Footloose USA 2011 – 113min.

Filmkritik

Weg mit dem Tanzverbot

Haidi Marburger
Filmkritik: Haidi Marburger

Regisseur Craig Brewer hat sich an die Herausforderung gewagt, einen der kultigsten Tanzfilme der 80er für eine jüngere Generation, die mit der Musik von Hanna Montana und den Dance-Moves aus Step Up aufgewachsen ist, neu zu verfilmen.

Die Story hat sich kaum verändert: Wir finden uns in der verschlafenen Kleinstadt Bomont wieder, in der Reverend Moor (Dennis Quaid) das Sagen hat. Nach dem tragischen Unfall einiger Teenager hat dieser ein striktes Musik- und Tanzverbot über die Stadt verhängt. Als der Grossstadtjunge Ren MacCormack (Kenny Wormald) in das gottesfürchtige Provinzkaff zieht und sich ausgerechnet in die rebellische Tochter des Reverends verliebt, kommt es bald zu Spannungen.

Brewers Remake von Footloose verpflichtet sich ganz dem Vorbild und beginnt, wie bereits das Original, mit tanzenden Fusspaaren zu Kenny Loggins gleichnamigem Hit. Es überrascht, wieviele Momente aus dem Film tatsächlich dem Original (teils Einstellung für Einstellung) nachempfunden wurden. So etwa die legendäre Lagerhaus-Nummer, in der Ren in Tank-Top und Blue-Jeans seine jugendliche Wut auslässt. Auch manche Dialoge wurden eins zu eins übernommen. Jedoch geht der Film in einiger Hinsicht über das Original hinaus, neigt teilweise sogar zur Überdeutlichkeit, wo das Vorbild die Geschichte wesentlich subtiler erzählte. Anders als im Vorgänger zeigt das Remake den Autounfall der Teenager in einer dramatischen Rückblende zu Beginn des Films. Am stärksten verändert wird Rens Hintergrund, der nun auf sich allein gestellt ist, nachdem seine Mutter gestorben ist.

Bereits in Hustle & Flow bewies Brewer, dass er es versteht Tempo, Timing und Musik zu vereinen und so zeigt sich bei der Bild- und Schnittästhetik eine deutliche Abkehr vom Vorgänger. Die Choreographien sind anspruchsvoller, schneller und sehr viel sexier. Hatten die Tanzszenen im Original noch sehr statischen und graphischen Charakter, geht es hier vor allem um ein sinnliches Erlebnis. Auch die Figuren und ihre Konflikte sind nun wesentlich ausgearbeiteter und übertreffen hier klar das Original. Warmald wirkt - mehr noch als Bacon - stark, lebenserfahren und charmant und erinnert dabei fast an einen modernen James Dean. Auch Dennis Quaid ist als Reverend und besorgter Vater glaubhafter als der doch sehr grob geratene John Lithgow. Richtig gelungen sind vor allem die Nebenfiguren von Miles Teller und Ray McKinnon. Etwas enttäuschend hingengen ist Julianne Hough als Ariel, die (noch mehr als im Original) als verschlagenes Gör daherkommt.

Schon damals wollte die Geschichte jedoch nicht so recht überzeugen und ist heute, aus mitteleuropäischer Sicht, noch schwerer nachzuvollziehen. In einigen Passagen wirkt der Film unfreiwillig komisch, weil er sich schlicht zu ernst nimmt. So muss man doch recht schmunzeln, wenn Ren eine leidenschaftliche Rede für das Recht zu Tanzen vor dem Stadtrat hält, oder die Bänke beim sonntäglichen Kirchgang brechend voll sind. Footloose ist ein insgesamt gelungenes Remake eines Films, dessen Geschichte es nicht wert gewesen wäre, nochmals erzählt zu werden.

19.10.2011

3

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Kommentare

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sternenstaub7171

vor 9 Jahren

Prädikat Wervoll

:)


julimu

vor 10 Jahren

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debbie.004

vor 12 Jahren

hat mir sehr gut gefallen!!!!
dicht am Original. Super Moves+Musik!


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