CH.FILM

Panamericana Schweiz 2010 – 98min.

Filmkritik

Das wahre Roadmovie

Filmkritik: Eduard Ulrich

Eine Straße als Hauptfigur, kann das gutgehen? Drei junge Schweizer machen aus einer Reise einen Film - und so sieht er auch aus. Ein Diavortrag hätte das nicht besser gekonnt.

Rekorde sind ein gefundenes Fressen für die Presse, aber selten haben sie eine Bedeutung für das wirkliche Leben. Die angeblich längste Straße der Welt, die historische Panamericana, die in Mexiko anfängt und bis nach Argentinien führt, ist natürlich an jedem Kilometer eine gewöhnliche Straße. Das ist auch schon eines der Probleme dieses Werks, das bei einer Reise von Severin Frei (Diplomdrogist HF), Jonas Frei (Diplomhochbauzeichner) und Thomas Rickenmann (Diplomingenieur Elektrotechnik FH) entstand, denn worin kann sich eine Fahrt auf dieser Straße von Fahrten auf anderen unterscheiden?

Leider wird diese Frage nicht beantwortet, stattdessen werden immer wieder die selben Fragen an zufällig ausgewählte Bewohner einiger Städte gerichtet, die an dieser Straße liegen, und manche der Befragten machen sich Gedanken über ihr Leben. Das mag vielleicht ganz unterhaltsam sein, hat aber eigentlich keinen Bezug zum Thema, und ein kritischer Geist wird bemerken, dass die geäußerten Gedanken nicht über Platitüden hinausgehen. Und auch dann, wenn man es schätzt, dass die Verantwortlichen keine Hemmung haben, die Rotlichtbezirke zu begutachten, so ist es doch heikel, eine Mutter unverpixelt zu präsentieren, deren Familie nichts von ihrer Tätigkeit im Milieu weiß, wie sie selbst ausführt. Da kann man nur hoffen, dass niemand von dort oder Verbindungen dorthin diesen Film jemals zu sehen bekommt.

Für das hiesige Publikum möchte man nicht so weit gehen, aber der Informationsgehalt ist doch etwas dürftig, die Bilder eher zufällig und die Dramaturgie selbst offenbar verreist. Wichtige, aktuelle kritische Fragen werden nicht einmal gestellt wie beispielweise diejenige nach den ökologischen Folgen. Der Untertitel "das Leben an der längsten Straße der Welt" klingt etwas ambitioniert, wenn man gesehen hat, was von diesem Leben den Weg auf die Leinwand gefunden hat. Dass dieses Leben vorwiegend aus der untersten Schicht stammt, ist wohl dem Konzept geschuldet und bildet auch die Mehrheit ab, ein vollständiges Bild ergibt sich so freilich nicht. Der penetrante Klangteppich vermittelt vielmehr den Eindruck, man säße selbst im Auto - da ist der Blick auf die Realität zwangsläufig eingeschränkt.

17.02.2024

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Kommentare

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Seher1

vor 13 Jahren

also ich habe den film auch super gut gefunden! jeder, der südamerika liebt, wird bestimmt das gleiche empfinden..

die kontraste werden mit einer perfekten musikbegleitung so gut gezeigt, dass man in diesen 98 min in die lateinamerikanische welt eintauchen kann..

ja es gibt brutale bilder, aber so ist das leben in diesen ländern.. in der beschreibung steht: der film illustriert die denkweise der lateinamerikanischen bevölkerung,... und genau das wurde gemacht.. für uns ist vieles ziemlich brutal und unverständlich, aber lateinamerika besteht nicht nur aus strand, cocktails und musik!

p. s.: ich habe nichts mit den filmmachern zu tun, wie wahrscheinlich viele andere auch, die den film positiv bewertet haben.. wir haben nur erkannt, um was es geht..Mehr anzeigen


Fridedrich Deigendesch

vor 13 Jahren

Mir scheint die Bewertungen an diesen Film sind nicht sehr seriös - El, Patric, Michael, Manuela, Tom, Jonas - seid Ihr mit den Machern dieses "Filmes" befreundet? Das ist gegenüber einem "neutralen" Zuschauer nicht sehr fair. Der Film ist wirklich aus der untersten Schublade und mann hat in einigen Szenen das Gefühl die "Versteckte Kamera" filmt einem bei dieser Tortur Einfach nur übel!Mehr anzeigen


hpe54

vor 13 Jahren

Collage von Eindrücken und ausgewählten Menschen sowie deren Alltag entlang der wohl berühmtesten, interkontinentalen Strasse. In ihren bruchstückhaften Ausschnitten des Lebens an dieser Strasse, erheben die Filmer offensichtlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern betonen ihr subjektive Sicht, deren roter Faden tatsächlich nur diese Strasse ist. Unspektakulär, aber gerade deshalb sehenswert.Mehr anzeigen


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