren sie, ob Paris Hilton heute Abend für ein Event die Stadt verlassen muss. Kurz noch ihre Adresse gegoogelt und schon geht's nach Sonnenuntergang auf zu ihrer Villa. Zack, über den Zaun und rein ins riesengroße Anwesen. Irgendwo wird schon ein Fenster oder eine Tür aufstehen. Alarmanlage? Security-Dienst? Wachhunde? Doch nicht bei Paris Hilton! Die hinterlegt, welch reizender Gag, ihren Hausschlüssel sogar unter der Fußmatte.

Man ist zunächst dazu geneigt zu denken, dass sich Regisseurin Sofia Coppola ihr glitzerndes Hollywood-Heist-Drama etwas zu einfach macht. Wenn nicht diese Geschichte tatsächlich (oder in ähnlicher Form) auf einer wahren Begebenheit beruhen würde. Aufgeschrieben hat sie die Journalistin Nancy Jo Sales vor ein paar Jahren in der "Vanity Fair", nachdem eine Gruppe delinquenter Rich-Kids zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurde. Coppola zeichnet noch einmal den Aufstieg und Fall mit allerhand Angeber-HipHop, Rolex-Uhren, Sportwagen und oberflächlichem Small-Talk nach. Diese Jugend, ein echtes Trauerspiel.

Wie schon in ihrem Vorgängerfilm Somewhere dekonstruiert sie eine Welt von Hollywood, in der es nur Oberfläche und Reichtum, aber scheinbar keinen Platz für Moral, echte Gefühle oder emotionale Substanz gibt. Statt der Leere als reine Form, beschreibt sie diesmal, wie Sprache, Kleidung und Codes auf Schulhöfen, Clubs und bei Facebook subtilen Druck und Geltungsdrang bei reichen Republikaner-Kindern provozieren und sie schließlich zu Kriminellen macht. Neurotische Kids in der Style-Falle – und Facbook ist der Motor, der sie permanent antreibt. Ihrer Fallhöhe sind sich die Jugendlichen kaum bewusst, denn sie bedienen sich bei denen, die eh viel zu viel Luxusgüter angehäuft haben. "America has this sick fascination about this Bonnie-&-Clyde-thing", sagt der betrübte Mark, als ihn die Vanity-Fair-Reporterin nach seinen Motiven fragt.

So raffiniert Sofia Coppola ihr Bild des amerikanischen Alptraums zeigt, so sehr wünscht man sich eigentlich, dass sie ihren subtilen Zynismus bald wieder bändigen möge und stattdessen wieder einen verträumten Film wie Lost in Translation macht. Den Spiegel, den sie amerikanischen Teenagern in Bling Ring vorhält, mag ja wichtig und dringlich sein, aber für Europäer ist der geltungssüchtige und inhaltsleere Smalltalk irgendwann nicht mehr ironisch, sondern nur noch schwer zu ertragen.

17.06.2013

3

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Kommentare

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eniisenseless

vor 8 Jahren

love it


Herdi91

vor 10 Jahren

Emma Watson <3


skywalker92

vor 10 Jahren

Fand den Film ok zum einmal sehen, macht aber auch nichts wenn man diesen verpasst hat. Zeigt sehr deutlich, dass die Amis alles tun, um sich wie ein echter Promi zu fühlen.


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