Paradies: Glaube Österreich, Frankreich, Deutschland 2012 – 113min.

Filmkritik

Anna Marias Kreuz mit dem Kreuz

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Dem Österreicher Ulrich Seidl ist kein Tabu fremd. Wie in Teil Zwei seiner Paradies-Trilogie zum Thema Glaube. Er erzählt drastisch die Geschichte einer besessenen Katholikin aus Wien, die ihre Liebe zu Jesus Christus handfester lebt, als man das von einer tiefgläubigen, barmherzigen Christin erwarten würde.

Anna Maria arbeitet in einer Klinik, wohnt in einem blitzblank sauberen Haus am Stadtrand, umgeben von Kruzifixen und Devotionalien. Sie leidet unter dem allgemeinen Sittenzerfall, regt sich über Swinger-Partys im Park, Alkoholexzesse und miese Fernsehprogramme auf. Um sich vor den Versuchungen des Bösen zu schützen, geisselt sie sich blutig oder rutscht betend als Büsserin auf den Knien von Zimmer zu Zimmer. Und um ihren Herrn Jesus zu lobpreisen, begleitet sie sich auf dem Elektropiano beim Absingen frommer Lieder. Zwischendurch besucht sie wildfremde Menschen mit Migrationshintergrund, um ihnen den katholischen Glauben zu verkündigen.

Davon berichtet der Ulrich Seidl- formal ungekünstelt, nüchtern. Wobei im Gegensatz zu dieser Diszipliniertheit das exzessive Spiel seiner Darsteller steht: Allen voran entwickelt die wunderbare Schauspielerin Maria Hofstätter als Anna Maria eine beklemmende Strahlkraft. Besonders dort, wo die teils groteske Rahmenhandlung ins Tragische kippt: Plötzlich taucht nämlich der seit einem Unfall querschnittgelähmte, ägyptische Ehemann auf. Er will wieder mit Anna Maria unter einem Dach leben, was aber ganz und gar nicht in ihrem Sinn ist. Denn sie glaubt, dass das triste Schicksal des Gatten eine gottgewollte Strafe sei und verweigert ihm die emotionale und vor allem auch die sexuelle Zuwendung. Als Nabil (herausragend der Laiendarsteller Nabil Saleh) frustriert Nächstenliebe einfordert und Anna Maria mahnt, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen, beginnt ein Ehekrieg mit sadistischen Zügen.

Seidl scheut sich nicht, Extremes zu zeigen. Auch dort, wo er Anna Marias brünstige Passion für ihr Idol Jesus verbildlicht (was ihm von einer konservativen Glaubensgemeinschaft eine Anklage wegen Blasphemie eingetragen hat). Seidls Kino ist stets provokant, wie etwa im ersten Teil der Trilogie, Paradies: Liebe, wo der Sextourismus von Europäerinnen in Afrika abgehandelt wird. Eine klare Position indessen bezieht der Filmemacher nicht, und eine gehörige Portion Voyeurismus ist immer mit dabei. Davon kann man halten, was man will, aber eines ist unbestritten: wie sein Landsmann Michael Haneke ist Seidl ein Künstler, der die Filmsprache als Seziermesser nutzt, um die Eiterbeulen des Alltäglichen freizulegen.

17.05.2013

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

3-4, kann man sich ansehen.


tuvock

vor 10 Jahren

Im Film war auch so 'ne Gruppen Sex Szene auf der WIG zu sehen, ja das gibt es dort wirklich, und ja die Szene war echt, und bevor ich was anderes erzähle, ich will mal die Handlung vom Film erzählen, ich glaube das fehlt noch.

Übrigens, der Mann im Film wurde nach monatelangen Castings mit dem in Wien lebenden Ägypter Nabil Saleh besetzt der natürlich nicht gelähmt ist, ich dachte das auch, sondern der hat einfach monatelange Ergotherapie gemacht und sich mit Gelähmten auseinandergesetzt und so seine Rolle deswegen sehr gut spielen können.

Im Film spielt Anna die Röntgenassistentin im Ärztezentrum beim Donauzentrum im 22. Bezirk in Wien. Sie hat Ihre Leben der Katholischen Kirche verschrieben, Herz und Seele sind voll und ganz dabei. Sie sammelt Kruzifixe und liebt Heiligenbilder, täglich nach der Arbeit singt sie und spielt sie auf einer Hammond Orgel, kirchliche Lieder und 1 - 2 x die Woche geißelt sie sich nackt vor einem großen Kruzifix, weil sie Strafe haben möchte, da Ihre Gedanken hin und wieder unkeusch sind.

Unkeusch weil sie Single ist, seit 2 Jahren keinen Mann mehr hat, denn der ist damals nach Ägypten gefahren und hat in der Zwischenzeit einen Unfall gehabt, eines Tages taucht er nämlich auf, er ist mittlerweile querschnittgelähmt und versucht seiner Exfrau den katholischen Glauben auszureden.

Anna gehört zur Gebetsgruppe der Legio Herz Jesu Gruppe, so eine Absplitterung der Legio MARIA, Ihr höchstes Ziel ist Österreich katholisch zu machen und das macht z. B. Anna mit einer Muttergottesstatue die sie sich im Geschäft gekauft hat, 1 Meter groß ist und zu Ihren Missionarsdiensten herumschleppt, von Haus zu Haus, um mit Menschen zu reden und zu beten und sie dazu zu bringen Ihre Sünden zu erkennen.

Ihre Schwester übrigens ist nach Kenia gefahren, und jetzt kommt es, diese Geschichte der Schwester TERESA ist im Film Paradies: Liebe zu sehen. TERESA lässt Ihre Katze bei Ihrer Schwester MARIA und fährt eben nach Kenia, während man in dem Film sieht was sich bei MARIA abspielt.

Die Geschichte der Tochter die im Wechselgebirge Gewicht verlieren möchte, sieht man im Film Paradies: Hoffnung übrigens.

Der Film ist anfangs sehr ruhig gemacht worden sehr realistisch man fühlt richtig mit ihr mit, man versteht wieso sie sich geißelt, und so nach 20 - 30 Minuten taucht dann eben NABIL Ihr Ex Ehemann auf, aus Ägypten, und dann geht es erst so richtig los. Der will bei jeder Gelegenheit mit Ihr Sex, haben, er schlägt sie, er versucht alles zu tun damit sie keine Katholikin ist, doch Anna sieht das als Prüfung und versucht damit klar zu kommen, und sie hat wirklich zu kämpfen.

Der Film dauert mit seinen 110 Minuten nicht eine Minute zu lange, er hätte meiner Meinung nach noch länger dauern können, weil da einige Dinge sind die man eben zu wenig gezeigt hat, wie ich finde, z. B. die Hausbesuche, die komischen Leute in Wien, die Probleme beim Missionieren, darüber hätte ich gerne mehr gesehen, jedenfalls wer jetzt auf Sakral angehauchte Filme oder Dokus abfährt der sollte sich die durchaus gute Doku " JESUS, du weißt" ansehen.

Tja was kann ich über den Film noch erzählen was ich noch nicht gesagt habe? Ich weiß nicht, jedenfalls die Geschichte ist gut, die Darstellung der Schauspieler und Laien ist grandios, die Glaubhaftigkeit sehr gut, die Idee nicht übel, einige Szenen sind Scheiße und ich bin Ulrich Seidl echt böse dafür, im Großen und Ganzen ist der Film ein Drama, man sollte wirklich den Film sich nur dann ansehen wenn man eine gewisse Ruhe und Gelassenheit im Herzen hat. Ich bin jedenfalls bei so einigen Szenen echt aufgestanden und hätte am liebsten das Kino verlassen, wer aber bis zu Ende durchhaltet wird mit einem sehr guten Film belohnt wie es ihn kein 2. x gibt.

Punkt geben ist schwer, ich würde aber sagen dass er 90 Punkt verdient hat und vergesse mal die paar Szenen die ich gesehen habe.

Genießen kann man den Film schwer, aber dafür ist er sehr gut, die Darstellung als Sturmgruppe zur Rettung Österreichs mit Gebeten und Liedern, die Missionierung der Katholischen Fundamentalistin Anna, das alles ist s was den Film zu einem großen und ganzen werden lässt. Jedoch bei allen blasphemisch angehauchten und übertriebenen Szenen denunziert er niemals irgendwelche Gläubige, nein viel mehr lässt er Ihre Neigungen ausleben und wir können daran teilhaben was ich nicht immer gut finde.

Erst nach einiger Zeit wird klar dass Anna nur deswegen so katholisch ist um von Ihrem tyrannischen Ehemann loszukommen der sie früher auch immer geschlagen hat. Sie hat ein Ventil zur Rettung Ihrer Person gebraucht, das sie konsequent auslebt. Was vielleicht noch viel mehr hätte gezeigt werden können sind die anderen Leute der Sturmtruppe des Gebetes, da hätte ich gerne gesehen was die so alles durchmachen.Mehr anzeigen


tuvock

vor 10 Jahren

Ich habe die 2 Teile Paradies: Hoffnung und Paradies: Liebe gesehen, aber ich muss sagen, dieser Film dieser Paradiesischen oder gar nicht so paradiesischen Trilogie ist der Aussagekräftigste von allen 3 Filmen. Ulrich Seidl, der Regisseur der Trilogie hatte die Idee von einem einzigen Film, aber da hatte er dann so viele Ideen das er einfach 3 Filme daraus machte, wieder ist eine Trilogie geboren die im Kino war, und gar nicht so lange mußte man von Teil 1 auf Teil 2 und auf Teil 3 warten, weil sie in kurzen Abständen ins Kino kamen.

Die Premiere hatte der österreichische Film der in Wien gedreht wurde, am 30. August 2012 im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig, und ich verstehe dass er 'ne Anzeige wegen Blasphemie bekam, denn die Szene wo Hauptdarstellerin ANNA MARIA Sex mit einem Kruzifix hat, unter der Bettdecke, weil sie eine versteckte sexuelle Neigung hat - die sie versucht durch viel Gebet und Gesang totzuschweigen und aus Ihrem Herzen zu vertreiben, ist schon harter Tobak, und hat ungefähr die Auswirkung wie damals " Die letzte Versuchung Christi" wo JESUS Sex mit MARIA Magdalena hatte. Ich muss sagen, nicht jede Szene sollte verfilmt werden, man muss so einen Scheißdreck nicht sehen, auch wenn es sich der Regisseur einbildet dass so was eine Weiterführung der Handlung bedeutet, das ist ein Quatsch.

Viele Leute glauben ja, das man alles zeigen kann, ich finde, wenn Ulrich Seidl schon so mutig ist und so was zeigen muss, dann soll er doch mal einen Film über Mohammed machen und über den Islam, mal sehen ob er auch so viel Mut hat, da aber die Christliche Nation viel friedlicher ist und viel feiger ist als die moslemische Nation, kann man ja mit den Gedanken und der Seele der christlichen Zuseher in Österreich herumspielen und alles Mögliche zeigen.

Leider leben wir in einer Zeit wo Verarschungsfilme über unseren himmlischen Vater wie in " 3faltig" toleriert werden und das verstehe ich bis heute nicht, aber über diese Dinge will ich nicht viel reden sonst muss ich echt zum Regisseur fahren und ihm eine Ohrfeige geben, jedenfalls der genialen Hauptdarstellerin MARIA Hofstätter die ja Anna MARIA spielt, gebührt jedes Lob, laienhaft wirkt sie in dem Film, trotzdem, jede Art, jede Neigung ist einfach so wie es die Filmfigur verlangt, keine einzige langweilige Meine ist bei ihr zu sehen, keine Fragezeichen in der Luft, die irgendwas erklären und keine Blöße gibt sich diese Dame vor der Kamera, weil sie vielleicht einen Text nicht weiß oder eine gewisse Neigung nicht hat was darzustellen.

Die 1964 geborene Linzerin ist meiner Meinung nach die beste österreichische Schauspielerin die es gibt, wahrscheinlich, und einer der besten deutschsprachigen die es je gab, jede Ihrer Rollen, hat sie so bravourös gespielt, das jedes Mal der Eindruck entsteht, dass sie wirklich so ist wie in Ihren Rollen. Egal ob als Gestörte in " Hundstage" oder als echt komische Frau in " Sophie Scholl - Die letzten Tage", diese Frau versteht es jedes Mal in Ihren Rollen zu bezaubern und ich meine das wirklich so.

Nicht dass sie jetzt zauberhaft ist, sie sieht nicht schön aus, sie ist nicht hübsch, nicht schlank, nicht galant, sie ist eigentlich ein primitiver Bauerntrampel, aber durch Ihre Darstellungsweise als solche, hat sie unzählige Mal mehr Ausstrahlung als so manche Emma Stone oder Mena Suvari.

Was ich an dem Film auf alle Fälle ankreide ist dass sakrale Gegenstände zum Objekt der Lust werden, egal ob Auspeitschung, Selbstgeiselung, Masturbation, und auch wenn ich hier einen Spoiler setzen sollte, Ich sage es einfach offen raus, alleine schon wegen den Szenen, in denen man einfach die Augen zumachen kann, weil so was möchte ich gar nicht sehen, alleine deswegen ist der Film zutiefst abzulehnen. Ich bin weiß GOTT kein Fanatiker, aber Beleidigungen durch solche Szenen entstehen nun mal, und wie gesagt, er sollte mal so was über den Islam machen das wäre interessant.

Aber dazu sind ja solche Leute zu feige. Wie gesagt zurück zum Film, Die Geschichte als solche ist wirklich selten und rar, es ist keine Neuerfindung des Rades, zu oft habe ich ähnliche Geschichten irrer Leute gesehen aber von der Intensität her, würde ich sagen reiht sich der Film in die Riege ähnlicher Film wie " Precious" bei dem mir fast schlecht wurde, ja ein arges Drama über Inzest und Kindesmissbrauch, oder Filme wie " Irreversibel" eine Gewaltorgie, ein Film der in die Tonne gehört aber der dich echt fertig macht, und nun kam eben dieser Film ins Kino.

Wie Haneke will Seidl seine Zuseher nicht amüsieren und Freude bereiten, ich glaube er will eher schocken aber nicht absichtlich, sondern er will eher die Hintergründe gewisser Handlungen zeigen, Tiefgründige psychologische Erklärungen kranker Seelen geben, und ich glaube auch Seidl will Grenzen übertreten.

Grenzen die bisher nicht übertreten worden sind, und ich frage mich wie lange es noch dauert bis man einen Tierporno Film sieht, so Pferd mit Mensch usw.

Wie gesagt der Film ist gut, er ist sehr authentisch, er zeigt Menschen die eigentlich Laien sind, keine Hollywood Ausbildung haben, in einer Lebenssituation die man sich so gar nicht vorstellen könnte, man kann sich einfach nicht vorstellen wie irre der Nachbar ist.

Im Film ist Anna MARIA meiner Meinung nach irgendwie irre, nicht im negativen Sinne, sie ist Katholischer Freak, und sie macht sehr viel für Ihren Glauben, wären doch mehr Menschen so wie sie, sie geht mit der Wandergottesmutter in Wien spazieren, fährt von da nach dort und woanders hin, sie missioniert, sie macht das freiwillig, echt eine wunderbare Sache, doch was sie ist, in Ihrem Inneren, wie zerstört sie ist, nie und nimmer hätte ich mir das gedacht wenn ich den Film so ohne einige Szenen gesehen hätte.

Im Film war auch so 'ne Gruppen Sex Szene auf der WIG zu sehen, ja das gibt es dort wirklich, und ja die Szene war echt, und bevorMehr anzeigen


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