Somewhere USA 2010 – 98min.

Filmkritik

Irgendwo in Hollywood

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Einen nicht gerade glücklichen Schauspieler, der vom Ruhm vergangener Tage zehrt, einsam in einem Hotelzimmer? Das gab's schon einmal bei Sofia Coppola. Grund zur Kritik ist das noch lange nicht - im Gegenteil.

Im Zentrum von "Somewhere" steht Johnny Marco (Stephen Dorff): kein Superstar, aber doch ein bekannter Schauspieler, der sich dauerhaft im legendären Hotel Chateau Marmont einquartiert hat, wo er immer wieder neuen Damenbesuch empfängt und ansonsten mit der Langeweile ringt. Für Abwechslung sorgen nur die Tage, an denen seine 11-jährige Tochter Cleo (Elle Fanning) zu Besuch kommt. Als deren Mutter sich plötzlich auf unbestimmte Zeit verabschiedet, muss Johnny sie nicht nur mit auf eine Promotiontour nach Italien nehmen, sondern endlich auch Verantwortung tragen und eine echte Beziehung zum Nachwuchs aufbauen.

Ohne Frage ist Stephen Dorff - der mit Filmen wie "The Power of One", "Backbeat" oder "Blade" einst zum Teenie-Star und hoch gehandelten Newcomer wurde, bevor er als Party-Dauergast Schlagzeilen machte und sich mit Mini-Rollen und DVD-Premieren begnügen musste - kein Bill Murray, doch in der mutmaßlich nicht weit von der eigenen Person entfernten Figur des Johnny Marco ist der 37-jährige perfekt besetzt. Äusserst charmant gewinnt er seiner Rolle verschiedene Facetten von Resignation, Melancholie, Naivität und Vorwitzigkeit ab - und auch mit seiner jungen, aber erfahrenen Leinwandpartnerin harmoniert er vorzüglich. Weil die etwas konstruierte Spannung zwischen Murray und Scarlett Johansson in "Lost in Translation" hier einem von viel mehr Wärme und Selbstverständlichkeit geprägten Verhältnis zwischen Vater und Tochter gewichen ist, geht "Somewhere" sogar noch mehr zu Herzen.

Überhaupt hat Sofia Coppola als Regisseurin und Autorin noch an Souveränität hinzugewonnen. Weniger denn je verlässt sie sich auf die Exotik von Milieu und Location; sie erliegt auch - von ein paar Insider-Skurrilitäten wie einer italienischen TV-Show oder einer kuriosen Pressekonferenz abgesehen - kaum der Versuchung, die Showbranche und ihre Klischees in den Fokus ihrer Geschichte zu rücken. Stattdessen konzentriert sie sich ganz auf die kleinen Momente und Veränderungen im Alltag ihrer beiden Protagonisten, die sie mit geduldiger Beiläufigkeit, liebevollem Humor und in wunderbarer Bildsprache beobachtet. So ist "Somewhere" am Ende ihr mit Abstand unaufgeregtester Film - und gleichzeitig ihr bester.

15.11.2010

5

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

In meinen Augen war der Film total langweilig. Klar ist es eine gute Darstellung eines sich/Glück suchenden Menschen, nur leider muss man dies nicht zwingend gesehen haben.


movie world filip

vor 12 Jahren

Grandios, das liebe Ich... das ist wie ein gutes Buch... nicht viel mit viel Tiefe. Minimalistisch, stark. Nach Marie Antoinette, jetzt wieder ein starkere Sofia Coppola.


Samuel19

vor 12 Jahren

Höchst amüsant! Ihr habt den Film alle nicht verstanden: Johnny ist gar nicht gelangweilt. Der hat ja alles, was man sich wünschen könnte, inklusive gutem Sex mit scharfen Bräuten, einer geilen Karre, er wird vom Bürgermeister höchstpersönlich empfangen, er hat eine süsse kleine Tochter die weder drogensüchtig noch sonst kaputt ist, er hat gute Freunde mit denen er Wii spielen kann etc etc. Was soll daran langweilig sein, bitteschön? Bloss weil er während dem ersten Strip einschläft? Er ist einfach Abends erschöpft von all der Schönheit in seinem Leben!Mehr anzeigen


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