Crazy, Stupid, Love USA 2011 – 118min.

Filmkritik

Prada für den Biedermann

Filmkritik: Catharina Steiner

Nachdem der Hype um "R-Rated Comedies" langsam am Abklingen ist, legt das Regie-Duo Glenn Ficarra und John Requa (I Love You Phillip Morris) eine ambitionierte Beziehungskomödie vor, die der neuen Deftigkeit einen Korb gibt und stattdessen einen sanfteren Ton anschlägt. Der ist allerdings nicht immer stimmig.

Mit einem langen Set-Up hält sich der Film nicht auf: In der ersten Szene fragt Cal (Steve Carell) seine Frau Emily (Julianne Moore), was sie denn zum Dessert wolle. Sie überlegt kurz und sagt: "Die Scheidung". Mittvierzieger Cal fällt aus allen Wolken, und er landet hart - auf dem Single-Markt des neuen Milleniums. In einer hippen Bar erzählt er allabendlich jedem, der's nicht wissen will, von seinem Schicksal: "Meine Frau hat Sex mit jemandem, der nicht ich ist." So lernt er auch Womanizer Jacob (Ryan Gosling) kennen, der ihm beibringt, wie man heutzutage Frauen abschleppt - und dabei auszusehen hat. Statt Karottenjeans trägt Cal bald Prada-Anzüge, und aus dem Rettungsring um den Bauch wird nach einem Workout-Bootcamp ein Six-Pack. Mit dem neuen Selbstbewusstsein kommt auch der Erfolg bei den Frauen. Doch als sich Jacob in Hannah (Emma Stone) verliebt und seiner Aufreisser-Attitüde abschwört, erkennt auch Cal, dass es sich für die grosse Liebe zu kämpfen lohnt.

Dass dieser Handlungsstrang bei Weitem nicht der einzige ist, daran krankt das ehrgeizige Drehbuch von Dan Fogelman. Es scheint so, als wollte der Autor, der sich mit zwischenmenschlich eher einfach gestrickten Animationsfilmen wie Cars und Rapunzel einen Namen gemacht hat, zu viel auf einmal. Der 13-jährige Sohn Robbie (der wunderbare Newcomer Jonah Bobo) ist in seine Babysitterin verknallt, die es wiederum auf Cal abgesehen hat. Hannah, das Objekt von Jacobs Begierde, ist mit einem soliden Langeweiler (Josh Groban) zusammen, fragt sich aber, ob es das schon gewesen sein soll. Und Emily wird von einem Arbeitskollegen (Kevin Bacon) umworben, der scheinbar perfekt, aber eben nicht Cal ist.

Dieser inhaltliche Ballast geht auch zu Lasten einer kohärenten Tonalität. Während Cal und Emilys Entfremdung ernsthaft verhandelt wird, hat Cals Komplizenschaft zu Aufreisser Jacob den Charakter einer Farce. Hätte sich der Film mehr auf die "Bromance" zwischen Nerd Cal und seinem hippen Mentor konzentriert, hätte Crazy, Stupid, Love sein komödiantisches Potential wohl voll entfalten können - auch dank der offensichtlichen Chemie zwischen Gosling und Carell. Letzterer hat die Rolle des liebenswerten Biedermanns inzwischen perfektioniert, und Gosling - sonst eher ernsthaften Rollen verschrieben - zeigt mit seiner Parodie eines oberflächlichen Playboys, welches Comedy-Talent in ihm schlummert.

17.02.2024

3

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Kommentare

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Mikelking

vor 9 Jahren

Gute Unterhaltung mit guten Schauspielern. Leider etwas SEHR vorhersehbar.


Janissli

vor 11 Jahren

Ryan Gossling voll in Form.


Invictus

vor 11 Jahren

super Film!


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