Hugo USA 2011 – 126min.

Filmkritik

Die Magie des bewegten Bildes

Filmkritik: Catharina Steiner

Martin Scorsese hat erstmals einen Film gedreht, den sich auch Kinder ansehen dürfen. Faszinieren wird das beindruckende 3D-Spektakel, in dem sich Scorseses Liebe zum Film in jeder Einstellung manifestiert, aber eher das Kind im Erwachsenen als die junge Zielgruppe selbst.

Hugo spielt in einem Pariser Bahnhof der 30er Jahre. Dort lebt der Titelheld (Asa Butterfield) in den Wänden des Gebäudes und hält das komplexe Uhrwerk in Schuss. Des Nachts versucht der Waisenjunge einen Automaton, eine Art primitiver Roboter, zu reparieren - die einzige Hinterlassenschaft seines Vaters (Jude Law). Hugo ist allein auf der Welt, bis er auf Isabelle (Chloë Grace Moretz) trifft. Gemeinsam ergründen sie das Rätsel um den Automaton, der sie zum vergessenen Filmpionier Georges Méliès (Ben Kingsley) führt.

Während Filme oft mit einem guten Set-Up und cleverer Prämisse beginnen, aber rasch ihr dramatisches Pulver verschiessen, ist es bei Hugo genau umgekehrt. Der Film beginnt langsam, die Handlung entschlüsselt sich serpentinenhaft. Lange ist nicht klar, worum es eigentlich geht. Endlos scheinen die Verfolgungsjagden durch den Bahnhof, in denen Hugo vor dem Inspektor (Sacha Baron Cohen, irgendwo zwischen Brüno und Peter Sellers) flüchtet, der wiederum mit der Blumenfrau (Emily Mortimer) anzubandeln versucht.

Diese Nebenfiguren lenken von der eigentlichen Handlung ab und nehmen ihr den Schwung. Das mangelnde Tempo und die Absenz vordergründigen Humors dürften das Durchschnitts-Kind enttäuschen und verlangt auch von Erwachsenen Geduld. Erst als sich das Geheimnis um Méliès vor unseren Augen lüftet, zieht uns Hugo in seinen Bann. In Rückblenden sieht man den Visionär das erste Filmstudio der Welt bauen und liebevoll "Special Effects" kreieren. Originalclips der ersten Werke der Lumière-Brüder und von Méliès lassen das Herz von Film-Aficionados höherschlagen. Von da an packt uns Hugo emotional am Kragen, und lässt uns nicht mehr los. Die Faszination des bewegten Bilds, die Tragik des vergessenen Genies, die Generationen-übergreifende Sehnsucht nach Magie im Alltag, das alles transportiert Scorsese meisterhaft in ein bewegendes Finale.

Auch handwerklich ist Hugo ausnahmslos grosses Kino. Scorseses langjähriger Produktionsdesigner Dante Feretti hat sich einmal mehr übertroffen, und beschwört mit jedem Detail des liebevoll rekonstruierten Bahnhofs Pariser Charme herauf. Das gilt auch für die opulente Kamera-Arbeit von Robert Richardson. Doch es ist Scorseses intelligenter Einsatz der 3D-Technik, dem das höchste Lob gebührt. Er nutzt diese in seinem ersten 3D-Film nicht für aufdringliche Effekte, sondern komponiert jede Einstellung so, dass sie die grösstmögliche Tiefe und Intensität erzielt. Besser hat man das noch nie gesehen.

08.03.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 6 Jahren

Ein sehr schöner Film! Alle Schauspieler von jung bis alt agieren glänzend, die Szenerie und der Ton harmonieren fabelhaft und die Optik ist ein Traum.
Die Geschichte ist zwar etwas vorhersehbar und hat den einen oder anderen Logikfehler, dies dürfte das Zielpublikum aber wohl kaum stören.
8.5/10Mehr anzeigen


chuchiterrorist

vor 10 Jahren

einfach schön


Barbarum

vor 10 Jahren

Für nen Film bei dem es um Magie und Träume, Sehnsüchte und dergleichen geht, fühlt sich Scorseses "Hugo" vorallem in der ersten Stunde irgendwie kalt und leer an und der Humor und die darstellerischen Leistungen wirken forciert und unnatürlich. Da helfen auch die tollen Sets und die ausgetüfftelte Kameraarbeit wenig.Mehr anzeigen


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