Rastlos USA 2011 – 91min.

Filmkritik

Zart aber schmerzlich

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Nur wenige US-Regisseure können sich so gut in die komplizierte Seelenlage von Teenagern einfühlen wie Gus van Sant. In den meisten seiner Filme stellt er denn auch mit grosser subjektiver Intimität junge Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. So auch im romantischen Drama Restless.

Enoch (Henry Hopper) ist ein typischer van Sant-Protagonist. Still leidet er am Unfalltod seiner Eltern, zieht sich weit zurück in seine eigene Gedankenwelt und spricht eigentlich nur mit seinem imaginären Freund Hiroshi (Ryo Kase), einem im Zweiten Weltkrieg gefallenen japanischen Soldaten. Wenn Enoch sich doch mal hinauswagt in den echten Alltag, dann schleicht er sich am liebsten auf fremder Leute Beerdigungen. Bei einer dieser Gelegenheiten begegnet er Annabel (Mia Wasikowska). Sie ist aus anderen Gründen regelmäßiger Gast auf Beerdigungen: viele ihrer Freunde von der Krebsstation schaffen es nicht – und auch ihre eigene Erkrankung gilt als unheilbar. Dass sie in Enoch eine verwandte Seele gefunden hat, merkt sie schnell. Und nach anfänglichem Zögern lässt auch er sich auf eine Annäherung ein.

Gus van Sant fährt schon länger zweigleisig. Er dreht kleine, sperrige Filme wie Last Days, die ihren Zuschauern einiges abverlangen und auf Filmfestival mit Preisen dekoriert werden. Aber er verfilmt auch die Drehbücher anderer als Auftragsarbeiten, die sich erkennbar mehr am Massengeschmack orientieren - etwa Good Will Hunting. In diese Kategorie fällt auch Restless. Die Geschichte mit ihren leicht verschrobenen Figuren mögen zwar nicht purer Hollywood-Mainstream sein. Doch van Sant hält sich klar an klassische Erzählkonventionen, setzt auf eine chronologische Dreiakt-Struktur und zarten Indie-Folk-Pop.

Ein schlechter Film ist Restless deswegen keineswegs. Die Bilder sind bezaubernd hübsch, die Einfälle auf Inszenierungs- und Skript-Ebene durch die Bank ebenso (und nur gelegentlich ein bisschen zu gewollt). Vor allem aber legt van Sant einmal mehr das nötige Fingerspitzengefühl an den Tag, eine unendlich traurige Geschichte mit zu Herzen gehender Ernsthaftigkeit, aber eben auch einer guten Portion zarten Humors zu erzählen. Dass die Sentimentalität nicht in Kitsch abgleitet, liegt auch an seinen Hauptdarstellern: Henry Hopper, Sohn des legendären Dennis, gibt sein hier und da noch unbeholfenes, aber vielversprechendes Leinwand-Debüt, während die wunderbare Mia Wasikowska aus Alice im Wunderland und The Kids Are All Right einmal mehr beweist, dass in ihrer Altersklasse niemand über mehr Nuancen im Spiel verfügt als sie.

17.11.2011

4

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Kommentare

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autumn

vor 12 Jahren

mit wunderschönen bildern und einem melancholischen unterton erzählte geschichte von zwei sonderbaren menschen die sich fanden und wieder verloren. restless regt zum nachdenken an und zeigt, wie wertvoll leben ist. perfekt.


Gelöschter Nutzer

vor 12 Jahren

Ein Film über das wirkliche Leben, sehr direkt und schön.


Danilo2

vor 12 Jahren

trauriger film, der nachdenklich macht! aber sonst gut!


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