Madame empfiehlt sich Frankreich 2013 – 113min.

Filmkritik

Wenn die Oma mit dem Opa

Filmkritik: Andrea Wildt

In dem Familien-Roadmovie von Emmanuelle Bercot spielt Catherine Deneuve eine in die Jahre gekommene Restaurantbesitzerin, die vor ihrem verpfuschten Leben davonläuft. Verzweifelt fährt sie durch flache Landschaften in Frankreich.

Die Nachricht über ein Verhältnis ihres langjährigen Liebhabers mit einer jungen Frau bringt den Lebensfrust von Bettie (Catherine Deneuve) zum Überlaufen. Fluchtartig verlässt sie ihr Restaurant und ihre Mutter, um sich auf eine Spritztour zu begeben. Die Bitte ihrer Tochter, ihren Enkel zu seinem Grossvater väterlicherseits zu fahren, kommt ihr da gerade recht. Aus einer Zigarettensuche wird so Kilometer für Kilometer eine Familien- und Selbstfindungsreise von einer ehemaligen Miss Bretagne, die nicht wieder zurück will in ihr altes Leben.

Der Film beginnt durchaus interessant: Eine ältere, attraktive Frau stellt sich ihrer selbst. Mit der Zigarettensucht Betties, die sie zu Beginn von einem verlassenen Dorf zum anderen immer weiter von daheim wegführt, findet die Geschichte auch eine humorvolle und undramatische Herangehensweise an ihr Sujet. Ihre ersten Bekanntschaften unterwegs - ein alter Mann, der ihr mit zittrigen Händen eine Zigaretten dreht und später ein plumper Casanova, der sie ins Bett säuft - bauen Erwartungen auf das Kommende auf. Doch spätestens als Bettie auf dem Fotoshooting vergangener Schönheitsköniginnen posiert, ist klar, der Film führt weder zur Erheiterung noch zur Erlösung, sondern in die Sackgasse Friede-Freude-Eierkuchen.

Catherine Deneuve spielt ihre Rolle der lebensmüden Bettie ohne überzeugende Leidenschaft. Sie verzweifelt, weint und schreit auch mal, aber weder ihre Elend noch ihre Freude nimmt man ihr so richtig ab. Ihre Figur fällt irgendwo zwischen angedeuteter Parodie und sentimentaler Ernsthaftigkeit zwischen die Stühle und lässt unbefriedigt zurück. Am Ende hat man ein wenig gelacht und geweint, aber so richtig ins Volle greift der Film nie. Spannende Themen wie die Sexualität im Alter, die Sicht der Gesellschaft auf Senioren oder der Neuanfang im Leben werden seicht umfahren und unverfänglich ins Spassige gezogen. Phantasieloses Wohlfühlkino mit schnulzigem Happy End.

Dabei hätte man von der Co-Drehbuchautorin des vielschichtigen Films Polisse mehr Tiefe erwartet. Mit ihrer vierten Regiearbeit fürs Kino überzeugt die französische Schauspielerin Emmanuelle Bercot nicht. Umso verwunderlich, dass es Elle s'en va in den Wettbewerb der diesjährigen Berlinale schaffte. Die Entschlossenheit seines Titels hat der Film wahrlich nicht.

18.02.2024

2

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

hat mich nicht bewegt.


klimidean01

vor 10 Jahren

Ich fand ihn gut. Habe viel gelacht. Zeigt französischen Eigenheiten, und ist ein Griff aus dem Leben, welches überall in Europa anzutreffen ist. Mich hat der Film beeindruckt. C. D. zeigt ihre schauspielerischen Qualitäten und zieht damit ihre Schulspiel-Kollegen mit, die sich an ihr messen.
Der Film ist in seiner Geschichte gut aufgebaut.
Qualität der Regie. Er ist sein Geld wert.Mehr anzeigen


zreh

vor 10 Jahren

Thema wäre eigentlich interessant, aber der Film ist so langatmig und langweilig und es wird andauernd geraucht. Enttäuschend.


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