Huhn mit Pflaumen Frankreich, Deutschland 2011 – 91min.

Filmkritik

Persisches Bonbon

Filmkritik: Cindy Hertach

Märchenhafte Comic-Adaption von Marjane Satrapi: Der zweite Film der Iranerin ist kein düsterer Trickfilm wie Persepolis, sondern eine bunte und verspielte Liebesgeschichte um einen Musiker, der zu sterben beschliesst.

Teheran, 1958: Nasser Ali Khan (Mathieu Amlaric) ist der beste Geigenspieler aller Zeiten. Trotz seines weltweiten Erfolgs ist er des Lebens müde und wünscht sich nur noch, so bald wie möglich in Würde zu sterben. Er findet, er habe allen Grund dazu: Seine geliebte Violine wurde zerschmettert, mit seiner Frau (Maria De Medeiros) und seinen Kindern streitet er nur noch, und seine schöne Jugendliebe (Golshifteh Farahani) erkennt ihn nicht wieder. Der einstmals so fröhliche Nasser beschliesst deshalb, sich ins Bett zu legen und die Ankunft des Todesengels Azrael (Edouard Baer) abzuwarten. Nassers reiches und wechselhaftes Leben zieht noch einmal an ihm vorbei, und am Ende wird klar, weshalb ihm die alte Geige so viel bedeutet hat.

Mit der Trickfilmadaption ihres gleichnamigen und international erfolgreichen Comics Persepolis gewann die Iranerin Marjane Satrapi 2007 den Jury-Preis in Cannes. Satrapis verfilmte Lebensgeschichte über ihre Kindheit und Jugend in Teheran und Wien, stand der eindrücklichen Comic-Vorlage aus dem Jahr 2004 in nichts nach. Mit der Verfilmung ihres neuen Comics Poulet aux Prunes schlägt Satrapi nun völlig neue Wege ein; Sie suchte ganz offensichtlich einen deutlichen Gegenentwurf zu ihrem düsteren Erstling - und fand ihn auch. Die fiktive Biographie eines musikalischen Grossonkels ist ein phantasievoller Realfilm, verortet in Irans späten 50er Jahren und ausstaffiert mit zahllosen verspielten Trickfilm-Elementen. Während in Persepolis noch explizit die erschütternde Politik und Geschichte ihres Heimatlandes als Hintergrund diente, liess sich Satrapi diesmal von klassischen persischen Märchen inspirieren.

Geschaffen für ein breites Publikum, erinnert die tragikomische Liebesgeschichte mit all den fast schon kitschigen Tableau-Bildern und dem atemlosen Spiel mit Vor- und Rückblenden an Le fabuleux destin d'Amélie Poulain. Trotz dieser vordergründigen Verspieltheit, lässt sich der Film aber immer noch als politische Metapher lesen. Mit dem lebensmüden Musiker Nasser verweist Marjane Satrapi, die sich damit als politische Autorin treu bleibt, auf die Künstler, die am Zerfall ihres eigenen Landes zu Grunde gingen.

10.01.2012

4

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Kommentare

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juz

vor 12 Jahren

Mal was anderes! Ein schöner Liebesfilm mit witzigen Auflockerungen zwischendurch.


pfuteri

vor 12 Jahren

Der Film versucht in einer ähnlichen Sprache wie Amélie zu erzählen, bleibt aber um einiges davon entfernt.
Tolle Momente, aber als Ganzes hat es mich nicht überzeugt.


simpsonb

vor 12 Jahren

magisch, fantastisch, herzlich


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