Die Akte Grant Kanada, USA 2012 – 125min.

Filmkritik

In guten wie in schlechten Tagen

Filmkritik: Andrea Wildt

Zu Zeiten des Arabischen Frühlings und der Occupy-Bewegung bringt Robert Redford einen Film über ehemalige US-Terroristen der 1960er-Jahre heraus. Ausgehend von historischen Fakten und einer gleichnamigen Romanvorlage entspinnt er darin einen soliden und stilsicheren Thriller über Identitäten, Verantwortung und Politik, der jedoch so manche Antwort schuldig bleibt.

Neben der Regie übernahm Robert Redford in The Company You Keep die Hauptrolle des Anwalts Jim Grant, der in den 1960er-Jahren zur Führung der "Weather Underground" gehörte. Diese vom FBI als terroristisch eingestufte Gruppe linksradikaler US-amerikanischer Aktivisten reagierte damals auf den Vietnamkrieg mit Bombenanschlägen gegen das eigene Land. Nach einem missglückten Banküberfall tauchten Jim und seine Mitstreiter in die Anonymität ab. Als sich nach über dreissig Jahren eine der Aktivistinnen (Susan Sarandon) der Polizei stellt, begibt sich ein junger Lokalreporter auf die Recherche nach der Wahrheit. Dicht gefolgt vom FBI.

Politische und gesellschaftliche Skandale seines Landes ziehen sich als thematischer Faden durch die Arbeiten des US-amerikanischen Regisseurs, Produzenten und Schauspielers Robert Redford: Von der Watergate Affäre in Die Unbestechlichen über manipulierte TV-Shows in Quiz Show bis zu den beiden vorletzten über den Krieg in Afghanistan in Lions for Lambs und The Conspirator über das Attentat auf den 16. US-Präsidenten hat er im Laufe seiner Karriere an einem kleinen Panorama von Gesellschaftsanalysen der USA mitgewirkt. 2012 widmet sich Redford nun also dem Vietnamkrieg und seinen noch offenen Wunden. Auf die aufkommende Frage nach der Aktualität dieses nostalgisch erscheinenden Themas gibt aber auch der Film keine wirklich befriedigende Antwort.

The Company You Keep ist ein politischer Film, aber erfreulicherweise kein polemischer. In keiner Phase dieses zweistündigen Wettlaufs um die Wahrheit wertet Redfords Blick die etwas idealistischen Ansichten seiner ins Alter gekommenen Aktivisten. Zuweilen mögen diese etwas gestrig erscheinen, zu oft hat man ähnliche Diskurse gehört, aber im Grunde haben sie wenig von ihrem Wahrheitscharakter und Zauber verloren. Aus dem Aufeinandertreffen zweier Generationen - der Figuren, aber auch der Schauspieler - ziehen die pointierten Dialoge des Films ihre Kraft und sorgen dafür, dass dem doch sehr klassisch inszenierten Thriller nicht zu schnell die Puste ausgeht. Am Ende fordern Redfords Figuren sehr direkt ihre damaligen Ideale für Jetzt zu hinterfragen und zu erneuern. Dort setzt dann hoffentlich sein nächster Film an.

01.03.2024

4

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Kommentare

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8martin

vor 3 Jahren

Ein Polit-Thriller der Extraklasse. Außerdem ist es ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Terroristenhatz in den 70er Jahren – nicht nur in Amerika. Bei uns war es Die bleierne Zeit oder Deutschland im Herbst.
Der ehemalige Terrorist Jim Grant (Robert Redford) wird nach über 30 Jahren durch die Verhaftung von Sharon (Susan Sarandon) eines Mitgliedes der Weathermen einer Untergrundorganisation, die gegen den Vietnamkrieg war, aufgescheucht. Sie hatten sich durch Banküberfälle finanziert und Jim soll angeblich einen Wachmann erschossen haben.
Es entspinnt sich ein Wettlauf zwischen dem FBI (unter Terence Howard) und dem hartnäckigen Journalisten Ben (Shia LaBeouf), die Jim ausfindig machen wollen. Dabei ist Jim nicht nur auf der Flucht, sondern er will auch noch durch Kontakte zu seinen ehemaligen Mitverschwörern seine Unschuld beweisen.
Nachdem er seine kleine Tochter Isabel (Jackie Evancho) seinem Bruder Daniel (Chris Cooper) anvertraut hat, kontaktiert er seine ehemaligen Mitverschwörer, die meistens nichts von ihm wissen wollen, und als arrivierte Bürger leben. Und dennoch hilft jeder Jim ein Stück weiter um ans Ziel zu kommen. Nick Nolte verschafft ihm ein Auto, Richard Jenkins als Prof empfindet die stärkste Abneigung, gibt ihm aber einen Hinweis für Mimis (Julie Christie) Telefonnummer. Brendan Gleeson hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Jim, das nicht bei allen Zuschauern ankommt. (Wird hier auch nicht verraten.)
Regisseur Redford berichtet nicht linear von A nach B, sondern verteilt die Ermittlungserfolge zwischen den Behörden und der Presse.
Höhepunkt, Wendepunkt und Schlusspunkt ist das Zusammentreffen von Jim und Mimi in einer einsamen Waldhütte, ihrem früheren Versteck. In einem geschliffenen Dialog werden die Argumente der Weathermen von damals ausgetauscht. Jim räumt ein, Fehler gemacht zu haben (‘Ich bin erwachsen geworden.‘) Mimi tut das nicht. Sie geht. Das FBI verhaftet Jim. Aus den Nachrichten erfahren wir, dass sich Mimi dann doch gestellt hat und Jim damit entlastet ist. Nur eine Marginalie!
Die unterschiedlichen Ermittlungen und die Reaktionen von Jim machen die Spannung aus. Das zärtliche Verhältnis zwischen Jim und seiner Tochter Isabel sowie Jims süßes Geheimnis geben dem Film anrührende Tiefe.Mehr anzeigen


Barbarum

vor 7 Jahren

Dem Thriller geht mit der Zeit die Luft aus.


oscon

vor 8 Jahren

Routinierter Polit-Thriller mit einem charismatischen Robert Redford in der Titelrolle.
Die Geschichte zeigt die Hetzjagd des FBI's, als sich eine ex-Terroristin der Organisation "Weathermen" stellt und damit die untergetauchten Mitglieder enttarnt.
Der Cast ist stark besetzt, allerdings verschliesst sich dem geneigten Zuschauer, warum solche (ehemaligen) Hochkaräter, wie Susan Sarandon, Nick Nolte oder auch Julie Christie in absoluten Winzigrollen richtiggehend verheizt werden!
Was bleibt ist kein Politthriller, sondern nur die Aufdeckung der wahren Begebenheiten eines Banküberfalls durch den geläuterten ex-Terroristen Robert Redford!Mehr anzeigen


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