Turn Me On Norwegen 2011 – 76min.

Filmkritik

Spitz in Skoddeheimen

Haidi Marburger
Filmkritik: Haidi Marburger

Ein sympathischer kleiner Film über ein Kleinstadt-Mädchen mit einem grossen Problem: Sie ist super spitz - und das die ganze Zeit.

Almas Hormone sind ausser Kontrolle. Um sich zu befriedigen lauscht die 15-Jährige (Helene Bergsholm) gerne mal dem Callboy ihres Vertrauens oder versinkt in blühende Fantasien, die von romantischen Treffen mit ihrem Schwarm Artur bis hin zu handfesten Szenarios mit beinahe jedem reichen, der ihr über den Weg läuft. Ihr Leben fristet Alma im unerträglich langweiligen Provinznest Skoddeheimen, dessen Dorfschild sie und ihre Freundinnen routiniert beim Vorbeifahren mit dem Mittelfinger würdigen. Als es auf einer Party zu einer seltsamen, aber doch anregenden Begegnung mit Artur kommt, begeht Alma den Fehler, ihren treulosen Kameradinnen davon zu erzählen. Die wollen ihr natürlich nicht glauben, und so wird Alma zum Gespött der gesamten Schule.

Mit ihrem ersten Spielfilm liefert die norwegische Dokumentarfilmerin Jannicke Systad Jacobsen eine etwas sonderbare, jedoch originelle und charmant ehrliche Teenie-Komödie. Die Hauptrolle übernimmt dabei ein Mädchen (eine wundervolle Helene Bergsholm), das sich dermassen hormongeladen verhält, wie man es sonst nur von ihren männlichen Gegenparts gewohnt ist. In Turn me on, Goddammit! geht es allerdings weniger um den Verlust der sexuellen Unschuld als vielmehr um den Verlust der eigenen sozialen Zugehörigkeit und das Gefühl, allein in der Welt zu stehen. Almas aufkeimende Sexualität verkommt dabei weder zu einem epischen Problem noch wird sie ins Lächerliche gezogen. Stattdessen gehört sie, ganz einfach und erfrischend, zum Erwachsenwerden dazu.

Traktoren, grasende Schafe, trampolinspringende Mädchen: Wiederholte visuelle Motive betonen das immergleiche Treiben im Leben der ansässigen Teenager. Aufgemischt werden der schläfrige Ton und das im Grunde banale Geschehen des Films durch Almas Tagträume, in denen es mal heiss, mal albern, aber niemals vulgär zugeht. Der Humor der Erzählung reicht dabei von feuchtfröhlich bis staubtrocken.

Liebevoll und mit Gewinn gestaltet sind vor allem die Nebenfiguren: So etwa Almas anti-kapitalistische, kettenrauchende Freundin Sara (Malin Bjørhovde), die ihre Gefühle in Briefen an einen amerikanischen Todeshäftling mitteilt. Oder Almas alleinstehende Mutter (Henriette Sreenstup), die sich verzweifelt die Ohren zustöpselt, wenn ihre Tochter im Nebenzimmer lautstark an sich herumspielt.

18.07.2012

4

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Kommentare

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Bounty25

vor 11 Jahren

süss, nicht nur teeny film! gute Umsetzung de Themas im Vergleich zu den prüden Hollywood teeny filmen.


soemmerli

vor 11 Jahren

herrlich! lustig, zum nachdenken, etwas Fantasie dazu und einfach mal was anderes.


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