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Shana - The Wolf's Music Kanada, Schweiz 2013 – 96min.

Filmkritik

Indianermädchen spielt auf

Filmkritik: Andrea Wildt

Shana – the Wolf's Music versetzt in die mythischen Welten von Federica de Cesco mit weissen Wölfen, trommelnder Geigenmusik und übersinnlichem Weltschmerz.

Shana ist 13 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Kanada in einem abgeschiedenen Dorf der Scw'exmx. Das "Volk der Flüsse" ist ein alter Indianerstamm, deren Jugend heute perspektivlos am Highway-Kiosk herumlungert. Seit dem Verschwinden ihrer Mutter schwänzt Shana (gespielt von Sunshine O'Donovan) die Schule und vergräbt ihre Trauer in täglichen Briefen an die Tote. Das Geigenspiel hat sie aufgegeben. Shana’s Vater (Marcel Shackely) führt Selbstgespräche mit seiner verstorbenen Frau und verpfändet den verbleibenden Familienbesitz für seine Trinksucht. Als eine neue Schullehrerin (Deliah Dick) ins Dorf kommt, muss Shana ihren Weg zurück ins Leben finden: Eine Geigen-Audition für die Musikschule steht an.

Shana – the Wolf's Music basiert auf einem Buch von Federica de Cesco. In ihren rund 80 Romanen verzauberte die Schriftstellerin bereits unzählige Phantasien von Kindern und Jugendlichen, vor allem weibliche. Der Schweizer Drehbuchautor und Regisseur Nino Jacusso hat nach einem Dokumentarfilm über die Autorin nun das Lieblingsbuch seiner Tochter verfilmt. Dafür arbeitete er vor und hinter der Kamera mit Menschen aus dem Indianerstamm der Scw'exmx.

Alle Darsteller im Film haben zuvor noch nie in einem Film gespielt. Das gibt Shana zwar eine beeindruckende Authentizität, allerdings wirken die Darbietungen zum Teil etwas arg steif: Knappe, überzogene Dialoge und unbeholfene Gesten bleiben die wiederkehrenden Ausdrucksmittel der meisten Darsteller. Doch trotz der sparsamen Schauspielleistung und der vorhersehbaren Story schafft es der Film, den Zuschauer in eine Welt voller Mystik und urtümlicher Natur zu versetzten. Die Szenen mit dem wundersam schönen, weissen Wolf und die Naturgewalt des kanadischen Waldes gehören neben den Musikeinlagen zu den Highlights des Films.

Für die Musik zeichnet sich der junge Komponist Roman Lerch aus. Den Titelsong komponierte und interpretiert die Schweizer Sängerin Anna Kaenzig. Ein leidenschaftlicher Mix aus Geigenmusik kombiniert mit Perkussion- und Naturklängen der Indianermusik durchspielt den gesamten Film thematisch. Dramaturgisch hält das wiederkehrende Motiv der gezupften und geklopften Geige die Geschichte zusammen, vor allem jedoch die Spannung aufrecht. So ahnt man zwar bereits nach wenigen Minuten, wie der Film enden wird, aber das finale Geigenspiel von Shana übertrifft am Ende doch alle Erwartungen.

Shana – the Wolf's Music ist ein gelungener Film für seine Zielgruppe: Kinder und Teenager werden darin gewiss ihre Freude und ihr Herzweh finden. Ansonsten wirkt der Selbstfindungstrip der jungen Protagonistin in den Urgewalten ihrer Ahnen dann doch etwas arg kitschig und berechenbar.

18.02.2024

3

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Kommentare

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Sunspirit

vor 9 Jahren

Ein genialer Film für "jung und alt".
Ein Film, der gekonnt all das rüberbringt, was man in physischen Bildern allein normalerweise nicht sehen/verstehen kann. Der Regisseur hat nicht nur die Kultur der amerikanischen Ureinwohnern erfasst und verstanden, sondern es ist ihm auch einzigartig gelungen, diese - mit dem gesamten mystischen und spirituellen Anteil - für den Zuschauer sichtbar und spürbar zu machen! Dazu gehört auch eine durchs Band gelungene Rollenbesetzung!
Ein Film, der strotzt vor Kraft und (Ur-) Energie und Jeden, der sich darauf einlässt, mitreisst!
Herzliche Gratulation dem gesamten Film-Team und viel Mut und Motivation dem Regisseur für die nächste Realisierung eines Projekts dieser Art!Mehr anzeigen


aniras

vor 10 Jahren

DIE MUSIK IST EIN TRAUM: -)


capote

vor 10 Jahren

Gute gemeint, aber nicht unbedingt gut gemacht.


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