Passion Frankreich, Deutschland, Spanien, Grossbritannien 2013

Filmkritik

Fehltritt eines Großmeisters

David Siems
Filmkritik: David Siems

Brian De Palma ist ein Hollywood-Gigant, doch sein neuester Film ist schlichtweg ein Desaster. Passion will fesseln wie einst Basic Instinct, ist aber gerade so spannend wie eine unterdurchschnittliche Tatort-Folge. Wie konnte das passieren?

Was bisher geschah: Brian De Palma hat in seiner Karriere so Genre-prägende Filme wie Scarface, The Untouchables oder Mission Impossible gedreht. Eigentlich weiß er, wie man Kinostoff gut umsetzt. Doch sein letzter guter Film ist lange her. Und seine neueste Arbeit ist Scheitern auf hohem Niveau. Sowie die Gewissheit, dass auch hervorragende Schauspieler keinen miserabel inszenierten Film retten können.

Als da wären: Noomi Rapace und Rachel McAdams, die sich hier in den Hauptrollen als biestige Karriere-Frauen in die Haare bekommen. Beide arbeiten in einer Berliner Werbeagentur, aus deren großflächigen Fenstern man direkt auf das Reichstagsgebäude sehen kann. Ohnehin kann man hier immer viele auf Leinwände projizierte Wahrzeichen entdecken: Gendarmenmarkt, Hauptbahnhof, St. Paul's Cathedral in London. Als die eine Karrierefrau der anderen eine kreative Idee wegschnappt und vor den Bossen damit glänzt, ist blutiger Zickenterror vorprogrammiert.

Nicht nur die künstlichen Hintergründe, auch das sonstige Setting ist schlichtweg völlig unglaubwürdig: In unterbelichteten Räumen lässt De Palma das kühl-blaue Licht durch Jalousien hinein scheinen. Gemeinsam mit der Sterilität des Büros soll hier Unbehagen suggeriert werden. Das Büro als Kriegsschauplatz im Film-noir-Stil? Erinnert eher an ambitioniert gemeinte Kaffeewerbung aus den 80er-Jahren. Isabelle (Rapace) muss mit angsterfülltem Gesicht und aufgerissenen Augen mitansehen, wie Boss Christine (McAdams) mit ihr ein Spiel aus tiefer Zuneigung, sexueller Verführung und purer Boshaftigkeit spielt. Liebe, Sex und Zärtlichkeit - aber Spannung? Fehlanzeige.

De Palmas Neuverfilmung von Alain Corneaus Thriller Crime d'amour fehlt ein Sinn fürs Subtile, ein doppelter Boden, eine stilvolle Bildsprache. Er möchte mit den Kinozuschauern ein beliebtes Verwirrspiel treiben, die sich aber stattdessen vor Lachen im Kinosessel abbücken. Deutsche Schauspieler wie Rainer Bock, Karoline Herfurth oder Trystan Pütter agieren hölzern, schauen erschreckt drein und sprechen mit starkem Akzent, während man Noomi Rapace fast ansehen kann, wie sie sich fragt: "Wo bin ich denn hier gelandet?"

Besonders unangenehm: Es beschleicht einen der Gedanke, dass De Palmas erotisch gemeinte Inszenierung um Frauenküsse, Sexspielzeug und heimlichen Liebschaften lediglich die Ergüsse einer Altherren-Fantasie sind, die sich in einem Kopf halt irgendwann entspinnen können, wenn man als Regisseur fortgeschrittenen Alters auf grazile Schauspielschönheiten trifft. Passion ist leider De Palmas schwächster Film.

26.03.2013

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Kommentare

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julianne

vor 10 Jahren

Wie bitte was ist das für eine Filmkritik superspannender Thriller typisch Brian de Palma er kann Filme drehen bitte nicht solche Kritiken sehr guter Thriller!!!!!!!


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