Like Someone in Love Frankreich, Japan 2012 – 109min.

Filmkritik

Autotrip durch Tokyo

Filmkritik: Andrea Wildt

Der iranische Regisseur Abbas Kiarostami hat in Japan einen Film über Liebe, Abhängigkeiten und Generationskonflikte gedreht. Die Enge seiner Lieblingskulisse Auto wird diesmal zum Sinnbild für die gesellschaftliche Bestimmung der japanischen Frau.

Es gibt genau drei Orte, an denen sich Like Someone in Love abspielt: In einer Bar, einem Appartement und immer wieder in einem Auto. Zuerst ist es ein Taxi, das die junge Studentin Akiko, die sich als Callgirl verdingt, zu ihrem nächsten Klienten ausserhalb der Stadt fährt. Eigentlich würde sie lieber ihre Grossmutter treffen, die seit Stunden am Tokyoter Bahnhof auf ihre Enkelin wartet, aber ihr Zuhälter gab sie nicht frei. Später ist es das Auto eines betagten Soziologie-Professors, der Akiko nach der gemeinsam verbrachten Nacht zur Universität fährt. Als er im Auto auf ihre Rückkehr wartet, trifft er auf den aggressiv eifersüchtigen Verlobten der jungen Frau. Ein Gespräch über Liebe und Vertrauen mit unerwarteten Folgen entwickelt sich.

Abbas Kiarostamis Filme spielen fast alle, einige sogar vollständig im Auto: In Der Geschmack der Kirsche (1997) fährt ein Mann durch die karge iranische Landschaft auf der Suche nach jemanden, der ihm beim Selbstmord hilft. In Ten (2002) wird anhand der Gespräche einer Frau mit ihren wechselnden Mitfahrern die Situation der iranischen Frauen verhandelt. Das Auto als Schauplatz bietet einen dramaturgisch gewichtigen Raum: Es handelt sich gewissermaßen um einen Zwischenraum zwischen öffentlich und privat. Er ist zugleich intim und auch für jedermann einsehbar. Es ist folglich bezeichnend, dass gerade hier die wichtigsten Dialoge des Films stattfinden: über Liebe, Vertrauen und die Berufung der Frau.

Prostitution ist in Japan verboten. Dennoch erfreut sich das sogenannte "Enjokosai" heute vor allem bei sehr jungen japanischen Mädchen grosser Beliebtheit, die sich durch Begleitungsservices ein Taschengeld dazuverdienen. Der Übergang zur Prostitution ist dabei meist fliessend. In Like Someone in Love findet Kiarostami erneut einen feinfühligen und sehr genauen Ausdruck in Bild und Ton, um von Frauen in Japan zu erzählen, ohne viel beim Namen zu nennen. Der Film ist voller Andeutungen, welche bis zum Ende offen bleiben. Das kann frustrierend wirken, schenkt den Figuren aber auch eine Lebendigkeit, denn es ist am Zuschauer, die Lücken in ihren Lebensläufen zu füllen. Trotzdem strahlt der Film nicht die geschätzte Spontanität und Lebenslust früherer Werke des iranischen Regisseurs aus. Die perfekt durchdesignten Bilder sind schön anzusehen und die vertrackte Figurenaufstellung macht neugierig, doch geben sie dem Film eine befremdende Schwere, die immer wieder nach intellektueller Deutung ruft. Das abrupte Ende kommt überraschend und verstört umso mehr.

26.02.2013

4

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Kommentare

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Fridom

vor 11 Jahren

Ein richtig guter Kiarostami-Film!


azamat

vor 11 Jahren

Wenn du weisst, dass die Antwort eine Lüge ist, solltest du keine Fragen stellen


Heptig

vor 11 Jahren

Dieser Film verdient überhaupt kein 'M'. Dieser Film ist langweilig. Sogar der eine Schauspieler pennt im Film ein.
Tipp: lieber Sushi essen gehen.


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