CH.FILM

Taxiphone Algerien, Schweiz 2010 – 94min.

Filmkritik

Eine Panne fürs Leben

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Es sollte eine romantische Abenteuerreise werden. Doch der Lastwagen, den ein junges Schweizer Paar nach Timbuktu fahren soll, macht in der Wüste schlapp - genau wie ihre Beziehung: eine algerisch-schweizerische Koproduktion mit Mona Petri, Pasquale Aleardi und stimmigen Bildern.

Sie rumpeln über Wüstenpisten, die mädchenhafte Helena (Mona Petri) und ihr Steuermann Oliver (Pasquale Aleardi), der auch ihr Lebenspartner ist. Aber dann stottert der Motor des Lastwagens, den sie nach Timbuktu fahren sollen. Die Karre streikt, das Paar strandet in einer Oase, worauf er sich sich nur noch um den Schrott auf Rädern kümmert, den Lastwagen mit Zürcher Kennzeichen ums Verrecken flott machen will, während sie beginnt, Ort und Leute zu erkunden. Zentrum des Ortes ist Saïds (Tarik Bouarrara) Taxiphone, ein kleines Telefonzentrum. Hier wird die Verbindung zur Welt hergestellt.

Helena bummelt gelangweilt durch die Gegend, wagt sich bis an den Rand, gerät in einen Sturm, hat seltsame Begegnungen, auch mit einer Wahrsagerin. Sie freundet sich mit Aya (Adila Bendimerad) an, die vergeblich telefonische Verbindung mit ihrem Mann in Italien herzustellen versucht. Und dann taucht in einem Laden der Oase plötzlich Bruno Ganz als Bruno Ganz auf. Ein Gag ist auch der Auftritt von Jean-Luc Bideau, dem Vater des abtretenden Chefs der Sektion Schweizer Film. Er mimt einen Einsiedler in der Wüste, der alte Autos um sich geschart hat und sonst das Leben geniesst - abseits des Schrottplatzes.

Doch diese kleinen neckischen Episoden können nicht über die Dürftigkeit der Geschichte, der Beziehungen und die Entwicklung der Hauptfiguren hinwegtäuschen. Zu viele Köche (drei Autoren werden aufgeführt) verderben oft den Kinobrei. Und schöne Bilder (Kamera: Bachir Sellami) allein machen noch keinen guten Film. Regisseur Mohammed Soudani versucht zwar, leise und schrittweise in eine fremde kleine Welt einzuführen. Doch diese Alltäglichkeiten zwischen West und Orient wirken belanglos und inszeniert. Am Ende wird's märchenhaft: Elena hat ihr Schlüsselerlebnis, findet ihre Berufung. Die Frauen obsiegen - Oliver verliert sich im Irgendwo. Quintessenz der algerisch-schweizerischen Koproduktion: Gut und nett gedacht, bedächtig gemacht, aber eher ein softes Kulturprogramm denn ein fesselnder Kinofilm.

11.01.2011

3

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