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De la cuisine au parlement - Edition 2021 Schweiz 2021 – 86min.

Filmkritik

Der Schweizerinnen Stärke ist ihre Beharrlichkeit

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz zeichnet Stéphane Goël in einer unterhaltsamen Dokumentation der Schweiz langen Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann nach.

Die Frau sei dem Mann untertan, steht in der Bibel. Ähnliches, etwas anders formuliert, stand einst auch in der Schweizer Verfassung. Genauer gesagt bis zu jener denkwürdigen Abstimmung vom 7. Februar 1971, bei welcher die Schweizer Männer entschieden, dass den Schweizer Frauen fortan das Stimmrecht zu gewähren sei. Zumindest auf nationaler Ebene. Auf kantonaler und kommunaler Ebene sah das teilweise noch jahrelang anders aus: Als letzter Kanton erteilte Appenzell Innerrhoden einem Bundesgerichtsentscheid folgend den Frauen dieses Recht erst 1990.

Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass bereits 1918 im Nationalrat eine Motion eingebracht wurde, welche die Einführung des Frauenstimmrechtes forderte, ein sehr langer Prozess. Der Grund dieser Langwierigkeit – und davon handelt Stéphane Goëls Film – liegt in der direkt demokratischen Regierungsform der Schweiz. Diese bedingt, dass zu einer Beschlussfassung eine Mehrzahl der Stimmberechtigten von einer Sache überzeugt sein muss. Im Falle des Frauenstimmrechts, bzw. der Gleichstellung von Frau und Mann, sind dafür grundlegende sozialpolitische Veränderungen nötig: Nicht nur die Männer, sondern auch die – jahrelang von der politischen Teilhabe ausgeschlossenen – Frauen müssen Gleichberechtigung als menschliches Grundrecht aller begreifen und fordern.

Rund hundert Jahre dauerte dieser Prozess; hätten in den Staaten, die solche Rechte früher schon einführten, nicht die Regierungen, sondern die Bürger entschieden, meint Elisabeth Kopp in Goëls Film, hätten sie dafür ähnlich lang gebraucht. Diese die Gemüter heftig bewegende Auseinandersetzung in der Schweiz ist gut dokumentiert und darauf baut Goëls Film auf. Ausgehend von Quellenmaterial – Wochenschauen, Fernsehbeiträgen, Dokumentarfilmen, Plakaten, Flyern, Fotos – wird die Auseinandersetzung um die Gleichstellung der Frau in der Schweiz chronologisch geschildert. Erläutert wird das Gezeigte in Gesprächen und Interviews mit aktiv darin Involvierten wie Marthe Gosteli, Gabrielle Nanchen, Simone Chapuis-Bischof, Ruth Dreifuss, Tamara Funiciello.

„De la cuisine au parlement – Edition 2021“ – Achtung: Goél stellte 2012 eine TV-Dok mit fast gleichem Titel vor – ist humorvoll, kurzweilig, spannend. Eine unterhaltsame Lektion zur Schweizer (Frauen-)Geschichte, die viel auch über das Funktionieren der direkten Demokratie verrät.

15.06.2021

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