Die Frau, die sich traut Deutschland 2013 – 90min.

Filmkritik

Kampf gegen die Strömung

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Während Hollywood dem Jugendwahn frönt, stehen im europäischen Kino in letzter Zeit häufiger auch nicht mehr ganz so junge Frauen im Mittelpunkt. So in der Tragikomödie von Marc Rensing, in der eine frühere Spitzenschwimmerin mit Gebärmutterhalskrebs über den Ärmelkanal will.

Beate wird 50. Ihr Lebensinhalt besteht aus der Arbeit in einer Großwäscherei und ihren schon erwachsenen Kindern. Sie kümmert sich um ihre Enkelin ebenso wie um ihren Sohn und dessen schwangere Freundin, die beide bei ihr wohnen. Auch für ihre Freundin ist sie immer da, aber dann bringt eine ärztliche Diagnose ihr Leben ins Wanken. Mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert, will sie sich einen Traum erfüllen: Den Ärmelkanal durchschwimmen. Früher gab die Leistungssportlerin ihren Traum von Olympia auf, als sie ihre Tochter bekam. Ihren Kindern verschweigt sie ihren Zustand, und die verstehen die Welt nicht mehr. Aber gut: Mama macht endlich etwas nur für sich selbst.

Subtilität geht sicher anders. Dabei hat der Film eine Hauptdarstellerin, die so gut ist, dass das Drehbuch nicht so hätte überziehen müssen. Steffi Kühnert spielt ihre Rolle mit Bravour - souverän, sympathisch, man muss sie einfach ins Herz schließen. Da wäre es nicht nötig gewesen, die Fronten so hart abzustecken. Dass ihre Kinder, die längst flügge geworden sein sollten, dem puren Egoismus frönen, wird schon nach wenigen Minuten klar. Aber der Film hämmert es dem Zuschauer immer wieder ein, als glaubte Co-Autor und Regisseur Marc Rensing, dass man diesen Umstand sonst vergessen würde.

Auch die Entwicklung der Hauptfigur ist nur bedingt nachvollziehbar. Das gilt umso mehr, als das Skript auch in anderer Hinsicht künstlich aufgebläht wird. Dass Beate ihren Kindern ihre Krankheit verschweigt, sorgt zwar für allerhand komischen Trubel, auf den Rensing hier ganz und gar setzt, verrät aber im Grunde die Geschichte. Denn mit ihrem Schweigen, ihrem Unwillen und ihrem mangelnden Mut, "es" ihren Kindern zu sagen, ist Beate eben gerade nicht die Frau, die sich traut.

Aber: Bis zum kitschig-schwülstigen Ende präsentiert sich Die Frau, die sich traut als leise-humorige Angelegenheit, die in erster Linie von der Hauptdarstellerin lebt. Die hätte auch einen deutlich ehrlicheren Film problemlos tragen können. Aber aller Defizite zum Trotz: Das ist ein ein unterhaltsames Stück deutsches Kino.

16.12.2013

3

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Kommentare

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Patrick

vor 8 Jahren

Gut gespieltes Drama/ Komödie Movie das Verhältnis zwischen Tochter, Sohn und zukünftige Schwieger Tochter ist sehr realistisch dargestellt.


micatone

vor 10 Jahren


Strudelwurm

vor 10 Jahren

Schöne Landschaftsaufnahmen der Ostseeküste. Dick aufgetragene Krankheits-Geheimhaltungsstufe. Aber eine brillante Steffi Kühnert als selbstlose Mutter in einem ziemlich konventionell und brav umgesetzten Frauendrama.


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