Take Shelter - Ein Sturm zieht auf USA 2011 – 121min.

Filmkritik

Zeichen der Zeit

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Mann hat apokalyptische Visionen, fürchtet um seine Familie und baut einen Erdbunker zum Überleben. Jeff Nichols' unspektakuläres Drama besticht durch seine bedrohliche Schlichtheit und Alltäglichkeit. Ein meisterhaftes Zeit- und Kinostück.

Ein Kaff in Ohio. Bedrohliches braut sich am Himmel zusammen, als hätte Altmeister Hitchcock wieder seine Vögel losgelassen. Sind die düsteren Zeichen wirklich oder Ausgeburten einer Phantasie? Strassenbauarbeiter Curtis LaForche (Michael Shannon) wird von apokalyptischen Bildern und Visionen heimgesucht. Er nimmt sie ernst, handelt und baut einen Schutzbunker, um gegen Naturkatastrophen gewappnet zu sein oder weswegen? Allgemeines Kopfschütteln bei Kollegen und Nachbarn.

Ist er das Opfer seiner Alpträume und eines Angstsyndroms? Oder sind bei Curtis vielleicht alle Sicherungen durchgebrannt? Unbeirrt macht er weiter, glaubt an die Zeichen, die sich auch in seinen Träumen manifestiert haben. Nicht nur sein Arbeitskollege Dewart (Shea Whigham), sondern auch die Ehefrau Samantha (Jessica Chastain) und ihre taube Tochter sind verunsichert. Curtis verschuldet sich, bringt sich und den Freund Dewart um den Job. Hat ihn der Teufel geritten? Wie Besessen kämpft der Mann ums Überleben und gibt dabei seine Existenz auf. Er glaubt an seine Vorahnungen.

Um falsche Erwartungen auszuräumen: Take Shelter spielt nicht mit Horror- oder anderen üblichen Katastrophenszenarien, sondern entwirft das Stimmungsbild einer verunsicherten Gesellschaft, die an der Zukunft zweifelt, in existentiellen Ängsten gefangen ist und sich abkapselt. Dabei meint Jeff Nichols nicht nur Amerika. Das Alltagsdrama um einen Mann, der sich fürchtet, seine Familie zu verlieren, wird so zur Metapher für eine Welt, die aus den Fugen zu geraten droht.

Michael Shannon als eigenbrötlerischer Quertreiber, der Schutz für seine Schutzbefohlenen sucht und installiert, wirkt anfangs eigenartig verstört, verwirrt und entwickelt sich dann für die Zuschauer zu einem Menschen, der seinen Weg geht, bestärkt, aber nicht belohnt wird. Eine formidable Leistung. Das schmucklose, starke Kinostück zeitigt intensive Nachwirkung. Es wurde am Zurich Film Festival mit einem "Goldenen Auge" ausgezeichnet.

18.02.2024

4

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Kommentare

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oscon

vor 8 Jahren

Ruhiger, unheimlicher Mysterythriller um einen Familienvater, der seine Familie vor dem grossen Sturm schützen möchte.
Angesichts seiner familien-bedingten Krankheitsgeschichte, aber an seinem Verstand zu zweifeln beginnt.
Chrakterstark spielen Michael Shannon und Jessica Chastain in den Hauptrollen, die in einem Amerika des Mittelstandes sich gegen die biederhafte Ungläubigkeit der Mitmenschen behaupten müssen und im Prinzip scheitern!Mehr anzeigen


Barbarum

vor 10 Jahren

Atmosphärisch gut gemacht, man spürt die ständige Bedrohung auch dank der tollen Schauspielerleistungen, im Besonderen von Shannon. Aber alles in allem fragt man sich zum Schluss doch: Was soll das Ganze?


Urs23

vor 10 Jahren

Etwas wirr und irgendwie trotz des interessanten Drehbuchs nicht wirklich mitreissend umgesetzt.


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