Hyde Park on Hudson Grossbritannien 2012 – 94min.

Filmkritik

Wenn der Präsident mit der Cousine

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Franklin D. Roosevelt wird gern in einem Atemzug mit George Washington und Abraham Lincoln genannt und gilt als einer der bedeutendsten Präsidenten der US-Geschichte. Doch Notting Hill-Regisseur Roger Michell setzt ihm mit Hyde Park on Hudson kein filmisches Denkmal.

Der Brite ist nämlich kaum an Roosevelts politischer Lebensleistung interessiert, sondern erzählt lieber eine leichte Komödie aus den Sommertagen des Jahres 1939. Die verbringt der Präsident (Bill Murray, bestens aufgelegt) auf seinem Landsitz in Hyde Park am Hudson, im Bundesstaat New York.

Um sich dort die Zeit ein wenig zu versüßen, nimmt er Kontakt auf zu seiner entfernten Cousine Margaret Suckley (Laura Linney, eher unterfordert), genannt Daisy. Bald entwickelt sich zwischen den beiden eine Affäre. Doch während eines Besuch des stotternden britischen Königs und seiner Frau, der weltpolitisch nicht gerade unbedeutend ist, muss die eher mausgraue Daisy irgendwann erkennen, dass sie der Liebelei wohl eine etwas andere Bedeutung zumisst als der charismatisch-selbstbewusste Präsident.

In den USA war man von Hyde Park on Hudson eher weniger begeistert. Wenn es um Nationalhelden geht, hört dort das Verständnis für künstlerische Freiheit meistens auf, und tatsächlich gehört Roosevelts genaues Verhältnis zu Suckley - trotz einiger hinterlassener Briefe - eher in den Bereich der Spekulation. Auch dass der Präsident als wenig subtiler, chauvinistischer Lustmolch porträtiert wird, der sich völlig unvermittelt gleich beim ersten gemeinsamen Ausflug im Cabrio von seiner Cousine einen runterholen lässt, stieß vielen amerikanischen Kritikern auf.

Dabei sind die Anzüglichkeiten dieses trotz seiner Kinderlähmung lebenslustigen Politikers eigentlich kaum der Aufregung wert. Viel ärgerlicher ist, wie dieser betulich und letztlich ziellos inszenierte Film das Talent seiner wunderbaren Darsteller – zu denen auch Olivia Williams als Eleanor Roosevelt oder Olivia Colman als unentspannte Queen Elizabeth gehören - an reichlich unzulänglich motivierten Figuren verschwendet. An seine Vorbilder wie The King's Speech reicht Hyde Park on Hudson so leider weder in Sachen Charme noch Witz heran.

01.03.2024

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Kommentare

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riexx75

vor 9 Jahren

obwohl gute schauspieler, nicht mein ding


holiday88

vor 10 Jahren

Ein genial besetzter, leichtfüssiger Feel Good Movie!


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Bill Murray for President!


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