Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Frankreich, Russische Föderation, Spanien, Schweden, Grossbritannien 2013 – 114min.

Filmkritik

Listig und dynamisch

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Buch, ein Bestseller und ein Film: Der spitzbübische Zeitgenosse, der als Hundertjähriger ausstieg und ein neues abenteuerliches Leben anfing, macht auch im Kino eine gute Figur. Das Buch ist eine Wucht, der Kinofilm eine heitere amüsante Zeitreise – nicht nur für Senioren.

Ein Knaller weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten und den Unternehmensgeist des ehemaligen Sprengstoffexperten Allan Karlsson. Der sieht mit Grauen den Feierritualen im Altersheim zu seinem 100. Geburtstag entgegen und entschliesst sich spontan auszubüxen. Er steigt wortwörtlich aus – raus dem Heimtrott und rein durch ein Fenster in einen neuen abenteuerlichen Lebensabschnitt.

An einem Bahnhof vertraut ihm ein schmieriger Rockertyp einen Koffer an. Den nimmt der Alte an sich und verschwindet mit ihm, als der Bus kommt und der vormalige Kofferträger nicht erscheint. Der rüstige Knacker landet in eine still gelegten Bahnstation, in der Julius Jonsson (Iwar Wiklander) haust. Sie machen gemeinsame Sache. Als der kofferlose Rocker wieder auftaucht und seinen Koffer zurückfordert, wird er von den beiden Alten kurzerhand abgekühlt. Die haben nämlich inzwischen spitz gekriegt, dass sich im begehrten Behältnis Raubgut im Wert von über 50 Millionen Kronen befndet.

Der kauzige Held Allan bringt einige Erfahrung als Sprengstoffexperte mit; er war im Spanischen Bürgerkrieg, wo er Franco eher zufällig das Leben rettete, oder als Ideengeber in Los Alamos, wo er quasi der Atombombe auf die Sprünge hilft. Er wird ein Gast Stalins und zum Doppelspion, soll auch Gorbatschow auf den richtigen Weg gebracht. Parallel zu den dynamischen Erinnerungen laufen die aktuellen Geschehnisse: die Flucht, die Fahndung und allerlei Possen. Die Polizei und Mafia sind Allan und seinen Kumpanen auf der Spur. Aber weil Allan eben aussergewöhnliche Verbindungen hat, landet die Clique – Allan, Kumpan Julius, der schüchterne Mitläufer Benny (David Wiberg), die resolute Gunilla (Mia Skäringer) samt Elefantendame Sonja – in Bali.

Wie so oft: Bilder können die Buchstaben nicht ersetzen, aber durchaus beleben und bereichern. In diesem Fall ist das vor allem dem schwedischen Komödianten Robert Gustaffsson zu verdanken, der den Ausreisser Allan von Jugendjahren bis ins hohe Alter verkörpert. Der beherzte Kinofilm mit dem Seniorenhelden, der sich durch ein Jahrhundert bombt, besticht auch, weil er schwedisch authentisch bleibt und sich nicht als multinationales Produkt verkauft. Das Buch bleibt unübertroffen, aber das Schelmenabenteuer von Felix Herngren wird die Leser nicht enttäuschen. Es hat Witz, Charme und grossen Unterhaltungswert.

19.03.2014

4

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Witziger und Kurzweiliger Filmspass,der auch makaber und skurril daher kommt.Noch nie wurden Zeitgenossen wie z.b.Stalin,Einstein oder Regan oder der Berlin Mauerfall Filmisch so amüsant in Szene gesetzt.


alagandi

vor 9 Jahren

Gute Buchverfilmung mit vielen Schenkelklopfer


thilda

vor 9 Jahren

Schön gemacht und unterhaltsam, aber an das fantastische Buch kommt der Film bei weitem nicht heran.


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