Snowpiercer Tschechische Republik, Frankreich, Korea, Republik (Süd), USA 2013 – 125min.

Filmkritik

Eine Parabel in Eis und Schnee

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Internationaler geht es kaum: Ein Südkoreaner inszeniert die Adaption eines französischen Comics mit einer multinationalen Besetzung. Gerade ein Stoff wie Snowpiercer, dessen Zug den Mikrokosmos einer ganzen Welt darstellt, könnte dafür kaum passender sein. Das Ergebnis ist ein Science-Fiction-Film fast alter Schule - im höchsten Maße sozialkritisch, aber mit moderner Ästhetik und einer ordentlichen Menge Action.

Die nahe Zukunft: Die Welt ist im Eis erstarrt, fast die gesamte Bevölkerung ist tot, der letzte Rest der Menschheit sammelt sich in einem Zug, der unentwegt seine Bahnen zieht. Doch in diesem Zug herrscht ein rigides Klassensystem vor. Je weiter vorne im Zug man positioniert ist, desto höher steht man in der Hierarchie. Am Ende des Zuges befinden sich die Ärmsten der Armen, denen kaum genug zum Leben bleibt. Schon mehrmals sind Aufstände gescheitert, aber nun wird die Rebellion erneut geprobt – unter Hilfe eines Informanten aus dem vorderen Teil des Zugs. Will man an es die Zugspitze schaffen, muss man sich Waggon für Waggon vorkämpfen.

Gewisse Dinge in Snowpiercer stellen die Logik dieser Welt in Frage. Der Zug wird von einer sich selbst mit Energie versorgenden Maschine betrieben - das kann man akzeptieren. Einige andere Elemente, die mit der Ernährung, aber auch damit zu tun haben, was die Hauptfigur zu Beginn der Eiszeit gegessen hat, beißen einander. Das ist die Oberfläche, an der kann man sich reiben. Man kann auch durchaus argumentieren, deswegen keinen Zugang zu diesem Film zu finden. Aber darum geht es in Snowpiercer nicht wirklich.

Es ist auch nicht die dynamische Action, die in erster Linie so bemerkenswert ist. Aber: Diese Elemente sind es, die den Film von ähnlich gelagerter Science-Fiction der 1970er Jahre abheben. Was Snowpiercer wirklich zum Erfolg macht, ist der geführte Diskurs über die Natur des Menschen, aber auch, wie er sich selbst Systeme erschafft, in denen Ungleichheit und Ungerechtigkeit die wichtigsten Pfeiler sind.

Der Zug ist dabei wie eine Zeitachse. Er zeigt die Entwicklung des Menschen, von den einfachen Anfängen, über das Leben im Wohlstand, reinem Hedonismus, einer Gesellschaft der Verschwendung bis zum Untergang. Er ist so pfeilgerade wie eine Zeitlinie, die den Aufstieg und Fall unserer Spezies im Zeitraffer noch einmal nachzeichnet, nachdem das Eis den Großteil der Zivilisation schon ausgelöscht hat.

Snowpiercer gelingt das seltene Kunststück, smarte Ideen mit einer den Puls beschleunigenden Inszenierung zu verbinden. Ein Film, der nachwirkt.

18.02.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Ja, tatsächlich eine interessante Idee, aber die Umsetzung fand ich zuweilen etwas übertrieben. Trotzdem verdient "Snowpiercer" gesehen zu werden, allein aufgrund seiner spürbaren Ambitionen.


aragornxy

vor 9 Jahren

gute Besetzung. Leider fast keine Spannung!


flo1981

vor 9 Jahren

guten Ideen!


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