Mama Kanada, Spanien 2013 – 100min.

Filmkritik

Ihr Kinderlein kommet

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Ein verzweifelter Geschäftsmann bringt Frau und Arbeitskollegen um und kidnappt seine kleinen Töchter. Nach einem Autounfall erreicht er eine abgelegene Waldhütte und will weiter morden. Doch bevor es dazu kommt, greift schockartig ein Alien-artiges, aggressives Wesen ein: es ist Mama, eine unerlöste arme Seele aus dem 19. Jahrhundert. Und nun kommt Andres Muschiettis Horrordrama in Fahrt.

Fünf Jahre später findet ein Suchtrupp die Girls. Sie sind jetzt sechs und acht Jahre alt, gesund, aber verwildert und entwicklungsmässig im Rückstand. Nach genauer Untersuchung kommen sie in die Obhut ihres Onkels Jeffrey (TV-Star Nikolaj Coster-Waldau spielt Vater und Bruder als Doppelrolle) und dessen Freundin Annabel (brillant: Jessica Chastain), einer Rockmusikerin. Man bezieht ein Landhaus, den Hauptschauplatz des ersten Langspielfilms des Argentiniers Muschietti, der auf seinem Dreiminutendrama "Mama" von 2008 basiert. Zusammen mit seiner Schwester Barbara hat er auch das Drehbuch verfasst. Und produziert wurde der Schocker vom Genrespezialisten Guillermo del Toro.

Victoria und Lilly (famos: Megan Charpentier und Isabelle Nélisse) müssen sich natürlich in der zivilisierten Umgebung orientieren, was der aufgeweckten Lilly gut gelingt. Doch die kleine Schwester bleibt unzähmbar, misstrauisch. Denn sie gerät in den Bann des wieder auftauchenden, eifersüchtigen Mama-Monsters. Es sucht die Nähe der Kinder, taucht überraschend auf und versteckt sich liebend gern in Wandschränken; Javier Botet mimt diese Frauengestalt, die dank raffinierter Computertechnik stets neue Formen annimmt. Mama ist handlungsmässig die grösste Herausforderung für Annabel, die das Gute verkörpert, und sich überzeugend von der bindungslosen Punkerin zur fürsorglichen Ersatzmutter mausert.

Mama fasziniert über weite Strecken, weil Muschietti nicht nur hirnrissigen Zombie-Schabernack zeigt sondern auch psychologisch starke Momente, voll melancholischer Märchenhaftigkeit. Das ist dann berührend, wenn es um den Hauptkonflikt geht, die Beziehung zwischen den Mädchen zu Annabel und der paranoiden Mama.

Zum Ende hin entpuppt sich die Handlung als etwas gar simpel, weil wichtige Nebenfiguren wie ein mysteriöser Psychiater oder eine neidische Tante der Kinder zu Karikaturen verkommen. Und Muschietti erliegt der Versuchung, die Story in einer Schrei- und Special-Effects-Orgie enden zu lassen; ein Negativphänomen vieler Horrorfilme. Doch wenn sich die Nebel des gekünstelten Grauens verzogen haben, ist man dennoch amüsiert: Mama ist solides Unterhaltungskino für Erwachsene.

01.03.2024

3

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Trotz der Tatsache, dass hier Meisterregisseur Guillermo del Toro als Produzent seine Finger im Spiel hatte, ist "Mama" leider nur ein Horrorstreifen von der Stange geworden. Der Film bietet zwar solide Unterhaltung und auch einige Schocker, jedoch nichts Bahnbrechendes. Des Weiteren verliert der Gruselfaktor gegen Ende des Films leider immer mehr an Wirkung.
6/10Mehr anzeigen


peidergotsch

vor 9 Jahren

Herrlicher Film für Horror-Fans!
Schreckmomente sind auch für Hartgesottene gegeben.
Regt aber auch zum Nachdenken an: wer ist für ein Kind die Mutter, wenn es von jemandem aufgezogen wird...


Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Die Schreck-Effekte sind genial! Die Handlung gegen den Schluss.. Naja


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