Detachment USA 2011 – 97min.

Filmkritik

Das seltsame Spiel der Liebe

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Der Aushilfs-Lehrer Henry Barthes landet an einer heruntergekommen High School in Long Island, New York. Die Rektorin wird von der bürokratischen Schulverwaltung weggemobbt, die Lehrer sind frustriert, die Schüler unmotiviert und verroht. Davon erzählt Regisseur Tony Kaye und führt den brillanten Charakterschauspieler Adrien Brody (The Pianist) als Hauptfigur durch ein packendes Filmdrama über die Suche nach Respekt, Lebenssinn und Liebe.

Der Lehrer Barthes ist sich einiges gewohnt und weil er intelligent ist und über eine natürliche Autorität verfügt, schafft er es, sogar in diesem Sauhaufen positive Akzente zu setzen. Zu den Kollegen hat er einen guten Draht und die Schüler spüren, dass der Neue fachlich etwas zu bieten hat. Und sie ernst nimmt. Doch im privaten Bereich hat Barthes schwer belastende Baustellen: Er muss sich um den Grossvater kümmern, der dement in einem Pflegeheim dahindarbt und wird mit unangenehmen Familienerinnerungen konfrontiert. Richtig kompliziert wird es aber, als er eine minderjährige, misshandelte Prostituierte kennenlernt. Sie weckt seinen Beschützerinstinkt und er nimmt sie bei sich zuhause auf; ein nobler Akt, ganz ohne schlüpfrige Hintergedanken. Doch es ist sofort abzusehen, dass Probleme folgen werden. Als dann auch noch eine Lehrerkollegin Gefallen am attraktiven Dozenten findet und sich eine Schülerin in ihn verliebt, spitzt sich die Lage zu.

Davon erzählt der 1952 geborene englische Filmemacher Tony Kaye, der 1988 mit dem famosen Rassismus-Drama American History X bekannt wurde. Als Realisator von Videoclips für Bands wie Red Hot Chili Peppers oder Soul Asylum ist er zudem in der Musikszene eine Kultfigur. Im Spielfilm Detachment beweist er nun erneut sein stupendes Talent für eine symbolstarke Bild-, Ton- und Schnittästhetik und sein Flair für Schauspielerführung: Oscar-Gewinner Adrien Brody liefert eine Glanzleistung und man nimmt ihm die Zerrissenheit und die unkonventionellen Handlungen seines Charakters jederzeit ab. Dennoch ist das Ganze keine One-Man-Show: Die übrigen Rollen sind kongenial besetzt, etwa mit Marcia Gay Harden als Schulleiterin oder Hollywood-Altstar James Caan als Erzieher. Und: Schlicht überwältigend agieren die blutjunge Sami Gayle als Prostituierte Erica und Betty Kaye (die Tochter des Regisseurs in ihrer ersten Filmrolle) als übergewichtige, sensible Schülerin Meredith.

"Detachment" sucht Antworten auf die existenziellen Fragen allen Seins: Wer bin ich, was will ich, wo will ich hin? Anspruchsvoll, provokant, hochemotional und spannend: Ganz starkes Kino.

08.03.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Aus der Thematik lässt sich schliessen, dass es sich hierbei um alles andere als einen Feel-Good-Movie handelt. Und tatsächlich ist der Film nur schwer verdaulich, dazu tragen auch Kayes eigenwilliger Schnitt und Montage bei. Vor allem aber durch die tollen Darstellerleistungen bleibt man interessiert, auch wenn sich der Film mitunter etwas allzu sehr in unterschiedliche Nebenhandlungen verstrickt, die überhaupt nichts zur eigentlichen Story beitragen.Mehr anzeigen


marintv

vor 11 Jahren

Super Schauspieler. Interessanter wenn auch etwas düsterer Film über die Verlorenheit


moira123

vor 11 Jahren

Naja


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