CH.FILM

L'ombrello di Beatocello Schweiz 2012 – 82min.

Filmkritik

Unterwegs mit einem Wohltäter

Geri Krebs
Filmkritik: Geri Krebs

Der Zürcher Arzt und Cellist Beat Richner betreibt seit 1991 in Kambodscha Kinderspitäler. Seine Arbeit ist für Georges Gachot izu einer Herzensangelegenheit geworden. L'ombrello di Beatocello ist bereits sein sechster Dokumentarfilm über Richner und sein Werk.

"Es tut mir richtig leid, wenn ich in einem Film diesen jungen, gut aussehenden Mann sehe, der uns das alles gegeben hat." Ein kambodschanischer Arzt schaut sich Aufnahmen an, in denen man Beat Richner in den 1970er Jahren bei einem Auftritt mit seinem Cello sieht, und es ist in der Tat ein weiter Weg, den Beat Richner alias Beatocello gegangen ist. 1974 war er als junger Assistenzarzt nach Kambodscha gereist und hatte in der Hauptstadt Pnom Penh am Kinderspital mit dem poetischen Namen "Kantha Bopha" (Duftende Blume) zu arbeiten begonnen, und blieb dort bis zum April 1975, als die Roten Khmer die Macht übernahmen und alle Ausländer das Land verlassen mussten.

Die weitere Geschichte ist bekannt. Das Regime der Roten Khmer überzog das Land mit einem beispiellosen Terror, vertrieb alle Stadtbewohner aufs Land und verwandeltet Kambodscha in ein gigantisches Todeslager. Bis zum Ende des Regimes Anfang 1979 brachten die Roten Khmer fast ein Drittel der Bevölkerung um, und bis heute leidet Kambodscha an den Spätfolgen dieser Schreckensherrschaft. Es gibt in L'ombrello di Beatocello eine kurze Archivaufnahme von Pnom Penh 1975, auf der man eine gespenstische, menschenleere Grossstadt sieht, und sie lässt dunkel erahnen, was sich damals abgespielt haben mochte.

Es ist fast unglaublich, welche Energie und Willenskraft der Mann ausstrahlt, der es sich seit 1991 zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Ärmsten der Armen in einem Land zu helfen, in dem praktisch kein Gesundheitswesen existiert. Doch wenn er  anlässlich einer Feier in einem der Spitäler ein Mädchen trifft, das er 1999 als lebensbedrohlich erkranktes und unterernährtes Kleinkind behandelte, und das heute zu einem strahlend schönen Teenager herangewachsen ist - dann ist ihm ein derartiges Erlebnis mehr als Lohn für seine Mühe. Fast unglaublich ist auch, dass Richner seine Spitäler zu neunzig Prozent durch Spenden finanzieren muss und nur gerade mal zehn Prozent seiner Ausgaben durch staatliche Gelder aus Kambodscha und aus der Schweiz gedeckt sind.

"Ich muss aufpassen, dass ich durch diese Situation nicht zum  Materialisten werde", sagte Richner bereits in George Gachots Dokumentarfilm Kantha Bopha – 15 ans déjà aus dem Jahr 2007, und auch jetzt äussert er sich wieder in diesem Sinne. Eine Szene später im Film erklärt er einem kambodschanischen Mitarbeiter lachend, dass er jetzt dann nächstens ins AHV-Alter komme, und dass diese 1'200 Franken monatliche Rente doch immerhin ein willkommener Zustupf seien für ein garantiertes Weiterbestehen der Spitäler. Das ist Beat Richner wie er leibt und lebt.   

09.05.2012

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