Der letzte Exorzismus Frankreich, USA 2010 – 87min.

Filmkritik

Entertainer auf Abwegen

Filmkritik: Mathias Weber

Ein unorthodoxer Prediger will seine lukrativen Teufelsaustreibungen bei einem letzten Exorzismus als Schwindel entlarven: von Eli Roth produzierter Low-Budget-Horror im Mockumentary-Stil.

Für den charismatischen Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian) sind die bereits von seinen Vorvätern praktizierten Exorzismen eine willkommene Praxis, seine bibeltreuen Schäfchen auf ihre weltlichen Laster aufmerksam zu machen und sie ganz nebenbei um ein paar Dollar zu erleichtern. Doch Cotton beschleichen Selbstzweifel: Durch einen letzten Exorzismus will er den zaubertrickreich praktizierten Hokuspokus als Farce entlarven. Zu diesem Zweck begleitet ihn ein Kamerateam ins ländliche Louisiana zur abgelegenen Farm des Witwers Louis Sweetzer (Louis Herthum), der überzeugt davon ist, dass seine Tochter Nell (Ashley Bell) von Dämonen besessen ist.

Die "realistische" Ausgangslage des Doku-Fakes weiss durchaus zu überzeugen. Der deutschstämmige Regisseur Daniel Stamm versteht es, uns seinen Protagonisten in seiner ganzen Unmittelbarkeit näher zu bringen, indem er uns von Anfang an nur eine Perspektive eröffnet: den Blick durch die Linse des Kamerateams, das Cotton begleitet. Wer hier von Anfang an blutige Teufelsaustreibungen erwartet, ist im falschen Film. Mit einer gesunden Portion Humor wird Cotton mit seiner fast schon beschämenden Offenheit vielmehr als durchaus zu hinterfragende Persönlichkeit präsentiert: Rückschlüsse auf die Rolle der Religiösität in den USA und das Entertainment an sich sind erlaubt.

Klar, es ist absehbar, was den Scharlatan auf Sweetzers Farm erwarten wird. Auch wenn das Genre im zweiten Teil des Horrorstreifens keineswegs neu erfunden wird, schafft es Stamm, den Zuschauer mit einem subtil aufgebauten Spannungsbogen zu unterhalten. Das liegt vor allem an der vermeintlichen Sicherheit, die uns "The Last Exorcism" auftischt. Die Dekonstruktion des Schwindels, die das selbstreflexive Moment des Films im Film erlaubt, wird hin und wieder elegant untergraben: Der manipulative Ansatz Cottons in Kombination mit den seltsamen Dingen, die auf der Farm passieren, birgt Zündstoff. Das geschickte Fährtenlegen des Regisseurs und die schauspielerische Leistung Fabians tragen dazu bei, den Zuschauer lange im Unklaren zu lassen.

Eingefleischte Exorzismus-Fans werden hier trotzdem oder gerade deshalb einiges an teuflischer Beunruhigung vermissen und kommen - wenn überhaupt - erst spät auf ihre Kosten. Dass die Mission eines Priesters, seine geistlichen Praktiken der Lächerlichkeit preiszugeben, auch ohne übernatürliche Ereignisse schon spannend genug wäre, ist gleichsam das Dilemma von The Last Exorcism. Die Anspielung "Who's Cassandra?" lässt es erahnen: Kurz vor Schluss überrascht der Horror noch einmal mit einer Wendung, die man den Machern allerdings auch als Inkonsequenz vorwerfen könnte. Der finale Plot-Twist mag anecken und dem allzu Offensichtlichen verfallen, zu unterhalten vermag der - sicherlich nicht - letzte Exorzismus allemal.

19.10.2010

3

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