Anna Karenina Frankreich, Grossbritannien 2012 – 130min.

Filmkritik

Die Welt ist eine Bühne

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Der Klassiker von Leo Tolstoi in neuem Gewand: Joe Wright verlegt die Geschichte einer verheirateten Aristokratin (Keira Knightley) im Russland des späten 19. Jahrhunderts ins Theater.

Anna reist von St. Petersburg nach Moskau, um die Ehe ihres Bruders Oblonsky (Matthew Mcfadyen) und seiner Frau Dolly (Kelly Macdonald) zu retten. Im Zug lernt sie die Gräfin Vronsky (Olivia Williams) kennen, deren Sohn (Aaron Taylor-Johnson) sie vom Bahnhof abholt und sofort Interesse and der verheirateten Anna zeigt. Vronskys ständiges Werben lässt Anna, deren Ehe mit Karenin (Jude Law) an Spannung verloren hat, schliesslich ihren Gelüsten fröhnen und die beiden haben eine leidenschaftliche Affaire, die für Anna jedoch tragisch endet.

Drehbuchautor Tom Stoppard kam die schwierige Aufgabe zu, Tolstois 864 Seiten starken Roman auf ein 120-seitiges Drehbuch einzudampfen; er hat sich deshalb auf die Liebesgeschichte konzentriert. Inhaltlich legt er wenig Wert auf politische Zusammenhänge wie die bevorstehende Revolution oder die Dekadenz der russischen Oberschicht. Im Zentrum des Films steht die zerstörerische Liebe zwischen Anna und Vronsky, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist.

Nach Pride and Prejudice und Atonement ist Anna Karenina die dritte Zusammenarbeit von Regisseur Joe Wright und Keira Knightley. Wright traf die aussergewöhnliche Entscheidung, Annas Geschichte als Theaterstück auf einer Bühne zu inszenieren. Die epische russische Liebesgeschichte wirkt dadurch seltsam distanziert und macht aus der Dekadenz des russischen Adels eine Farce, die sich auf der Bühne des Lebens abspielt. Die Bilder, die Wright kreiert, sind grandios, elegant und gleichen oft malerischen Meisterwerken in einem Museum. Allerdings erlauben sie dem Zuschauer kaum, sich den Protagonisten zu nähern. Kiera Knightleys leidenschaftliche Darstellung der unglücklichen Anna schafft es jedoch, auch nicht russische Herzen zu erweichen.

06.12.2012

3

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Kommentare

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1234jopy

vor 9 Jahren

Schade, wird dem Buch nicht gerecht. Enttäuschend.


flurye

vor 10 Jahren

Ein Meisterwerk. Überraschend, ungewohnt, tiefgründige Inhalte vor spektakulärer Kulisse


Ortygiano

vor 11 Jahren

Zu langatmig, zu vorhersehbar und dennoch nichtssagend (v. a. Keira Knightley). Das einzig Spannende sind die Kostüme und die originelle "Theater-Inszenierung".


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